Zum 70-jährigen Jubiläum hatte der Polizeisängerchor ins Audimax der Bamberger Uni eingeladen und viele Gäste folgten dem Ruf des bekannten Bamberger Männerchors, der sich in den letzten 15 Jahren mit dem Titel „Leistungschor des Fränkischen Sängerbundes in der Höchststufe A“ schmücken durfte.
Als Gastchor konnte dazu der Polizeichor Villach aus der Kärntner Partnerstadt Bambergs gewonnen werden, der die Gelegenheit gleich nutzte, drei Tage hierzubleiben und Bamberg und die Bamberger Polizeisänger näher kennen zu lernen.
Die Konzerteröffnung oblag wieder einmal dem bewährten langjährigen „Hausorganisten“ des Polizeisängerchors Florian Walz, der mit einem schwungvollen „Sortie“ von L.J.A. Lefebure-Wely etwas verwirrend begann („Sortie“ bezeichnet in der französischen Kirchenmusik den Ausgang aus der Messe), allerdings konnte der 1. Vorstand Reiner Pflaum die Zuhörer beruhigen, sie müssten noch nicht heimgehen, es komme schon noch etwas. Wie gut die freundschaftlichen Beziehungen der Bamberger Sänger zu anderen Polizeichören sind, konnte man an der Liste der von Pflaum begrüßten Abordnungen sehen: Gäste aus Lahr in Baden, Göttingen, Würzburg, und Nürnberg hatten den Weg nach Bamberg nicht gescheut, ebenso wie solche der beiden Patenchöre aus München und Hallstadt.
Die Villacher Polizeisänger in ihrer schmucken weißen Uniform hatten unter ihrem Dirigenten Hannes Miki Petschnig einen bunten Strauß Kärntner Volksmusik mitgebracht, die sie klangvoll und routiniert darbrachten, Lieder, in denen – natürlich – die Liebe das Hauptthema war, im Villacher Dialekt mal zart, mal heiter besungen, mit einem abgrundtiefen Bass an der rechten Seite, hinter dem sich der legendäre Bruce Low hätte verstecken müssen und der sich vor allem im Gstanzl „Da Krot’nteich“, in dem der ganze Chor quakte, bestens in Szene setzen konnte.
Die Gastgeber glänzten mit einem Programm aus drei sehr selten zu hörenden lustigen Stücken von Wilhelm Klepper (Sprichwörter), Jodocus Rauschebart (Graf Gordon – die hinterletzte Ballade – einer Parodie auf blutrünstige Stücke dieser Gattung in der Romantik), Anselm Hüttenbrenner, einem Freund von Franz Schubert (Essen und Trinken hält Leib und Seel‘ zusammen) und dazu die unverwüstliche und immer publikumssichere „Diplomatenjagd“ von Reinhard Mey. Bestens verständliche Aussprache und eine dynamisch und agogisch sehr differenzierte Darbietung sind seit jeher Markenzeichen dieses Chors.
Im zweiten Teil hatte man bekannte Melodien aus Musical („Old man river“, Solist Martin Langhans und „Hello Dolly“) sowie Westernfilm („I was born under a wandrin‘ star“) gewählt, was ebenfalls beim Publikum bestens ankam. Die Klavierbegleitung hatte Florian Walz übernommen, der gleich anschließend wieder an die leider kaum mehr genutzte Orgel im Audimax wechselte, um die Zuhörer mit den berühmten „Variations on America“ des amerikanischen Autodidakten Charles lves zu begeistern, einem sehr witzigen Werk über die damalige amerikanische Nationalhymne (God save the Queen), das seinem Verfasser Schwierigkeiten mit den Behörden einbrachte.
Zwischen den Chorblöcken gab es ein besonderes Hörerlebnis: das seit dem letzten Jahr bestehende und schon mehrfach in Bamberg zu hörende „Sullivan-Quartett“ (Katharina Reeder, Kathrin Ottilie, Sabine Göller und Martin Langhans) brachte vier Part-Songs des berühmtesten englischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, Sir Arthur Sullivan zu Gehör. in den letzten Jahren haben einige komische Opern des Erfolgsduos Gilbert & Sullivan (Der Mikado, Die Piraten von Penzance) die Bühnen hierzulande erobert, dieses Gesangsquartett setzt sich zu Recht für die leider vergessene sonstige Musik Sullivans ein. Die leicht melancholischen Stücke wurden perfekt und äußerst klangschön dargeboten und vom Publikum entsprechend bejubelt.
Den Schlusspunkt setzten die beiden Chöre mit einem gemeinsam gesungenen Stück, dem Himalaja-Marsch des Österreichers Franz Josef Sigmund, der dem Publikum nochmals klarmachte, dass Polizeichöre international sind und notfalls auch auf chinesisch, japanisch, koreanisch oder was auch immer singen können: eine große Gaudi war’s auf jeden Fall und der seit 40 Jahren amtierende Chorleiter des Bamberger Polizeisängerchors, Franz Ullmann, hatte wieder einmal einen kurzweiligen Abend zusammengestellt, der für jeden Geschmack etwas bereit hielt.