Die Helenenkapelle oberhalb des Mains bei Kemmern ist ein mythischer Ort, um den sich viele Sagen ranken, ein Ort, der bereits seit Jahrhunderten von Menschen genutzt wird. Für Wanderer wurde hier nun von den Bayerischen Staatsforsten eine neue überdachte Sitzgruppe gebaut und eine Informationstafel über die Geschichte der dortigen Denkmäler aufgestellt. Diese wurde im Rahmen der Segnung des historischen Ortes durch Pastoralreferent Manfred Herl der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Leiter des Forstbetriebs Forchheim, Stephan Keilholz, freute sich über zahlreiche Gäste zur Präsentation der neuen Sitzgruppe und begrüßte im Namen der drei „Elenden Heiligen“, Namensgeber der Helenenkapelle, die Vertreter der Archäologie, der Gemeinde Kemmern und die Behördenvertreter sowie alle anwesenden Gäste wie unter anderem Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis und Hallstadts zweiter Bürgermeister Ludwig Wolf.
Bekannte Persönlichkeiten neben Bürgermeister Rüdiger Gerst bei der Einweihung der neuen Sitzgruppe durch Pastoralreferent Manfred Herl.
Ausgrabungsingenieurin Britta Ziegler hofft auf weitere Untersuchungen
Kemmerns Bürgermeister Rüdiger Gerst stellte in seinem Grußwort sein profundes Geschichtswissen als Historiker unter Beweis. Er wusste zu erzählen von Mythen rund um die Helenenkapelle, von der möglichen Schutzfunktion der frühmittelalterlichen Wehranlage für den damaligen Königshof Hallstadt bereits zu Zeiten der Merowinger und Karolinger gegen die einfallenden Slawen, von der Kontrollmöglichkeit des Ortes über die seinerzeitigen Handelsstraßen zu Wasser und zu Land, vom möglichen Zufluchtsort der umliegenden Siedlungen, von der Kraft des Ortes, die durch Wünschelrutengänger bestätigt wurde und von der Vermutung, dass der Platz bereits von den Kelten als Kultstätte genutzt worden sei. Zugleich bedauerte er jedoch, dass viel Wissen, einiges an Bausubstanz und bereits geborgene historische Fundstücke verloren gegangen sind.
Ihre Untersuchungen an der Helenenkapelle, die weitere Verluste an historischem Wissen verhindern sollen, stellte Ausgrabungsingenieurin Britta Ziegler dar. Gemeinsam mit ihren Studenten und weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat sie den frühmittelalterlichen Ringwall sowie den Grundriss und das Mauerwerk der Helenenkapelle im Frühjahr 2015 erstmals digital ermessen. Der aktuelle Zustand der Helenenkapelle kann so der Nachwelt nicht mehr verloren gehen. Dabei wurde ihr Forschergeist weiter geweckt. So hofft sie auf eine genauere Untersuchung des Fundamentes der Helenenkapelle, auf ein Erfassen der Zisterne mittels Lasertechnik, auf eine nähere Untersuchung der „Graffiti“ in der Kapelle und besonders auf eine geomagnetische Prospektion des Geländes, mit der Spuren von ehemaligen Gebäuden und von Feuerstätten sichtbar gemacht werden können.
Zahlreiche Interessierte ließen sich die Einweihung nicht entgehen.
Die Forstverwaltung bezuschusste das Projekt der überdachten Sitzgruppe
Der Geschäftsführer des Naturparks Hassberge, Winfried Seufert, hob die Erholungsfunktion des Ortes hervor, der an vielen wichtigen Wanderwegen liegt – wie dem neu errichteten Sieben–Flüsse-Wanderweg, und dankte den Bayerischen Staatsforsten für das Engagement an diesem besonderen Ort. Auch Bürgermeister Rüdiger Gerst begrüßte deren Einsatz. Mit der Infotafel und der Sitzgruppe sei ein wichtiger Beitrag für das Wanderwegesystem der anliegenden Gemeinden geleistet worden. Außerdem dankte er Britta Ziegler und ihrem Team für die durchgeführten Vermessungsarbeiten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse.
Forstdirektor Hans Schmid vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg schließlich freute sich, dass die Forstverwaltung mit einem Zuschuss aus den Fördermitteln der besonderen Gemeinwohlleistungen zum Gelingen der überdachten Sitzgruppe beitragen konnte.