Zeitdruck, schnelle Entscheidungen und das bei einem „Millionenprojekt“? Eigentlich unstrittig ist, dass Zapfendorf für das im August 2013 in Kraft tretende Kinderbetreuungsgesetz noch zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder ab einem Jahr schaffen muss. Dabei drängt die Zeit für Planung, Bau und Abrechnung, die noch 2013 abgeschlossen sein müssen, sonst erlischt die versprochene Förderung vom Bund. Bevor der Gemeinderat sich in der Sitzung am 17. Januar allerdings mit dem Planungsstand auseinandersetzen konnte, musste erst ein Antrag behandelt werden, der eine alternative Lösung des Betreuungsproblemes in den Raum stellte: Tagesmütter statt Krippenplätze.
Seit Juli 2012 war dem Gemeinderat der Bedarf an weiteren Betreuungsplätzen bekannt, dennoch fühlten sich einige Räte in der Sitzung vom 13. Dezember 2012 etwas überrannt, als Bürgermeister Josef Martin nicht nur bekanntgab, dass die Bauträgerschaft für die neue Kinderkrippe, die in direkter Nachbarschaft zum bestehenden Kindergarten St. Christopherus durch die Kirchenstiftung geplant war, nun der Marktgemeinde Zapfendorf obliegt, sondern auch gleich die von der Kirchenstiftung in Auftrag gegebenen Baupläne für eine neue Kinderkrippe in Holzmassivbauweise zur Abstimmung stellte. Den Gemeinderäten fehlten Informationen zu dieser neuen Bauweise, aber auch ein Nachdenken über mögliche Alternativen. So wurde der Punkt vertagt, mit der Bitte an die Architekten Roland Schmitt und Arne Vogels, die vorgeschlagene Holzmassivbauweise mit der üblichen Massivbauweise aus Kalksandstein zu vergleichen.
Tagesmütter statt Kinderkrippe?
Eine provokative Anregung zur Diskussion und dem Nachdenken über Alternativen sei sein Antrag gewesen, so erklärte Dr. Rosenbusch seinen Vorschlag, den Bedarf an Kinderkrippenplätzen mit Tagesmüttern abzudecken, statt für viel Geld neu zu bauen. Martin verlas zu diesem Vorschlag ausführlich die Stellungnahme des Bamberger Jugendamtsleiters Hans Jürgen Tytyk, aus der vielfältige Gründe gegen eine reine Abdeckung des Bedarfs durch Tagesmütter hervorgingen. Als Ergänzung in und nach den Randzeiten wird der Vorschlag vom Gemeinderat begrüßt und bestehende Projekte, wie in Hirschaid, für Zapfendorf geprüft werden. Der Beschluss, den Neubau einer Kinderkrippe weiter zu verfolgen, wurde mit 16 zu einer Stimme gefasst. Die Gemeinde übernimmt damit die Bauträgerschaft, die die Erzdiözese der katholischen Kirchenstiftung auf Antrag nicht bewilligt hatte.
Verschiedene Bauweisen gegeneinander abgewogen
Nachdem die Bauweise mit Massivholz in der Dezembersitzung auf große Skepsis gestoßen war, hatte sich ein Teil des Gemeinderates bei einem Ortstermin in Stegaurach im Vorfeld der Sitzung einen Eindruck von einem solchen Holzmassivhaus verschafft (Beispiel siehe Titelbild). Ausführlich stellte Architekt Vogels verschiedene für den Neubau in Frage kommenden Bauweisen bezüglich Material, Dämmung, Energieeffizienz und natürlich auch Bauzeit und Kosten vor. Es zeigte sich, dass die bisherigen Pläne für die Holzmassivbauweise nur geringfügig höhere Kosten verursachen würde als ein herkömmlicher Kalksandsteinbau, bei kürzerer Bauzeit und besseren Gebäudeeigenschaften. Für die Holzmassivbauweise spreche vor allem, dass das Gebäude an die bestehende Heizungsanlage des benachbarten Kindergartens angeschlossen werden könne.
Hell und luftig, so sehen es die bisherigen Pläne vor. Hier die Ansicht aus dem Süden mit großen Fensterfronten zu den Gruppenräumen.
Nur 20 Meter werden die neue Kinderkrippe und den benachbarten Kindergarten St. Christopherus trennen. Für Eltern mit mehreren Kindern in unterschiedlichem Alter perfekt.
Harald Hümmer (WOB) revidierte seine Meinung aus der letzten Sitzung: „Eigentlich war ich extrem gegen die Bauweise mit Holzmassiv, aber ich hab mich etwas informiert. Es ist eigentlich eine gute Bauweise auch in Sachen Dämmung, da kann ich heute mit gutem Gewissen dafür stimmen.“ Trotz der zügigen Baumethode wird das Gebäude wohl nicht bis September bezugsfertig sein, so dass damit gerechnet wird, für den Übergang eine Gruppe des Kindergartens im Turnsaal unterzubringen. Abschließend stimmte der Gemeinderat mit zwölf zu drei Stimmen für den Neubau der Kinderkrippe in Holzmassivbauweise. Der Kostenrahmen veranschlagt eine Gesamtbausumme von 1,13 Millionen Euro, von denen nach den Zuschüssen und Fördergeldern durch die Regierung bis zu 581.200 Euro von der Marktgemeinde Zapfendorf getragen werden müssen.
Denkmalschutz wird unterstützt
Für die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Anwesens Kirchschletten Haus Nummer 6 beschloss der Gemeinderat einstimmig einen Zuschuss von zehn Prozent auf die durch die Einhaltung des Denkmalschutzes entstehenden Mehrkosten, die das Landratsamt und das Amt für Denkmalschutz auf 80.000 Euro (bei einer Gesamtbausumme von 410.000 Euro) berechnet haben.
Lena Thiem; Bilder und Skizzen mit freundlicher Genehmigung Architekturbüro Schmitt.Vogels Architekten GmbH