Nur das Gehäuse stand noch in der Kirche

Die Orgeln in den Kirchen sind nicht nur Musikinstrumente, sondern auch Zeugen ihrer Zeit, oft mit hohem historischen Wert. Das bringt eine große Verantwortung für die Kirchengemeinden mit sich, wie sich gerade wieder in Kirchschletten zeigte. Dort wurde das über 150 Jahre alte Instrument nun restauriert, und von Erzbischof Ludwig Schick gesegnet.

„Das verschmutzte und stellenweise vom Schimmel befallene Instrument befand sich in einem nur mehr bedingt spielbaren Zustand.“ Vor fünf Jahren untersuchte die Orgelbaufirma Hemmerlein die Orgel in der Kirchschlettener Kirche St. Johannes der Täufer – und kam zu diesem wenig positiven Ergebnis. Es zeigte sich außerdem, dass durch in den 1980er Jahren eingebaute Windkanäle ein Teilbereich der Orgel gar nicht mehr zugänglich war. Die verschachtelte Empore mit Podesten, Treppen und Bänken tat hierbei ihr Übriges.

Erzbischof Ludwig Schick segnete des restaurierte Instrument.

Für die Kirchenverwaltung war somit klar, dass eine Restaurierung unumgänglich sein würde. In Zusammenarbeit mit Orgelsachverständigen und Vertretern der Denkmalpflege wurde schließlich ein Konzept erarbeitet: Die Orgel sollte demnach nicht in ihren Ursprungszustand aus dem Jahr 1853 versetzt werden, sondern im „gewachsenen Bestand“ restauriert werden. Spätere Umbauten, die ebenfalls schon unter den Denkmalschutz fallen, können damit erhalten bleiben. Im Januar 2017 begannen die Arbeiten. Bis auf das Gehäuse wurde das Instrument abgebaut und in der Orgelwerkstatt in Cadolzburg überarbeitet. Fast vier Monate dauerten die Werkstattarbeiten, nach und nach erfolgte dann der Wiedereinbau in Kirchschletten.

Blick von der Empore in die Kirche St. Johannes der Täufer.

Festgottesdienst mit zwei Erzbischöfen

Die behutsame Restaurierung sorgt dafür, dass dem Instrument seine Überarbeitung auf den ersten Blick kaum anzusehen ist. Dass die Funktion aber wieder vollständig gegeben ist, demonstrierte Domorganist Markus Willinger am 17. Juni 2017 im Rahmen des Festgottesdienstes. Erzbischof Ludwig Schick hatte es sich nicht nehmen lassen und war selbst zur Orgelsegnung gekommen. Auch ein zweiter Bischof wohnte den Feierlichkeiten bei: Erzbischof Sebastian Francis Shaw aus Lahore, Pakistan. Auf die Situation der Christen in dessen Heimatland ging Schick in seiner Predigt ein: Dort seien Gottesdienstbesuche nur unter hohen Sicherheitsauflagen und nach Kontrollen möglich. „Wir müssen dankbar für unsere Freiheit hier sein“, so Schick.

Die Besucher konnten sich zum Schluss von den Klängen der restaurierten Orgel überzeugen: Willinger spielte Improvisationen und Variationen zu Kirchenliedern, um die verschiedenen Klangfarben der Orgel auszureizen. Nach dem Festgottesdienst zur Orgelsegnung lud die Kirchenverwaltung zu einer Agape ins Festzelt ein.

 

Viele Fotos von der Orgelsegnung finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).

Fotos: Johannes Michel, Evelyn Bechtle
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