Im Titelbild: Landrat Johann Kalb, Margot und Georg Wild sowie Bürgermeister Tobias Roppelt
Der Altbürgermeister und Baunacher Ehrenbürger Georg Wild und seine Frau Margot können auf 60 gemeinsame Jahre zurückblicken. Kennengelernt haben sie sich in der Eisenbahn und beim Tanz.
Der Jubelbräutigam wurde im Jahr 1940 im Schönhengstgau im Sudetenland geboren und nach Ende des Zweiten Weltkrieges gemeinsam mit seiner Mutter, einer Großmutter und zwei Geschwistern im Zuge der Vertreibung nach Bayern ausgesiedelt. Die Familie landete in Appendorf nahe Baunach. Erst Ende 1949 wurde der Vater aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Mietwohnungen standen für die zwischenzeitlich größer gewordene Familie nicht zur Verfügung, sodass ein eigenes Heim in Baunach errichtet wurde.
Nach dem Besuch der Städtischen Höheren Handelsschule trat Georg eine Industriekaufmannslehre in Bamberg an und erwarb von seinem ersten Lohn im Herbst 1956 eine Klarinette. Ein Jahr später gründete er mit seinem Bruder Rudi am Schlagzeug die CORSO-Band, die in den folgenden Jahren die junge Generation sehr erfolgreich in den ober-, mittel- und unterfränkischen Tanzzentren begeistern konnte.
Die Eisenbahn und der Tanz
Erste Begegnungen mit Margot (geborene Porzelt) ergaben sich bei einer gemeinsamen Zugfahrt nach Bamberg, wo sie eine Ausbildung zur Verkäuferin absolvierte. 1960 bat die tanzfreudige Margot um Mitnahme zu auswärtigen Tanz-Veranstaltungen und daraus wurde Liebe, sodass im Oktober 1962 geheiratet wurde. Bereits ein Jahr später wagte Margot den Schritt in die Selbständigkeit mit der Gründung eines Lebensmittelgeschäftes in Baunach, das sie 25 Jahre erfolgreich und mit großem Engagement führte, selbst als Mutter der Söhne Robert, Helmut und Alexander und den sieben Enkeln.
Georg übernahm bereits mit 24 Jahren in einem Bamberger Industrieunternehmen die Leitung des Rechnungswesens, mit der späteren Bestellung zum Prokuristen. Als Violinist im Orchester des Gesangvereins ab 1956, in der Volksmusik des Wanderclubs ab 1953, zu dessen Vorsitzenden er 1966 gewählt wurde, aktivem Mitarbeiter im CSU-Ortsverband und weiteren Vereinen wurde ihm im Jahre 1967 der Vorsitz des neu gebildeten Ortskulturring Baunach übertragen. 1985 initiierte er die Gründung des Fördervereins zur Restaurierung der im 15. Jahrhundert errichteten Magdalenenkapelle. Vereinsförderung hatte für ihn immer hoben Stellenwert; zuletzt zählte der Jubilar mehr als 30 Vereinsmitgliedschaften.
24 Jahre lang Erster Bürgermeister
Die Aktivitäten führten zur Teilnahme an den Stadtratswahlen 1972, wo Georg Wild sofort zum Zweiten Bürgermeister gewählt wurde. 1978 kandidierte er für das Bürgermeisteramt, das er erfolgreich über vier Perioden bis zu seinem Ausscheiden in den Ruhestand im Jahr 2002 führte. Gleichzeitig war er Vorsitzender der neu gebildeten Verwaltungsgemeinschaft Baunach und Vorsitzender des Schulverbands Baunach. Dem Kreistag zu Bamberg gehörte er für 30 Jahre, von 1978 bis 2008. Von 1990 bis 2002 bekleidete er auch das Amt des Vorsitzenden des Kreisverbandes des Bayerischen Gemeindetages und war viele Jahre Mitglied der Landesversammlung der kommunalpolitischen Vereinigung der CSU.
Die Entwicklung der Stadt Baunach und aller Stadtteile zu einer lebens- und liebenswerten Gemeinde verkündete Georg Wild in seinem ersten Wahlprogramm. Dies gelang ihm durch vielfältige positive Veränderungen in der Stadt, so dass sich die Bevölkerung in seiner Amtszeit um ein Drittel erhöhte. Für seine Leistungen erhielt Georg Wild vom Bayerischen Staatsminister des Innern die Medaille in Silber für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung. Die Erhaltung und Pflege historischer Stätten und Einrichtungen würdigte der Kultusminister mit der Verleihung der Bayerischen Denkmalschutzmedaille. Horst Seehofer verlieh das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste und Landrat Dr. Günther Denzler für hervorragende Verdienste im Ehrenamt die Ehrennadel des Landkreises Bamberg. Die Stadt Baunach würdigte die Leistungen des Jubilars mit der Verleihung des Goldenen Ehrenringes der Stadt Baunach und der Ernennung zum Ehrenbürger und Altbürgermeister.
Noch immer ehrenamtlich aktiv
Auch im Ruhestand prägt Wild seine ehrenamtliche Arbeit, zum Beispiel bei der Sanierung des FC-Sportheimes, der Errichtung der Vereinehalle, dem fränkischen Jakobusweg von Lichtenfels bis Nürnberg und weiterhin durch Mitwirkung im Orchester des Gesangvereins und wöchentlichen „Singstunden“ mit den Senioren im Seniotel-Pflegeheim in Baunach und der Leitung des von ihm 1985 gegründeten Fördervereins für die historische Magdalenenkapelle. Alles Aktivitäten wurden und werden immer mitgetragen und unterstützt von Ehefrau Margot. Gemeinsam unternimmt das Jubelpaar nun – soweit es die Witterung erlaubt – täglich eine Nordic-Walking-Wanderung oder E-Bike-Radltour in den herrlichen Haßberge-Ausläufern rings um Baunach.