Nur noch sechs Gemeinden fehlen, dann haben alle 36 Kommunen im Landkreis Bamberg Flüchtlinge aufgenommen. Dementsprechend häufig findet sich das Thema Asyl auf diversen Tagesordnungen oder im Programm verschiedener Informationsveranstaltungen wieder. In nicht allzu ferner Zukunft kommt mit Baunach eine weitere Kommune dazu, weswegen am Dienstag, 22. März 2016, schon einmal vorab im Bürgerhaus informiert wurde.
„In Baunach wird keine Weltpolitik gemacht, sondern solide Kommunalpolitik.“ Damit leitete Bürgermeister Ekkehard Hojer die Veranstaltung in Baunach ein. Abseits der großen Entscheidungen über Asylpolitik in Deutschland sei die Stdat Baunach hier, um den anderen Kommunen zur Seite zu stehen, so Hojer. Und um die große Politik sollte es bei der Informationsveranstaltung auch nicht gehen, vielmehr wurde hier den Bürgern die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen.
In Reckendorf konnten schon Erfahrungen gesammelt werden
Doch zuerst gab es einen Überblick zur Lage in Baunach: zwei Objekte stehen zur Verfügung, eines für rund 15 Personen, das andere soll bis zu 30 Flüchtlinge beherbergen. Beides sind keine großen Häuser, was ganz der Strategie des Landratsamtes entspricht. Es werden kleinere Häuser vorgezogen, was auch die Integration erleichtere, betonte Uta von Plettenberg, die zusammen mit ihrem Kollegen Christoph Göll das Landratsamt Bamberg vertrat. Beide Objekte seien vom Landratsamt geprüft worden und eines der beiden ging auch bereits durch den Stadtrat, so von Plettenberg weiter. Die Flüchtlinge werden aus Bayreuth zugewiesen und sollen vor allem Menschen aus Syrien, dem Irak oder dem Iran sein.
Baunachs Nachbargemeinde Reckendorf hat bereits über 60 Flüchtlinge aufgenommen, konnte also schon Erfahrungen sammeln. Von diesen Erfahrungen berichteten der Reckendorfer Bürgermeister Manfred Deinlein und einige Vertreter des Arbeitskreises Asyl, die nicht nur informierten, sondern mit ihren Berichten und Anekdoten zu der lockeren Atmosphäre der Veranstaltung beitrugen. Deinlein unterstrich, wie wichtig die Kontaktaufnahme zu den Menschen sei, denn Menschen haben vor dem Fremden erst einmal Angst. Das Gespräch und Kennenlernen könne aber das Eis brechen und solche Barrikaden abbauen.
Interessiert lauschten die Baunacher den Gästen aus Bamberg und Reckendorf.
Auch die Vereine spielen eine Rolle
Der Arbeitskreis berichtete von der Arbeit mit den Flüchtlingen. So wurden zum Beispiel Deutschkurse organisiert mit fünf Unterrichtseinheiten in der Woche, der Arbeitskreis hilft den Flüchtlingen aber auch bei der Arbeitssuche. In Reckendorf wurde den Flüchtlingen die Möglichkeit geboten, auf dem Bauhof gegen eine Entschädigung mitzuhelfen. Es sei kein richtiges Arbeitsverhältnis, denn die Flüchtlinge dürfen noch nicht arbeiten, sondern es soll vielmehr Freizeit für sie sein, so Deinlein. Laut Gesetz dürfen Flüchtlinge die ersten drei Monate nach Ankunft nicht arbeiten und danach bis zum 15. Monat nur mit Genehmigung.
Auch der 1. FC Baunach hat schon erste Erfahrungen mit den Flüchtlingen gesammelt, so hatten beispielsweise Basketballtrainer mit Flüchtlingen aus Reckendorf trainiert. Der erste Vorsitzende des Vereins, Volker Dumsky, der zur Infoveranstaltung ebenfalls anwesend war, berichtete von den Möglichkeiten, die der Verein für die Integration biete, als größter Verein in Baunach mit fünf verschiedenen Sportarten. Und „wo geht Integration einfacher als beim Sport?“
Bürgermeister Hojer (links) informierte über den Stand in Baunach und Bürgermeister Deinlein (rechts) berichtete aus Reckendorf
Die Frage nach dem Betreiber ist noch offen
Doch wann ist überhaupt mit den ersten Flüchtlingen zu rechnen? Laut von Plettenberg werden die ersten Zuweisungen frühestens Mitte April stattfinden. Im Moment laufen noch Gespräche bezüglich der Betreiber der Unterkünfte und erst wenn sie feststehen und die Verträge geschlossen sind, können Flüchtlinge zugewiesen werden. Fragen aus der Runde der Bürger betrafen auch mögliche Ansprechpartner. So sind bei möglichen Problemen sowohl Gemeinde als auch Landratsamt Ansprechpartner, aber die erste Anlaufstelle soll der Betreiber sein. Auf die Nachfrage eines Bürgers erklärte Göll, dass auch eine Kontaktperson des Betreibers vor Ort und immer erreichbar sein wird.
Insgesamt sieht Bürgermeister Hojer Baunach bereit für die Aufnahme der Flüchtlinge. Er verwies darauf, dass bereits rund 240 Mitbürger aus Baunach auch eine andere Staatsbürgerschaft besitzen und integriert sind. „Warum soll es also nicht funktionieren, wenn wir jetzt Flüchtlinge aufnehmen?“, so der Bürgermeister. Und Hilfsbereitschaft hatte sich in Baunach bereits gezeigt. So wurde schon im vergangenen Winter im Rahmen einer Spendenaktion gemeinsam angepackt, um die Flüchtlinge in Reckendorf zu unterstützen. Im Anschluss an die Veranstaltung wurde außerdem eine Liste für Interessierte an einem Helferkreis ausgelegt.