Kürzlich in Nürnberg. Zum dritten Mal fand im Kongresszentrum die Nationale Konferenz Güterverkehr und Logistik statt. Auch Bundesverkehrsminister Dr. Peter Raumsauer war vor Ort und blickte auf die künftige Finanzierung der Straßen und die Verteilung der Mittel. Seine dabei geäußerte Richtungsänderung könnte auch die schon lange gewünschte Umgehung der Stadt Baunach (B279) gefährden.
Ein knappes Jahr ist es her. Um die 300 Baunacher und Reckendorfer waren in die Schulaula gekommen, um sich über den aktuellen Planungsstand in Sachen Umgehungsstraße zu informieren. Kaum glauben konnten viele, dass die Trasse nicht mehr im Osten, sondern im Westen liegen sollte. Andreas Eisgruber, stellvertretender Leiter des Bamberger Bauamts, musste sich dazu vielen Fragen stellen. „Wir haben einen gewissen Planungsstand erreicht und wollen jetzt auf Sie zugehen“, sagte Eisgruber damals. Entscheidend sei heute die FFH- und SPA-Verträglichkeitsprüfung aus dem Jahr 2008. Das Ergebnis: „Die Osttrasse beeinträchtigt den Gebietsschutz erheblich, darunter Flachlandmähwiesen, prioritären Auwald und den Lebensraum des Ameisenbläulings. Die Westtrasse hingegen stellt aus Sicht des Gebietsschutzes die weitaus bessere Alternative dar. Dort wird nur ein FFH-Gebiet beeinträchtigt, mit entsprechenden Maßnahmen aber unterhalb der Erheblichkeitsschwelle. Dafür ist die Westtrasse aber wesentlich teurer.“ 28 gegen 45 Millionen Euro lautete die Rechnung.
Bürgerinitiativen machten gegen die Westtrasse mobil
Damit wollten sich die Bürger nicht abfinden. Es bestand vor allem die Befürchtung, der Verkehrslärm könne künftig vermehrt in die Ortschaften eindringen (Westwind) – die Neubaugebiete der Stadt Baunach befinden sich sämtlich im Osten der Stadt. Daher gründeten sich Bürgerinitiativen, und bei einer Umfrage, an der fast 2.500 Bürger teilnahmen, sprachen sich 88 Prozent der Befragten für eine Ostumgehung aus.
Volles Haus bei der Informationsveranstaltung vor einem Jahr. Am Mikrofon: Andreas Eisgruber.
Im Herbst 2012 dann etwas Entwarnung. Bei einem Besuch in München konnten Vertreter der Stadt Baunach eine Zusage von Staatssekretär Gerhard Eck (Bayerisches Staatsministerium des Innern) erreichen, dass beide Trassenvarianten, also Ost und West, weiter untersucht werden. Beide Trassenvarianten wurden daher bei der Anmeldung zur Fortschreibung des Bundesverkehrswegplanes im Frühjahr 2013 vom Freistaat Bayern an den Bund gemeldet. Noch einmal Bewegung kam in die Diskussion im Rahmen der Baunacher Stadtratssitzung vom 5. Februar 2013. Bürgermeister Hojer berichtete über jüngst geführte Gespräche mit der Regierung von Oberfranken und der Höheren Naturschutzbehörde. Dabei kam die Idee auf, das Gebiet zwischen der Kläranlage und der Straße Richtung Daschendorf im Rahmen des Baus einer Umgehungsstraße für die B279 zu untertunneln. In diesem Bereich befinden sich so genannte Flachlandmähwiesen, die unter besonderem Naturschutz stehen. Hierbei wäre mit Kosten von ca. 30 Millionen Euro zu rechnen.
Und dann kam Ramsauer
Zurück zur Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik. Dr. Peter Ramsauer kündigte an, aufgrund zu vieler maroder Straßen und Brücken einen größeren Teil der Finanzmittel in die Sanierung der Infrastruktur investieren zu wollen. Angesichts knapper Kassen sollen nun nur noch 30 anstatt 55 Prozent der Mittel in den Neubau von Straßen, Schienennetzen und Wasserstraßen fließen. „Die Zeit der Wunschzettel ist vorbei, wir müssen streng priorisieren“, sagte Ramsauer laut einer Mitteilung der Deutschen Presseagentur wörtlich. Werden diese Pläne so umgesetzt, könnten sie das Aus für viele geplante Ortsumgehungsprojekte in ganz Deutschland bedeuten, auch Baunach und Reckendorf wären dann betroffen.
Auch die Baunacher SPD zeigte Flagge und stellte unter anderem Plakate in der Stadt auf.
„Dass unsere Infrastruktur miserabel ist, sieht man an dem Straßenabschnitt zwischen Baunach und Breitengüßbach. Alle drei Brücken sind dringend sanierungsbedürftig, die Fahrbahn in besagtem Zustand und, was besonders wichtig ist, es fehlt der Radweg-Lückenschluss“, sagte Baunachs Bürgermeister Ekkehard Hojer nach einer Anfrage von Nachrichten am Ort. „Wenn jetzt für den Neubau weniger Geld zur Verfügung steht, habe ich die Befürchtung, dass unsere Umgehung schon wieder auf die lange Bank geschoben wird. Dass sie notwendig ist, darüber ist sich die große Politik ja einig. Weniger Geld heißt aber auch, dass die günstigere Variante Ost zum Zuge kommen muss. Die Umgehung wird außerdem für unsere Unternehmen im Gewerbegebiet im Osten immer notwendiger, da eine Tonnagebeschränkung der Baunachbrücke droht.“
Wie es konkret weitergehen wird, weiß Hojer auch nicht. Momentan werde nach wie vor geplant, endlose Listen würden erstellt. Hojer kann das nicht nachvollziehen. „Die Aussage eines hochrangigen Beamten, dass immer noch Listen erstellt werden, kann ich mir nur so erklären, dass er noch nie an einer Ortsdurchfahrt wie Baunach gewohnt und gearbeitet hat.“
Johannes Michel
Viele weitere Informationen zu den Trassenvarianten, der Diskussion um eine Umgehung, der Gründung von Bürgerinitiativen etc. finden Sie in unserer Artikelsammlung zum Thema B279.
Wir wohnen direkt an der B279, der Verkehr wir immer heftiger.Teilweise kann mann die Straße minutenlang nich überqueren. Mit offenen Fendter schlafen, unmöglich, oft klappert das Geschirr in den Schränken. Ich wohne hier seit 12 Jahren, seitdem sind Koofschmerzen und Migräne an der Tagesordnung. Ich finde , eine Umgehund ist dringend erforderlich weil der Lärm trotz 3 fachverglasung nicht auszuhalten ist