Otmar Werthmann ist historisch sehr interessiert. Besonders an Dingen, die begehbar oder erlebbar sind. Als ihn ein Bekannter auf die Flur Posseck zwischen Breitengüßbach und Kemmern hinwies, wurde er neugierig – und fand über die Jahre zahlreiche Tonscherben. Gab es hier einmal ein Gehöft oder eine Wüstung, also eine aufgegebene Siedlung?
Im Rathaus Breitengüßbach ist seit Freitag, 27. Mai, eine Ausstellung untergebracht. Die Gemeinde zeigt hier zahlreiche Fundstücke, die Otmar Werthmann seit den 1990er Jahren zusammengetragen hat. Sie stammen allesamt von einem Acker zwischen Breitengüßbach und Kemmern – und wanderten beim Bearbeiten des Feldes durch den Einsatz der landwirtschaftlichen Maschinen an die Oberfläche. Mehrere hundert Funde sind über die Jahre zusammengekommen – von Scherben bis hin zu Topfdeckeln. Werthmann bezog daher das Landesamt für Denkmalpflege mit ein, und vor einigen Jahren auch die Gemeinde Breitengüßbach.
Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder mit Otmar Werthmann.
Dort war schnell klar: Die Funde sollen erhalten werden. „Bürgermeisterin Reinfelder war sehr aufgeschlossen“, erklärte Werthmann im Rahmen der Ausstellungseröffnung. Mit Barbara Holzapfel konnte auch eine wissenschaftliche Mitarbeiterin gefunden werden, die für die Konzeption der Ausstellung verantwortlich ist. Vom historischen Verein Bamberg wurde für die Ausstellung zudem ein Keramiktopf zur Verfügung gestellt, eine Replik zeigt zudem, wie die Funde früher einmal ausgesehen haben könnten. In Zusammenarbeit mit dem Bauhof Breitengüßbach, ein besonderer Dank ging hier an Michael Schubert, wurde außerdem der passende Herd unter die Replik gebaut.
Ein Ausstellungsstück zeigt sehr deutlich einen Fingerabdruck … Foto: Otmar Werthmann
Geheimnis gelüftet?
Aber warum tauchen in der Flur Posseck derart viele Fundstücke auf? Heimatforscher Hans Jakob führte dazu in Publikationen von 1959 und 1987 slawisches Fundmaterial auf, das zwischen Breitengüßbach und Kemmern aufgetaucht sein soll. Die Sammlung ist aber nicht mehr auffindbar. Gab es an dieser Stelle also einmal eine Bebauung? Vielleicht eine später aufgegebene Siedlung, eine Wüstung? Dieses Rätsel wird weiterhin eines bleiben. Denn weder historische noch archäologische Quellen können das bisher belegen. Und auch die aktuellen Funde nicht, denn es wäre durchaus möglich, dass sie hier einfach abgelagert wurden oder durch Beimischung von häuslichen Abfällen in den Stallmist, der zum Düngen verwendet wurde, hierher kamen.
Die Flur Posseck darf ihr Geheimnis also erst einmal für sich behalten. Mehr zur Geschichte, auch zu Breitengüßbach allgemein, lässt sich aber in der Ausstellung erfahren. Während der Öffnungszeiten des Rathauses kann sich besucht werden. Denn Schätze, so Bürgermeister Reinfelder, müssen nicht unbedingt aus Gold oder wertvoll sein, sondern können auch einen ideellen Wert besitzen. Und die Ausstellungsstücke zeigen ein vergangenes Stück Breitengüßbach, etwas, „was wir bewahren wollen“.
Otmar Werthmann mit Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder, Barbara Holzapfel und Michael Schubert. Foto: Brigitte Werthmann
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