Bestandsaufnahme, Bürgerwerkstatt, eine Klausurtagung des Gemeinderats: Das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) in Breitengüßbach hat schon wichtige Hürden genommen, ist aber noch in keiner Weise abgeschlossen. Nun gilt es, die Prioritäten zu setzen. Wo soll die städtebauliche Entwicklung beginnen? Und wann?
Die Entwicklung des Ortskerns, mit Verkehrsberuhigung und dem Schaffen von öffentlichen Räumen, die von den Bürgern auch gerne besucht und genutzt werden. Das stand im Mittelpunkt, als die Gemeinde Breitengüßbach vor etwas mehr als einem Jahr das ISEK in Auftrag gab. In der Folge wurden vielfältige Veranstaltungen durchgeführt, der Höhepunkt war die Bürgerwerkstatt im September 2015. Aus der breiten Beteiligung entwickelten sich Handlungsfelder – von der räumlichen Gestaltung über die demografische und soziale Entwicklung bis hin zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit. Für den Gemeinderat heißt es nun: Prioritäten setzen und die folgenden Maßnahmen konkretisieren. Denn das ISEK wird für die kommenden Jahre der Leitfaden für die Entwicklung der Gemeinde sein – und ist Grundlage und Notwendigkeit, um aus der Städtebauförderung Mittel zu erhalten.
Dr. Hans-Peter Dürsch, der das ISEK für die Gemeinde erarbeitet, war daher in der Gemeinderatssitzung vom 15. März 2016 zu Gast. Er gab einen Überblick zur aktuellen Situation der Gemeinde und hob die positive Entwicklung bei den Einwohnerzahlen hervor, aber auch das steigende Durchschnittsalter der Breitengüßbacher. „Es gilt heute, junge Menschen an den Ort zu binden“, so Dürsch. Beste Voraussetzung dafür sei die hervorragende Infrastruktur, mit Autobahn und Eisenbahn.
Viele Bürger waren zur Bürgerwerkstatt im September gekommen.
Bahnumfeld sollte zuerst aufgewertet werden
Bei der Prioritätensetzung hatte Dürsch klare Vorschläge. Natürlich sei die Ortskernsanierung für Breitengüßbach sehr wichtig, dennoch sollte der Bereich rund um die gerade entstehende neue Bahntrasse vorgezogen werden. Die Lärmschutzwände würden Breitengüßbach in West und Ost teilen, entscheidend sei daher, die Verbindungen, ob Brücke oder Fuß- und Radwegunterführung, attraktiv zu gestalten. Ein Teil davon ist zwar Aufgabe der Bahn, die Anbindung an die örtlichen Wege muss aber die Gemeinde erledigen. „Es gilt, nicht nur einen Durchgang zu errichten, sondern ein attraktives Umfeld“, sagte Dürsch. Diese Meinung vertrat auch Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder. Denn wenn jetzt nicht mit der Bahn und den Bauunternehmen gesprochen werde, entstünden bei weitem nicht die Wunschlösungen der Gemeinde.
Auf Platz 2 von Dürschs Prioritätenliste kam der Ortskern an die Reihe. Auch hier seien deutliche Verbesserungen möglich, selbst wenn die Ortsdurchfahrt Bundesstraße bleibe. Das Straßenbauamt sei nach Rücksprache damit einverstanden, die Fahrbahnbreite von aktuell 8,2 auf 6,5 Meter zu reduzieren. Somit könnten die Gehwege eine deutliche Aufwertung erfahren, der Verkehr würde von den Häusern abrücken. Dürsch empfahl auch, die Kreuzung, bislang ein reines Verkehrsbauwerk, umzugestalten.
Pläne sollten schon bereitliegen
„Wir müssen mit unseren Planungen, wenn die Bahn abzieht, so weit sein, dass notwendige Maßnahmen direkt umgesetzt werden können“, sagte Gemeinderat Alois Ludwig (CSU) – und erhielt dafür Zustimmung vom Stadtplaner. Sicher ist: Auf die Gemeinde kämen noch in 2016 einige Planungskosten zu, wobei die Umsetzung erster Maßnahmen erst ab Ende 2017 Sinn mache, wie Reinfelder betonte. „Planungen sind vorher möglich, bauen können wir erst, wenn der Schwerlastverkehr wegfällt.“ Ebenso wurde klar: Breitengüßbach hat viel vor. Denn nicht nur das Thema Verkehr, sondern auch der Kauf von Gebäuden im Ort, die Aufwertung der Kultur und ein besseres Gemeindemarketing sind Themen des ISEK. Das wird in den kommenden Jahren einige Millionen kosten. „Eine Gemeinde kann nicht unendlich Kredit aufnehmen“, warnte Gemeinderat Gerhard Fleischmann (Freie Wählergemeinschaft Unteroberndorf), wollte das aber nicht als Aufruf zur Resignation verstanden wissen.
Ein Beschluss zur Prioritätenliste fiel noch nicht, das soll in einer der kommenden Sitzungen der Fall sein. Dürsch erläuterte auch das weitere Vorgehen. Nach der Priorisierung würde ein Entwurf des vollständigen ISEK-Berichts erstellt, den der Gemeinderat dann erneut diskutieren könne. Auch eine weitere Bürgerbeteiligung werde es geben. Und ebenso würden die Bürger vor der Umsetzung konkreter Maßnahmen ebenfalls erneut beteiligt.