Alois Ludwig über Breitengüßbach: Tolles Vereinsleben, gute kulturelle und kirchliche Angebote

Am 3. März 2013 wird in Breitengüßbach der Bürgermeister neu gewählt. Für die CSU tritt der langjährige Gemeinderat und zweite Bürgermeister Alois Ludwig an. Er sieht Breitengüßbach gut aufgestellt und will die Gemeinde „mit Erfahrung gestalten“. Probleme sieht er in der hohen Verschuldung, in Sachen Verkehr und beim ICE-Ausbau. Nachrichten am Ort eröffnet mit diesem Artikel, in alphabetischer Reihenfolge, die Interviewreihe mit den Breitengüßbacher Bürgermeisterkandidaten.

Nachrichten am Ort: Was hat Sie bewogen, sich als Kandidat für das Amt des Breitengüßbacher Bürgermeisters zur Verfügung zu stellen?

Alois Ludwig: 1990 wurde ich als 32-Jähriger in den Gemeinderat gewählt und bin daher mit der Arbeit sehr vertraut. Seit 2002 bin ich auch zweiter Bürgermeister der Gemeinde. Bereits bei der Kandidatenauswahl im Jahr 2001 wurde ich gefragt, ob ich nicht kandidieren möchte, konnte mich damals aber nicht dazu entschließen. Jetzt möchte ich noch einmal angreifen. Mein großer Pluspunkt: Ich kenne die Arbeitsabläufe, die zuständigen Personen und auch die Schwierigkeiten.

Haben Sie weitere Erfahrungen auf kommunalpolitischer Ebene oder in einem anderen Gremium?

Schon in jungen Jahren war ich in Vereinen aktiv und habe Fußball gespielt. Ich war vorne für die Tore zuständig, auch wenn man mir das heute nicht mehr ansieht (lacht). Außerdem habe ich die Abteilung Basketball mitgegründet und war dritter und zweiter Vorstand beim Sportverein. In der CSU sitze ich seit 20 Jahren in der Vorstandschaft, war zwölf Jahre Kirchenrat und bin momentan noch Beisitzer bei unserem jungen Musikverein. Seit 25 Jahren organisiere ich den Kirchweihmontag mit dem Geißbockrennen, zusammen mit den Ortsvereinen. Und aufgrund meines Berufs als Polizist vertrete ich für die CSU Bamberg im Arbeitskreis Polizei Oberfranken.

Auf welche aktuellen Themen werden Sie in Breitengüßbach zurzeit am meisten angesprochen und können Sie daraus entnehmen, wo den Bürgern „der Schuh drückt“?

Häufig erwähnt wird der innerörtliche Verkehr. Unsere Hauptstraße ist nicht schön, sowohl in der Bamberger als auch in der Lichtenfelser und Baunacher Straße besteht Handlungsbedarf. Hier müssen sowohl eine Verkehrsberuhigung als auch eine Verschönerung kommen. Nach erfolgter Meinungsbildung der Anwohner der betreffenden Straßen wird der Gemeinderat sicher eine sachgerechte Entscheidung treffen – zum Wohle aller Bürger. Und auch in Sachen Autobahn haben wir ein Problem. Wir hätten uns damals der Klage der Gemeinde Zapfendorf auf einen vollständigen Lärmschutz anschließen sollen. Einen Teil haben wir selbst verwirklicht und auch gezahlt. Am Anfang gab es zwar Skepsis, einige Anwohner klagten, dass sie nicht mehr die Berge auf der anderen Seite der Autobahn sehen können. Mittlerweile ist aber angekommen, dass die durch den Lärmschutz erreichte Lärmreduzierung doch etwas wert ist.

Alois Ludwig, CSU
Alois Ludwig ist seit 2002 zweiter Bürgermeister von Breitengüßbach.

Wo sehen Sie die Herausforderungen für die Gemeinde Breitengüßbach in den kommenden Jahren?

Über Jahre hinweg wird uns der ICE begleiten. Die Veränderungen, die mit dem Ausbau der Strecke kommen, werden gravierend sein. Der Bahnhof wird umgestaltet, wir brauchen zudem auch hier einen ordentlichen Lärmschutz. Auf Höhe des Kreisverkehrs im Süden wird möglicherweise eine Brücke kommen, eine Ostanbindung wäre damit möglich. Die Brücken im Ort und nach Unteroberndorf werden durch neue Bauwerke ersetzt. Das wird über lange Zeit viel Lärm verursachen und auch den Verkehr beeinträchtigen. Wichtig wird sein, hier auch finanzielle Rücklagen zu bilden, um Baumaßnahmen so durchführen zu können, damit es auch langfristig – für die nächsten hundert Jahre – für die Gemeinde etwas bringt. Diesbezüglich habe ich allerdings Bedenken, denn die Bahn stellt ihre Planungen immer ruckzuck vor, und die 4.800 Einwohner von Breitengüßbach sind nichts gegen 70.000 Bamberger und deren Weltkulturerbe-Status. Dies ist ein gravierender Nachteil für uns.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Gemeinde?

Logischerweise ist die Verkehrsanbindung unserer Gemeinde eine große Stärke, ebenso die Nähe zu Bamberg. Außerdem konnten wir in den ungünstigen Jahren Wohnraum schaffen und Märkte im Gewerbegebiet Richtung Baunach ansiedeln. Wir haben eine ärztliche Grundversorgung am Ort. Ein großer Pluspunkt ist noch unsere Schule, die in einem starken Schulverband eingebettet ist. Der Verkehr bringt aber zugleich auch viel Lärm und hohe Belastungen mit sich. In  der Hauptstraße brechen leider die Geschäfte etwas weg. Die Pro-Kopfverschuldung liegt im Vergleich zu den Gemeinden im Landkreis Bamberg im oberen Drittel. Die „Hausaufgaben“ sind aber bei uns gemacht.

Gibt es Projekte, die Sie direkt nach Ihrer Wahl anpacken würden?

Gerade wurde die Außensanierung des Rathauses abgeschlossen. Nun ist es wichtig, innen weiterzumachen. Notwendig ist eine vollständige Entkernung. Von außen sieht es jetzt super aus, aber innen ist es einfach nicht mehr zeitgemäß. Für die Feuerwehren müssen wir teilweise neue Fahrzeuge anschaffen, um veraltete Technik zu ersetzen und so den Brandschutz aufrechterhalten zu können. Ein Dorn im Auge ist mir beispielsweise, dass in Hohengüßbach, trotz der exponierten Lage auf dem Berg, kein vernünftiger Handyempfang möglich ist. In den Weihnachtsferien hatte ich Polizeibereitschaft und wollte beim Sternmarsch der Feuerwehren dabei sein – und hatte in Hohengüßbach keinen Empfang. Bürger erzählen, dass sie zum Telefonieren auf die Straße gehen müssen. Das darf in der heutigen Zeit einfach nicht mehr sein… Und: Handlungsbedarf besteht auch in Sachen Radwege. Die Lücke Richtung Hallstadt muss unbedingt noch geschlossen werden, Richtung Zapfendorf sieht es noch düsterer aus, wobei hier viel vom ICE abhängt. Auch Richtung Baunach haben wir eine Schwachstelle. Und ein Ortsteil wie Hohengüßbach müsste ebenso mit einem Radweg angebunden sein. Im Flächennutzungsplan ist dies längst berücksichtigt – in Form einer Allee mit abgetrenntem Radweg.

Auf drei Bevölkerungsgruppen richtete sich zurzeit verstärkt der Blick: Kinder, Familien und Senioren. Wie sehen Sie Breitengüßbach in diesen Bereichen aufgestellt? Was gibt es noch zu tun und welche Ideen bringen Sie hier mit?

Mit Kindergärten, Schulen und Kindertagesstätten sind wir gut aufgestellt. Wir haben ausreichend Krippenplätze. Mehrmals im Jahr finden Treffen zur Abstimmung des Bedarfs statt, auch die Vertreter der Kindergärten sind da mit dabei. Selbstverständlich wird es auch künftig nötig sein, hier Veränderungen und eventuell auch Vergrößerungen vorzunehmen. Die Seniorenarbeit in Breitengüßbach ist ebenfalls vorbildlich. Und für die Jugendlichen hatten wir mit dem Pfarrzentrum Glück – wir konnten immer wieder einen Zivildienstleistenden für ein Jahr einstellen. Diese Möglichkeit ist allerdings nun weggefallen. Daher müssen wir nach anderen Modellen suchen oder uns einer Landkreis-Lösung anschließen. In Zückshut steht außerdem das Jugendheim leer, auch hierfür würde ich gerne eine Lösung finden.

Breitengüßbach ist in Sachen Gewerbe durchaus begünstigt, liegt an Autobahn, Bundesstraße und Bahnlinie. Müsste eine solche Gemeinde nicht kontinuierlich schwarze Zahlen schreiben?

Ja. Die Schwierigkeit in Sachen Gewerbe ist nun einmal, wenn man einen Aldi, eine Norma oder Rewe ansiedelt, dass es sich um deutschlandweite Betriebe handelt und die Gemeinde nur einen sogenannten Zerlegungsanteil der Gewerbesteuer erhält. Diese Anteile sind nicht so hoch, wie man sich das zunächst vorstellt, fließen aber kontinuierlich. Vor einigen Jahren wollte sich eine große Firma in Breitengüßbach niederlassen, die jetzt in Strullendorf sitzt. Ein solches Unternehmen sorgt für sichere Gewerbesteuereinnahmen, Planungssicherheit und zudem für Arbeitsplätze. Momentan geht es bei uns im Bereich Gewerbesteuer aber einmal auf- und dann auch ganz schnell wieder abwärts. Angewiesen sind wir momentan auf sehr wenige Firmen. Ein weiteres Problem ist, dass wir eine zweistellige Anzahl an Krediten laufen haben, teilweise noch zu hohen Verzinsungen. Die müssen schnellstmöglich abgelöst werden. Breitengüßbach geht es finanziell nicht schlecht, aber wir müssten unsere Gelder kontrolliert ausgeben.

Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?

Mein Motto lautet: „Breitengüßbach mit Erfahrung gestalten.“ Ich bin eingearbeitet, kenne mich in der Sache aus. Auch wenn die Bürgermeister in letzter Zeit nicht von der CSU kamen, haben wir viel Verantwortung in der Gemeinde übernommen.

Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Breitengüßbach? Haben Sie einen Lieblingsplatz?

Ich freue mich immer, wenn ich durch Breitengüßbach gehe und die Leute mich grüßen und wir uns freundlich, gutgelaunt unterhalten. Breitengüßbach ist meine Heimat, ich bin hier aufgewachsen und fühle mich wohl. Wir haben ein tolles Vereinsleben, gute kulturelle und kirchliche Angebote. Wenn ich mich mal zurückziehen möchte, gehe ich zum Angeln an den Baggersee.


Alois Ludwig, 55 Jahre alt, ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Seine Familie bezeichnet er als seine größte Stütze. Er arbeitet als Polizeibeamter und ist seit 1990 Gemeinderat, seit 2002 zweiter Bürgermeister in Breitengüßbach. Außerdem engagiert er sich in Vereinen. In seiner Freizeit zieht er sich gerne zum Angeln zurück.

Johannes Michel.
Das Interview spiegelt die Aussagen des Interviewten wieder – und muss nicht deckungsgleich mit der Meinung der Redaktion von Nachrichten am Ort sein.

 

Wahlversammlungstermine von Alois Ludwig, CSU:

Mittwoch, 13.02.2013, 19.30 Uhr, Hohengüßbach, Alte Schule. Gast: CSU-Bundestagskandidatin Emmi Zeulner

Donnerstag, 14.02.2013, 19.30 Uhr, Zückshut, Sportheim SVZ. Gast: Thomas Silberhorn, Bundestagsabgeordneter und CSU-Kreisvorsitzender

Montag,18.02.2013, 19.30 Uhr, Unteroberndorf, Feuerwehrhaus

Samstag, 23.02.2013, 19.30 Uhr, Breitengüßbach, Gemeindeturnhalle. Gäste: Staatsekretärin Melanie Huml und CSU-Bundestagskandidatin Emmi Zeulner

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