Archäologie zum Anfassen: Auf Spurensuche in Hallstadt

Interessierte sind aufgerufen, sich an einer archäologischen Untersuchung von Funden aus Erdarbeiten im Ortskern von Hallstadt zu beteiligen. Ein privater Arbeitskreis Archäologie in Bamberg lädt zur Mitwirkung an diesen Forschungen unter wissenschaftlicher Anleitung ein. Am vergangenen Freitag fand an Ort und Stelle, im früheren Stadtmuseum in Hallstadt, eine Informationsveranstaltung über das Vorhaben statt.

Claus Schaffranek, Sprecher des Arbeitskreises Archäologie in Bamberg, stellte die vom Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle in Schloss Seehof bei Memmelsdorf, und von der Stadt Hallstadt geförderte Initiative vor. Bei der Erweiterung des Kellers einer historischen Mühle im Hallstadter Ortskern sei eine ganze Reihe von Einzelfunden aufgelesen worden. Diese seien im letzten Jahr bei der Denkmalschutzbehörde abgegeben und von ihr dem Arbeitskreis zur wissenschaftlichen Bearbeitung anvertraut worden.

Somit werde allen daran Interessierten die Möglichkeit eröffnet, sich an der von einer Wissenschaftlerin betreuten archäologischen Untersuchung dieser Relikte aus der Geschichte Hallstadts zu beteiligen. „Das ist im wahrsten Sinn des Wortes Archäologie zum Anfassen“, erklärte er. Man sei „auf Spurensuche nach den Zeugen der Vergangenheit, hier im Untergrund von Hallstadt.“ Der Denkmalschutzbehörde und der Stadt gebührten Dank für die Förderung und Unterstützung dieser in ihrem Zuschnitt einzigartigen Initiative.


Dr. Cornelia Lohwasser vom Historischen Verein Bamberg hebt „die stundenlange, schweißtreibende Tätigkeit der Ehrenamtlichen“  beim Sieben eines Teils des Bodenaushubs hervor. Außerdem im Bild: Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder und Claus Schaffranek vom Arbeitskreis Archäologie in Bamberg (von links)  

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Über das Entstehen des Arbeitskreises Archäologie in Bamberg informierte Schaffranek ebenfalls. Es handele sich um einen Zusammenschluss interessierter Laien, die sich in ihrer Freizeit für die Archäologie in Bamberg und den umliegenden Gebieten einsetzen. Für die Mitwirkung bedürfe es keines eingehenden Fachwissens. Man will sich in praktischer Weise mit Bodendenkmälern und Einzelfunden befassen, um so der Pflege und dem Erhalt des Kulturguts zu dienen. Dazu trifft man sich an jedem letzten Donnerstag im Monat in der Gaststätte „Faltboot“ in Bamberg und verabredet sich z.B. zu Exkursionen oder Vortragsveranstaltungen, aber nunmehr auch zu größeren Einzelprojekten.

Boden in Hallstadt voller wertvoller Geschichtszeugnisse

Der Bürgermeister von Hallstadt Thomas Söder begrüßte die Initiative der Gruppe. Die Stadt habe dem an sie herangetragenen Wunsch gerne entsprochen, für die Arbeiten geeignete Räume zur Verfügung zu stellen. Als älteste urkundlich erwähnte Gemeinde in Oberfranken wird Hallstadt im Jahr 741 in einer Schenkungsurkunde „Halazesstat“ genannt. Die Kommune sei sich ihrer Verantwortung für die eigene Geschichte vollauf bewusst. Wo auch immer der Boden im Hallstadter Ortszentrum geöffnet werde, sei er voller Geschichtszeugnisse. Die Verzögerungen durch ihre Untersuchung müsse man in Kauf nehmen. Das Interesse der Hallstadter daran werde deutlich an der großen Beteiligung an den Führungen, die z.B. erst neulich über die derzeitigen archäologischen Untersuchungen der Firma Wintergerst im Stadtkern informiert haben.

Die Leiterin des Unterausschusses Vor- und Frühgeschichte im Historischen Verein Bamberg Dr. Cornelia Lohwasser steht auch dem Arbeitskreis mitunter ratgebend zur Seite. Sie hob hervor, dass bei der wissenschaftlichen Bearbeitung der Fundobjekte auch Gäste und externe Interessierte willkommen seien. Die Facharchäologin von der Universität Bamberg merkte an, dass Hallstadt in Bezug auf die urkundliche Ersterwähnung deutlich älter ist als Bamberg. Deshalb seien – trotz der nicht stratifizierten Bergung der untersuchten Fundstücke – gerade die frühmittelalterlichen Anteile „von hoher Bedeutung für die Regionalgeschichte.“

Unterstützung durch den Denkmalschutz

Dr. Ralf Obst von der Außenstelle des Landesamts für Denkmalpflege in Schloss Seehof, sieht in der finanziellen Förderung des Projekts vor allem eine Maßnahme zugunsten des Ehrenamts in der Denkmalpflege. Zugleich werde auf diese Weise die Qualität der Fundbearbeitung durch die Anstellung einer Archäologin gesichert.

Sie soll die „Hobbyforscher“ anleiten und schulen: Barbara Holzapfel. Mit im Bild: Dr. Ralf Obst vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege

Mit Barbara Holzapfel kam auch die fachliche Leiterin des Projekts zu Wort. Die gebürtige Kitzingerin beendet gerade ihr Archäologiestudium an der Universität Bamberg. Sie trägt in dem Projekt der Gruppe auch die Verantwortung für die fachgerechte Veröffentlichung der Ergebnisse. Barbara Holzapfel bedankte sich ebenfalls dafür, dass Hallstadt die perfekt geeigneten städtischen Räume im Fischerhof zur Verfügung stellt. Anhand der insgesamt fünf Kisten Material aus dem Bodenaushub könnte die Entwicklung der Keramiktypologie gut vermittelt werden. Die Keramikscherben würden in dem Kurs nach technologischen Kriterien sortiert und möglichst einer Gefäßform zugeordnet. Wichtige Fundstücke sollen durch eine technische Zeichnung dokumentiert und auch genau beschrieben werden. „Es ist mir wichtig, die Akzeptanz der Forschungen von Archäologie und Denkmalpflege in der Öffentlichkeit zu erreichen. Bei unserem Projekt können die Hobbyforscher nachvollziehen, wie Forschungsergebnisse und Interpretationen aus einer Materialvorlage archäologischer Funde entstehen.“

Weitere Veranstaltungen des Arbeitskreises

Am Montag, den 22. Oktober 2018 um 19:00 Uhr, wird Barbara Holzapfel im Vortragssaal im Feuerwehrheim in Hallstadt, Mainstraße 28, in die Bestimmung mittelalterlicher Keramik einführen. Die Bearbeitung der Funde selbst erfolgt in den Räumen des früheren Stadtmuseums in der Fischergasse 4 in Hallstadt. Die Kurstermine werden jeweils um 19:00 Uhr abwechselnd an den Dienstagabenden der ungeraden Kalenderwochen (23.10., 6.11., 20.11. und so weiter) und an den Donnerstagabenden der geraden Kalenderwochen (18.10., 01.11., 15.11. und so weiter) abgehalten. Nacharbeiten sind jeweils am Samstagvormittag ab 9:15 Uhr vorgesehen (ausgenommen der erste Samstag im Monat, also am 20.10., 27.10., 10.11., 17.11. und so weiter; (Nachfragen unter der Mailanschrift: schaffranek.arch@gmail.com).

Treffpunkt des Arbeitskreises ist an jedem letzten Donnerstag im Monat um 18:30 Uhr in der Gaststätte „Faltboot“ in Bamberg, Weidendamm 150. Am Donnerstag, den 25. Oktober 2018 um 18:30 Uhr befasst sich die Gruppe mit den Vorbereitungen zur Erfassung eines Grabhügelfelds im Hauptsmoorwald und mit Überlegungen zu der geophysikalischen Untersuchung einer vorgeschichtlichen Wallanlage.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Gäste sind willkommen.

Claus Schaffranek. Fotos: Christopher Retsch
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