Mit politischem Kabarett eröffnet Christoph Sieber die Kabarett-Saison im Hallstadter Kulturboden. Ein Künstler, der, wie er sagt, wahnsinnig gerne auf Tour ist.
Er stammt aus dem Schwäbischen, wo sein Vater 40 Jahre lang als Bürgermeister tätig war, lebt jetzt aber in Köln. Ob er damals schon so genau auf die Mächtigen in der Politik geschaut hat? Christoph Sieber, einer der giftigsten politischen Kabarettisten, bekannt aus seinen Sendungen im ZDF („Mann, Sieber“) und WDR („Mitternachtsspitzen“) kommt am Samstag, 28. September, um 20 Uhr mit neuem Programm in den Kulturboden. Im Vorfeld stand er für einige Fragen zur Verfügung.
Du bist mit einem neuen Programm seit Mitte September auf Tour und damit fast jeden Abend auf einer Bühne. Was darf man sich unter dem Titel des Programms namens „Weitermachen!“ vorstellen?
Christoph Sieber: „Ich habe mir vorgenommen, den ganzen Weltuntergangsszenarien, der Hoffnungslosigkeit und der schlechten Laune ein Programm entgegenzusetzen, das die Finger in die Wunden unserer Gesellschaft legt, aber gleichzeitig sehr, sehr lustig und am Ende Hoffnung stiftend ist. Und wenn ich die Reaktionen der letzten Monate zusammenfassen darf: Das ist gelungen. Und wer´s nicht glaubt, muss es sich halt mal anschauen.
Wie lange hast Du an diesem neuen Programm gearbeitet und was dürfen wir erwarten?
Ein Programm ist ein stetiger Prozess. Ich sammle über Jahre Ideen und dann setze ich mich ein halbes Jahr hin und schaue, welche Ideen etwas taugen. Daraus entstehen dann die Texte fürs Programm. Aber eigentlich ändere ich fast jeden Abend etwas, denn ich will ja tagesaktuell bleiben. Was die Zuschauer und Zuschauerinnen erwarten können, kann ich nicht sagen. Aber ich kann sagen, was sie nicht erwarten brauchen: Dass sich da einer auf die Bühne stellt und sich über die Ampel, Friedrich Merz oder die FDP lustig macht. Da reicht mir die Realsatire vollkommen.
Du bist einer der frechsten Politik-Kabarettisten – schmeichelt Dir diese Beschreibung oder ärgerst Du Dich darüber?
Das höre ich tatsächlich zum ersten Mal. Meist gelte ich ja eher als der letzte Moralist unter den Satirikern. Mich ärgert das überhaupt nicht. Für mich hat Unterhaltung halt einfach etwas mit Haltung zu tun. Und wenn diese Haltung als frech, moralisch und unbequem gilt, dann soll mir das recht sein. Ich will ja gerade nicht der Künstler sein, den alle mögen. Nicht gemocht zu werden ist als Kabarettist jedenfalls ein Ritterschlag.
Woher beziehst Du Deine Ideen, oder anders gefragt: Wie viele Nachrichtensendungen schaust Du an einem Tag und wie oft verzweifelst Du dabei?
Tatsächlich fällt es nicht leicht, in diesen schwierigen Zeiten den Humor zu bewahren. Aber letztlich ist der Humor der Kern meiner Arbeit und meiner Weltanschauung. Deshalb verbietet es sich zu resignieren. „Hoffnungslos Optimistisch“ hieß mal ein Programm von mir und das bringt es recht gut auf den Punkt.
Wie bringt man eine so ausgedehnte Tour und die ständigen Fernsehauftritte – zumindest einmal im Monat mit den Mitternachtsspitzen – unter einen Hut?
Mit Spaß. Ganz einfach. Ich bin vor ein paar Jahren 50 Jahre alt geworden und ich habe mir geschworen nur noch Dinge zu tun, die mir Freude bereiten. Ich bin einfach wahnsinnig gerne auf Tour. Der Kontakt zu den Menschen vor Ort bereichert mich und tatsächlich ist der Applaus das Brot des Künstlers. Klar, wenn dann noch ein paar Euros dabei rumkommen, damit ich meiner Tochter ein neues Fahrrad kaufen kann, freue ich mich auch.
Ich halte die „Mitternachtsspitzen“ für viel kritischer (und unterhaltsamer) als damals die Sendung mit Tobias Mann im ZDF. Täuscht mein Eindruck oder spielten Sender-/Redaktionen-Vorgaben dabei eine Rolle?
Dem widerspreche ich massiv. Natürlich gibt es auch mit Redaktionen mal Diskussionen, ob eine Nummer in die Sendung passt oder nicht. Aber ich habe noch nie erlebt, dass mir jemand Vorgaben oder Vorschriften machen wollte. Wenn dem so wäre, wäre ich sofort weg. Die Mitternachtsspitzen sind die am längsten existierende Kabarettsendung im Deutschen Fernsehen. Dass diese Sendung weiterhin ein monatliches Fest der Kleinkunst und der messerscharfen Kritik bleibt, das ist mein Ziel. Und da bin ich mit der Redaktion sehr, sehr einig.
Auf Deiner Homepage wurde der Auftrittsort Kulturboden Hallstadt nach Pödeldorf verortet, wo der örtliche Veranstalter sein Büro hat. Besser wäre da doch Bamberg gewesen, die Nachbarstadt zu Hallstadt, die Dir sicher ein Begriff ist – oder?
Ja selbstverständlich. Bamberg- das fränkische Rom, das deutsche Venedig, das Hollywood Bayerns. Eine Stadt wie sie schöner und begehrenswerter nicht sein könnte. Vermutlich ziehe ich nach dem Auftritt dort hin. Leider steht Bamberg ja im Schatten von Pödeldorf, Hallstadt und Memmelsdorf. Und da habe ich Stegaurach, Gundelsheim und Viereth-Trunstadt noch gar nicht erwähnt. Ach, ich freu mich schon riesig auf Euch.
Das Interview führte Ralf Kestel. Titelbild: Pressefoto Christoph Sieber
Tickets gibt es im Internet unter www.kartenkiosk-bamberg.de (auch zum Selbstausdruck), telefonisch unter Tel 0951-23837 oder direkt im Kartenkiosk an der Brose Arena in Bamberg sowie an allen weiteren bekannten Vorverkaufsstellen (auch in der Postagentur in der Hallstadter Marktscheune).