Direkt vor dem Hallstadter Rathaus offenbart eine Grube erneut Details über die Geschichte der Stadt. Freigelegt wurde ein Pflasterweg, der aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammt. Und auch Scherben aus dem 15. Jahrhundert wurden gefunden, sie belegen wohl eine Zerstörung, etwa während des Bauernkriegs um 1525. Und rund um die Kirche wurden die Archäologen ebenfalls fündig.
Schon beim Frühlingsmarkt hatte Dr. Magnus Wintergerst erste Funde einer breiten Öffentlichkeit gezeigt, auch Nachrichten am Ort dokumentierte diese vor rund einem Monat. Die Untersuchungen wurden danach fortgesetzt – und nun liegt ein Pflasterweg frei. Der könnte zur einer größeren Aufweitung in der Stadt gehört haben. Da über dem Weg Scherben aus dem 15. Jahrhundert lagen, lässt sich ziemlich sicher sagen, dass nach der Zerstörung von Häusern, möglicherweise im Bauernkrieg, die Hallstadter ihre Innenstadt wiederaufgebaut haben. Denn: Kein Haus um den Marktplatz ist vor 1570 entstanden. Das Rathaus stammt aus den Jahren 1576/80, lediglich die Kirche von 1320 ist deutlich älter.
Mit der Zeit wuchs somit das Bodenniveau – zerstörte und abgebrannte Gebäude wurden planiert, darüber wurden neue Häuser und Wege errichtet. Somit lag die Pfarrkirche St. Kilian einmal höher, was auch eher typisch wäre als die heutige Stufe abwärts am Eingang. Normalerweise, das bestätigt auch Wintergerst, geht es eher Stufen hinauf in eine Kirche.
Gräber gleich an den Kirchenmauern
Dass rund um die Pfarrkirche einmal der Friedhof war, hatte Wintergerst schon Anfang April deutlich gemacht – und ebenso die prognostiziert, dass sich hier Gräber finden werden. Und das ist nun auch eingetreten: An der Südseite der Pfarrkirche liegen Gräber nur knapp unter dem Pflaster. Die Bestattungen aus dem Spätmittelalter wurden damals von der Kirche vorgenommen, schon nach wenigen Jahren war die genaue Lage der Toten nicht mehr bekannt. Ihrer gedacht wurde nicht an einem Grab, wie wir es heute kennen, sondern direkt in der Kirche.
Nach der Dokumentation der Funde wurden die Stellen wieder verschlossen. Die Gebeine verbleiben daher zunächst unter der Erde. Nach weiteren Untersuchungen wird sich dann für die Archäologen, Stadtplaner und die Stadt selbst die Frage stellen, welche Auswirkungen diese auf die weitere Vorgehensweise rund um die Kirche und am Marktplatz haben. Während auf der Marktplatzseite in geringen Höhen noch keine Gräber entdeckt wurden, muss der Südbereich im Rahmen der Innenstadtsanierung eventuell eine höhere Aufbauhöhe erhalten als bisher angedacht. Die hatte er vermutlich schon einmal, was sich am Mauerwerk der Kirche andeutet.
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