„Man ist so alt, wie man sich fühlt“, sagt der Volksmund. Aber wie alt man sich fühlt, das hat jeder selbst in der Hand. Denn mit ein paar einfachen Tricks bei der täglichen Ernährung und mit Bewegung für Körper und Geist kann jeder selbst dafür sorgen, mit Freude und einem gutem Lebensgefühl alt zu werden und dabei jung zu bleiben. Aber wie und ab wann?
Der Vortragsnachmittag „Alt werden – jung bleiben“ bei der KAB-Hallstadt mit vier Experten zu den Themen Ernährung, Bewegung für Körper und Geist und Hilfsmittel gab Tipps und Anregungen wie sich jeder fit machen kann, um auch den dritten Lebensabschnitt genießen zu können.
„Wir alle möchten alt werden, aber nicht alt sein“, mit dieser Feststellung steigt Tanztherapeutin Petra Müller-Trunk in ihren Teil des Nachmittages ein. Eine Weiche, um mit Freude alt zu sein, ist für sie die Bewegung, am besten verbunden mit Musik und Tanz. Die Musik hellt das Gemüt auf, weckt Erinnerungen und schöne Gefühle, das Gehirn und die anderen Muskeln werden durch die Musik und die Bewegung angeregt, Glückshormone werden aktiviert. Somit ist Tanzen Balsam für Gemüt und Seele und hält den Körper fit. Das erleben die Zuhörer auch am eigenen Leib, denn Petra Müller-Trunk fordert sie auf zum Tanz. Wenige Schritte, gemeinsam im Kreis. Vor, zurück, rein und raus, Richtungswechsel. Die Tänzer kommen sich näher, die Stimmung lockert sich. Ebenso gut für die Stimmung ist eine kleine Ohrenmassage, die den Körper aufwärmt. Wer nicht mehr so gut auf den Beinen ist, dem empfiehlt Petra Müller-Trunk Sitztänze.
Wer einmal die Nerven seiner Fußsohlen stimulieren und die Fußgelenke kräftigen möchte, der kann die Choreographie in unserem kleinen Video direkt mitmachen (Tipp: Wollen Sie das Video in HD-Qualität sehen? Dann klicken Sie im unteren Bereich des Videos einfach auf das Einstellungsrädchen und wählen 720p HD aus…).
Im Schneewalzer-Takt werden Tücher geschwenkt, geschunkelt und so mit viel Spaß die Rücken- und Armmuskulatur angeregt.
Ausgewogen, bewusst – saisonal und regional
Ernährungswissenschaftlerin Marion Reich schließt sich dem Appell ihrer Vorrednerin an: „Je mehr ich mich körperlich bewege, desto fitter wird auch mein Gehirn, dadurch kann es auch mehr Eindrücke aufnehmen.“ Zusätzlich mit der richtigen und ausgewogenen Ernährung bleibt auch der Körper gesund. Dabei ist das Bewusstsein für die Ausgewogenheit entscheidend. Ab 40 Jahren verbrauche man nur noch 90 Prozent der Kalorien und ab 60 Jahren sogar nur noch 70 Prozent– es ist also ratsam, die Portionen dem Umsatz anzupassen. Dazu gehört in unserer Wohlstands-Gesellschaft auch etwas Disziplin. „Erinnern Sie sich doch mal daran, was es in ihrer Kindheit gab“, verdeutlicht Marion Reich zum Beispiel die Menge Fleisch, die jeder Erwachsene nach der Ernährungspyramide von aid in der Woche maximal essen sollte: Zweimal eine Portion, die ungefähr der Größe des Handtellers entspricht … mit fünf Portionen Obst am Tag dazu Gemüse und Getreideprodukte. Dazu gehört auch, sich bewusst etwas zu gönnen: einmal am Tag ist was Süßes erlaubt.
Beim ausführlichen Thema Essen war für die Hausfrauen unter den Zuhörern nicht viel neues dabei. Sie kochen seit Jahrzehnten frisch mit hauptsächlich regionalen Produkten und versuchen auch die Ausgewogenheit hinzu bekommen. Besonders wichtig ist die Flüssigkeitszufuhr für den Körper. „Stellen Sie sich die zwei Flaschen Wasser für den Tag sichtbar auf den Tisch, so können Sie das Trinken gar nicht vergessen“, rät Marion Reich.
Die richtige Ernährung auf einen Blick: Grundgerüst ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
„Der Rollator ist der Mercedes für die Senioren“
Wer im Alter nicht mehr selbst kochen kann, der kann sich auch dafür Hilfe holen, etwa durch Essen auf Rädern. Damit leitet Luise Müller, Beraterin für Pflege im KAB-Büro in Bamberg, über in ihr Thema: Wo kann ich mir Hilfe holen? Aus ihrer Erfahrung holen sich Senioren oft zu selten Hilfe durch Institutionen oder Ärzte. Auch Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern, wie ein Rollator, Badewannen-Lift oder ein ambulanter Dienst, werden aus Stolz oder Scham, es nicht mehr alleine zu schaffen, zu selten in Anspruch genommen. Auch für die Anschaffung oder nötige, altersgerechte Umbauten, um weiterhin in den eigenen vier Wänden leben zu können, gibt es teilweise Zuschüsse der Krankenkassen und manches sogar auf Rezept. Über diese Möglichkeiten sollte sich jeder rechtzeitig informieren und beraten lassen, nicht erst, wenn der Pflegefall eintritt. Bei kostenfreien Diensten wie der KAB oder auch der „Fachstelle für Pflegende Angehörige“ kann man sich kostenfrei und individuell beraten lassen. Sie helfen auch beim Ausfüllen von Anträgen. Für kleine alltägliche Hilfen wie Fahrdienste, Besorgungsfahrten oder einfach älteren Mitbürgern Gesellschaft leisten, dafür gibt es in vielen Ortschaften ehrenamtliche Vereine oder Gruppierungen. In Hallstadt bietet „Miteinander – füreinander“ solche Hilfe für ältere und hilfsbedürftige Menschen an.
Muskeltraining ohne Muskelkater
Mit Bewegung hat der Nachmittag angefangen, mit Bewegung für den Kopf hört er auf. Vor allem auch, „damit keiner von Ihnen morgen vergessen hat, was Sie heute gehört haben“, so leitet Ute Popp, Vorsitzende KAB Hallstadt den letzten Vortag des Nachmittages ein. Franziska Neumann hat kleine Gedächtnisübungen mitgebracht, die beide Gehirnhälften aktivieren und so das Gehirn, das ja auch ein Muskel ist, in Schwung bringen. Regelmäßige Reize durch Denkleistung und Herausforderungen führen immer zur Verbesserung, wie Studien belegen. Das ist auch nicht erst im Alter so sondern fängt schon bei den Kindern an. Um beide Gehirnhälften gleichmäßig zu schulen ist es wichtig, auch unterschiedliche Reize zu kombinieren. Kreuzworträtsel sind gut, sprechen aber nur die linke Gehirnhälfte an. Mit kleinen Übungen kann man die Assoziationsfähigkeit, die Flexibilität, die Fantasie, die Konzentration, Urteilsfindung, das Sehen von Zusammenhängen, die Erinnerung und die Wortfindung trainieren.
Die einzelnen Bausteine Bewegung, Gedächtnis, Ernährung sind allgemein bekannt, doch es kann nicht schaden, immer wieder neue Anregungen für den Alltag zu bekommen, wie die Zuhörer des Nachmittags bestätigen. Es ist auch nie zu spät, um anzufangen etwas für sich zu tun, um für das Alter fit zu bleiben. Bleiben Sie neugierig.