Er wirkt wie eine Mischung aus Bulent Ceylan (wegen des Zopfs) und Rolf Miller (wegen des Dialekts) und doch ist er einzigartig: Philipp Weber (40). Der unterfränkische Kabarettist, der in Tübingen Germanistik, Psychologie, Geschichte, Medizin Biologie und Chemie studierte, schöpft in seinen Programmen aus seinem profunden Wissen, teils mit bissiger Satire, teils mit skurriler Komik verknüpft.
Am Donnerstag, 21. März gastiert er um 20 Uhr im Kulturboden mit seinem Programm „KI – künstliche Idioten“. Zuletzt war er im Bayerischen Fernsehen bei „Kabarett aus Franken“ und Schleich Fernsehen“ zu sehen, ehe er zu einer mehrmonatigen Tournee durch ganz Deutschland startete. Vorher stand er uns auch noch für einige Fragen zur Verfügung.
Du spielst auf Deiner Tour an verschiedenen Abenden verschiedene Programme. Warum?
Philipp Weber: Um dem Publikum meine künstlerische Vielseitigkeit zu beweisen: Der Weber kann überall mitbabbeln. Doch vor allem bereitet es mir einfach sehr viel Spaß! So ist doch jedes Programm anders, thematisch wie auch spielerisch. Das bringt nicht nur eine wunderbare Abwechslung in mein Tourleben, sondern meine Leidenschaft und der Humor kommen damit eben auch dem Publikum zu Gute!
Kommt man da nicht durcheinander? Wie bereitest Du Dich vor?
Um Texthänger gar nicht erst aufkommen zu lassen, spreche ich meine Show im Vorfeld gründlich durch. Lange Autofahrten sind prädestiniert für dieses Warm-up. Viel mehr Zeit kostet mich dagegen die laufende Aktualisierung der Einzelprogramme. Für mein KI-Programm habe ich z.B. gerade recherchiert, dass ein Drittel aller deutschen Krankenhäuser bereits Opfer von Cyberattacken wurde. Sogar implantierte Geräte konnten gehackt werden. Das sind doch die Kriege der Zukunft: Die EU verhängt Sanktionen gegen Putin und als Antwort dröhnt aus deutschen Hörgeräten nur noch der bayrische Defiliermarsch!
Was dürfen die Besucher in Hallstadt vom KI-Programm erwarten?
Das übergeordnete Thema des Abends ist der menschliche Fortschritt und welche Hoffnungen wir mit diesem verbinden. Immanuel Kant hat vor über 200 Jahren den Gedanken so formulierte: „Wandelt sich die Menschheit durch Fortschreiten zum Besseren?“ Eine Frage, die uns angesichts der aktuellen Weltlage nicht unbedingt optimistisch stimmt. Aber wo Humor ist, ist Hoffnung! Und eine ordentliche Portion Hoffnung ist auch das, was ich meinen ZuschauerInnen in Hallstadt mitgeben mag.
Woher beziehst Du die Ideen für Deine Gags?
Ich vergleiche Kabarett am liebsten mit Musik: Wenn ein Musiker sein Instrument sieht, will er es ergreifen und losspielen. Bei mir verhält es sich ähnlich mit der Komik: Läuft mir etwas im Leben über den Weg, z.B. eine skurrile Nachricht, ein denkwürdiges Gespräch, ein ungewöhnlicher sozialer Zwischenfall, dann fängt mein kreativer Nerv energetisch an zu jucken – und ich will einfach nur noch losschreiben. Man kann sagen: Mich inspiriert das Leben wie die Geige den Geiger!
Was macht eigentlich mehr Spaß, mit eigenem Programm allein auf der Bühne des Kulturbodens oder vor der Kamera im Fernsehstudio?
Die Antwort ist einfach: ganz klar die Bühne. Ich bin ein Theatermensch. Das Theater ist spontan, direkt, sinnlich und physisch unmittelbar. Theater bedeutet für uns Kulturbegeisterte: echte Begegnungen mit echten Menschen. Und echte Begegnungen mit echten Menschen sind für mich … Das wahre Leben!
Welche Beziehung verbindet Dich mit Georg Koeniger, der uns ja als Mitglieder beim Totalen Bamberger Kabarett bekannt ist?
Mein Kabarett-Kollege Georg hat mich bei meinen ersten Solo-Programmen kreativ als Regisseur begleitet. Wir haben also schon sehr viel humoristischen Unfug miteinander getrieben … Sowas verbindet uns natürlich kollegial und emotional. Ebenso wie die Dauer, die das TBC-Ensemble und ich all die Jahre auf der Bühne stehen. Im deutschen Theater durfte ich letztes Jahr meine Silberhochzeit feiern.
Wagst Du Dich noch nach Amorbach?
Aber: „HALLO“! Unbedingt! Meine Liebe zum Odenwald ist die einzige Form von Patriotismus, die ich mir in sorgfältigen Dosen leiste. Natürlich zeige ich meine Liebe zur Heimat als Kabarettist auch öffentlich. Was bedeutet: Ich mache mich über Amorbach schon mal lustig. Doch Odenwälder haben viel Humor und Selbstironie. Sonst wäre ich ja wohl keiner von Ihnen …
Das Interview führte Ralf Kestel