Zwei Tage symphonischer Blasmusik gingen gestern Mittag in Hallstadt zu Ende. Zwei Tage, an denen die Hans-Schüller-Schule aus allen Ecken summte und brummte. Wie Bienenschwärme zogen große und kleine, junge und versierte Orchester durch das Schulhaus auf dem Weg zu ihrem Einspielraum, der Essenstheke oder der richtigen Wertungsspielhalle.
Empfangen wurden sie vom Musikverein Stadt Hallstadt e. V., der am 17. und 18. Mai die für den Nordbayerischen Musikbund die Wertungsspiele im Bezirk Oberfranken ausrichtete – die Musiker kamen aus ganz Nordbayern, um an den Wertungsspielen teilzunehmen. Für die Orchester der wichtigste musikalische Tag im Jahr, auf den sie sich meist monatelang in intensiver Probenarbeit mit ihren Dirigenten vorbereitet haben.
Anspannung pur
Sitzt das Orchester erst einmal in der Halle, spürt auch das Publikum die Anspannung der Musiker. Deren Energie entlädt sich schließlich im musikalischen Vortrag, dem Applaus der Zuhörer – und dann folgt erst einmal ehrfürchtige Stille. Zwischen dem ersten und zweiten Stück hört man eine Stecknadel fallen, egal, ob sich 40, 80 oder 200 Menschen in der Turnhalle befinden. Die Musiker sind voll konzentriert und auch das Publikum hält den Atem an, alle warten, bis die Wertungsrichter ihre Bewertung abgeschlossen haben, und das Zeichen geben, für das zweite Stück. Das eine Orchester ist noch nicht ganz aus der Halle, da strömen schon die nächsten Musiker hinterher – aufgeregt, hoch konzentriert.
Jungmusikerin Johanna (10 Jahre) vom Blasmusikverein Oberhaid war heuer das erste Mal mit dem Hauptorchester bei einem Wertungsspiel dabei. Sie fand das gut, ist aber schon ein „alter Hase“ am Tenorhorn: „Mit dem Nachwuchsorchester im letzten Jahr war es viel aufregender.“
Das kostet Nerven: Das Nachwuchsorchester Baunach wartet darauf, endlich in den Wertungsspielraum zu kommen.
Im Vortrag gilt es, das Erarbeitete auf den Punkt zu bringen. (Hier das Hauptorchester des Musikverein Gundelsheim e. V., Leitung Josef Gentil)
Zwei Tage lang ging es so Schlag auf Schlag. In fünf verschiedenen Leistungsstufen mit den unterschiedlichsten Orchestergrößen, aber auch für das Helferteam des Musikvereins Hallstadt, das vielfältige Aufgaben bei der Betreuung der Gastorchester berücksichtigen musste. Das Herzstück war dabei hinter den Kulissen die Erfassung der Bewertungen der Juroren für die einzelnen Orchester, die Zusammenführung von drei bis vier handschriftlichen Bewertungsnotizen und Errechnen der Gesamtpunktzahl.
Diese vier Herren galt es am Samstag zu überzeugen: (v.l.) Stefan Fritzen, Reinhold Rogg, Johannes Weihmayer und Hellmut Blaudszun
Auch konzentriert: Sabine Scheler und Thomas Müller bei der Erfassung der Bewertungsbögen.
Überraschungen und Abräumer
Für Jury-Mitglied Johannes Weihmayer bleibt ein Wertungsspiel lediglich eine Momentaufnahme. Das Orchester präsentiert sich und bekommt durch die Juroren einen objektiven Input, wo es steht und wo es noch hingehen kann. „Ich bemühe mich, am Ende jeden Bewertungsgespräches den Dirigenten und Musikern drei Stellschrauben für die Zukunft mit auf den Weg zu geben, für die weitere Entwicklung“, so Weihmayer. Grundsätzlich zeigen alle Orchester eine ausgezeichnete Jugendarbeit, dennoch sei der Großteil der Erfolge der guten Arbeit der Dirigenten geschuldet.
Der erste Blick des Dirigenten Ernst Grimmer (Baunach) ist der auf den Bewertungsbogen.
Kathrin Motschenbacher (Blasbälger Hallstadt) erklärt anhand der Kurzbewertung, warum es den Juroren nicht ganz für eine Auszeichnung gereicht hat.
Ausgezeichnet!, da jubeln die Musiker aus Pödeldorf natürlich.
Der Wertungsspieltag gipfelt für alle Orchester gemeinsam in der Bekanntgabe der Ergebnisse. Von der Intention der Wertungsspiele, gibt es keinen expliziten Gewinner, jedes Orchester gewinnt allein durch die Vorbereitung und die Impulse der Wertungsrichter. Aber es gibt Überraschungen, wie das Nachwuchsorchester der Stadtkapelle Baunach unter der Leitung von Ernst Grimmer, das seit langen Jahren zum ersten Mal wieder an einem Wertungsspiel teilgenommen hat und in der Grundstufe gleich einen „Ausgezeichneten Erfolg“, das höchste Prädikat, erreichte. Es gab „Abräumer“, wie die Ebrachtaler Musikanten Burgebrach, die sowohl mit den Juniorbläsern (Grundstufe), dem Nachwuchsorchester (Unterstufe) – beide dirigiert von Juliane Brehm – und dem Großen Blasorchester (Oberstufe) unter der Leitung von Armin Häfner gleich dreimal einen „Ausgezeichneten Erfolg“ erzielten. Ebenfalls eine Auszeichnung gab es in der Oberstufe auch für die Blaskapelle Oberschwappach (Ltg. Alexander Basel) und das Hauptorchester des Musikverein Gundelsheim (Ltg. Josef Gentil). Auch in der Höchststufe gab es eine Auszeichnung, diese erspielte sich das Sinfonische Blasorchester Pödeldorf bereits am Samstag.
Das gastgebende Orchester aus Hallstadt machte am Samstagabend den Abschluss.
Die drei Orchester des gastgebenden Musikverein Stadt Hallstadt e. V. erzielten in ihren jeweiligen Stufen alle samt einen „Sehr guten Erfolg“. Alle Ergebnisse können Sie nachlesen unter: www.mv-hallstadt.de.
Viele Fotos von den Wertungsspielen finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der linken Ecke oben wählen).
Fotos: Musikverein Stadt Hallstadt: Sebastian Winkler, Lena Thiem, Lukas Kraus, Inge Friedrich sowie Johannes Michel