Auch wenn es im Moment so aussieht, als ob die „Süd-Ost“-Alternativtrasse nicht durch Oberfranken führen wird, beschloss der Gemeinderat Kemmern in der seiner Sitzung sozusagen prophylaktisch Widerspruch einzulegen. Wie Bürgermeister Rüdiger Gerst (CSU) einleitend zu dem Tagesordnungspunkt anführte, sei die Resolution ein Signal des Widerstandes. Denn einerseits sei der Wert der gesamten Trasse mit Blick auf die Energiewende umstritten. Andererseits stelle die Trasse für Kemmern eine weitere Belastung – neben den bereits bestehenden Belastung durch Bundesverkehrsprojekte wie ICE-Ausbau und Autobahn – dar.
Für Kemmern wie auch den Landkreis Bamberg hätte die Trasse keinerlei Nutzen, „da weder Einspeisungen noch Ausleitungen möglich sind.“ Rüdiger Gerst rechnet mit ähnlichem Widerspruch aus anderen Gemeinden wie auch aus dem Kreistag. Auch die Regionalwerke Bamberg sollten hier nach Meinung des Gemeinderates Werner Weinkauf ein Interesse an der Verhinderung haben, sei es doch ihr Ziel, die regionale Energiegewinnung zu stärken.
Aus der Resolution
Von anderen Widersprüchen unabhängig fordert die Gemeinde Kemmern mit der Resolution die Bundesregierung, die Bundesnetzagentur und die Bayerische Staatsregierung auf, die Notwendigkeit der Gleichstrompassage „Süd-Ost“ sowie den Einsatz neuer oder anderer Technologien erneut zu prüfen. Auch besteht die Gemeinde Kemmern auf eine gesetzliche Festlegung von Mindestabständen zur Wohnbebauung, um Gesundheitsbeeinträchtigungen der Bewohner und der Umwelt auszuschließen. In der Resolution wird weiterhin die Firma Amprion GmbH aufgefordert, von einer Antragstellung bei der Bundesnetzagentur Abstand zu nehmen, bis die gesetzliche Überprüfung der Notwendigkeit einer Gleichstrompassage abgeschlossen ist. Besonders wird die mangelnde Transparenz der Firma gegenüber der Kommunen und politischen Mandatsträgern kritisiert.
Kemmern fordert Schallgutachten
Verwunderung in Kemmern hatten Arbeiten östlich der A73 hervorgerufen. Das liege zwar auf Breitengüßbacher Gemeindegebiet, der dort geplante Lärmschutzwall – ein Fakt, den die Gemeindeverwaltung lediglich aus der Presse erfahren hatte – könnte aber die Lärmbelastung in Kemmern erhöhen. Auf Nachfrage bei den zuständigen Behörden und im Gespräch mit Bürgermeisterkollegin Sigrid Reinfelder stellte sich heraus, dass es für diese Maßnahme weder eine förmliche Beteiligung Kemmerns noch ein Bauantrag nötig seien, obwohl ein Lärmschutzwall direkten Einfluss auf Kemmern hat. Bislang liegt dem Landratsamt lediglich ein Antrag für Rodungsarbeiten vor. Sowohl beim Landratsamt Bamberg als auch bei der Gemeinde Breitengüßbach wurden Schallgutachten beantragt, um eine Verschlechterung für Kemmern rechtzeitig abwenden zu können. Als Hintergrund wurde bekannt, dass durch die Bauarbeiten der Bahn bei Ebensfeld angefallener Erdaushub übrig sei, der Breitengüßbach für die Errichtung des geplanten Lärmschutzwalles zur Verfügung gestellt wurde. Die Gemeindeverwaltung Kemmern wird den Punkt entsprechend weiterverfolgen.