MIT GROSSER BILDERGALERIE!
Acht Uhr morgens. Am Waldrand nahe Rattelsdorf treffe ich mich mit acht Kindern im Alter von anderthalb bis drei Jahren und mit Martina Lind-Oppel und Renate Nüßlein. Aufgabe des Tages: Die „Waldmäuse“ kennen lernen. Die Freilandpädagogikgruppe der Kinderkrippe Mäuseburg ist seit September 2011 regelmäßig im Wald aktiv – und die Kinder können die Natur entdecken und sich auf natürlich Weise beschäftigen – bei Wind und Wetter.
Nach und nach trudeln die Eltern mit ihren Kindern ein – und so manche Träne fließt, als die Eltern mit ihren Autos wieder wegfahren und die Kinder zurücklassen. Viertel nach acht sind nur noch die beiden Erzieherinnen, die Kinder und ich da, und wir laufen an der Schranke vorbei, auf den Waldweg. Schon entdecken die Kinder erste Highlights, zum Beispiel eine Pfütze (die natürlich sofort Opfer zahlreicher Sprünge wird) und Spuren eines Wanderers mit Trekkingstöcken.
Und der taucht wenige Minuten später auch auf, befindet sich gerade auf dem Rückweg. Schon ist er vorbei, plötzlich ruft er: „Gehört die Maus euch?“ Tatsächlich. Eines der Kinder hatte Ivo verloren, das Maskottchen der „Waldmäuse“. Neben der Schranke lag sie einsam am Boden, dem tapferen Wanderer sei Dank, dass sie auf dem weiteren Weg doch noch dabei sein kann. Ivo heißt übrigens der Hund eines Jägers, der die Waldmäuse einmal besucht hat – und nun begleitet die Waldmaus Ivo die Kinder bei ihren Abenteuern.
Mit einem gemeinsamen Frühstück beginnt der Tag.
Kleine, überschaubare Gruppe auf Erkundungstour
Nach einer kleinen Wanderung biegen wir rechts ab und erreichen das Lager der Waldmäuse, das sogar mit einem Häuschen ausgestattet ist. „Hier sollte einmal ein Tiefbrunnen gebaut werden“, erklärt Martina Lind-Oppel. Da die Trinkwasserqualität aber nicht ausreichte, stand das Gebäude leer und wurde höchstens ab und zu von Waldarbeitern benutzt. Daher ist es auch mit einem Holzofen versehen. Der kommt nun den Kindern zugute, falls es wirklich einmal zu kalt und nass sein sollte. Denn ansonsten sind die Waldmäuse immer draußen. „Ofenfee“ Renate Nüßlein heizt dennoch auch bei meinem Besuch den Ofen an, denn schließlich müssen die kleinen Kinder gewickelt werden, und dabei darf es nicht zu kalt sein. Im Häuschen liegt auch ein kleiner Materialfundus, etwa für Bastelarbeiten. Unter dem Tisch wurde eine Kuschelecke eingerichtet – und die Kinder haben schon Pläne, wie es noch gemütlicher werden könnte, zum Beispiel mit dem Einbau einer Höhle unter dem Gitter-Fußboden.
Ein Schild macht auf das Domizil der Waldmäuse aufmerksam.
Vor dem Haus setzen wir uns erst einmal zum gemeinsamen Frühstück – mit Broten, Obst und Tee. „Im Wald haben die Kinder mehr Hunger als bei uns in der Mäuseburg“, sagt Martina Lind-Oppel. Die Mäuseburg in der Jahnstraße ist der eigentliche Stammsitz der Kinderkrippe. Beim Frühstück habe ich die Gelegenheit, ein paar Fragen zu stellen, zum Beispiel, wie die Idee überhaupt zustande kam, regelmäßig (zurzeit Dienstag und Donnerstag) mit den Kindern in den Wald zu gehen. „Als wir anfangs Spaziergänge in die Natur unternommen haben, stellten wir schnell fest, dass der Weg vom Ort aus zu weit ist. Von der Möglichkeit, einen Bauwagen anzumieten, kamen wir schließlich über den Bürgermeister auf den Gedanken, den leer stehenden Betonbunker umzunutzen. Die Eltern haben uns bei den Arbeiten sehr geholfen, kürzlich haben wir die Fassade neu gestaltet. Dabei entstand ein tolles Gemeinschaftsgefühl – zwischen Kinder, Eltern und Großeltern.“
Entlang der Waldwege gibt es viel zu entdecken.
Im Wald wird es nie langweilig…
Nach dem Frühstück heißt es: Erkunden und Spielen. Los geht’s, etwas tiefer in den Wald. Zwischen zwei Bäumen wird eine Hängematte aufgehängt, die Kinder haben ihre wahre Freude daran. Abwechselnd steigen sie ein und aus, verstecken sich, schaukeln. Auf dem kleinen „Waldspielplatz“ gibt es auch einen liegenden Baum zum Balancieren und eine Wippe, selbstverständlich alles naturnah. Aber die „Spielsachen“ sind heute eher uninteressant, denn in den vergangenen Tagen sind herbstliche Pilze aus dem Boden geschossen, die begutachtet werden müssen. Martina Lind-Oppel und Renate Nüßlein legen sehr viel Wert darauf, den Kindern alles zu zeigen, ihnen aber auch klar zu machen, dass die Natur für sich bleiben soll und sie nichts zerstören dürfen.
„Für den Tagesablauf haben wir meistens keinen festen Plan. Nach dem Frühstück ziehen wir los und die Entdeckungsreise beginnt“, sagt Renate Nüßlein. Interessant ist, wie die Kinder improvisieren. Aus Baumstümpfen haben sie sich eine Waldküche gebaut, in der regemäßig gekocht wird. Dahinter liegt eine kuschelige Baumhöhle, ausgekleidet mit Moos. Maximal acht Kinder sind mit dabei, die Gruppe wechselt – jeder, dessen Eltern die Erlaubnis erteilen, darf in den Wald.
Nach über zwei Stunden sage ich „Auf Wiedersehen“. Für die Kinder ist der Tag noch lange nicht vorbei, viel wird noch zu entdecken sein, bis um 13 Uhr die Eltern wieder kommen, um die Kindern am Waldrand abzuholen.
Johannes Michel
Noch mehr Eindrücke vom Besuch bei den Waldmäusen finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild)…