Vereine brauchen Anerkennungskultur und Wertschätzung

Zu einer schönen Tradition ist es mittlerweile in Reckendorf geworden, am Ende des Jahres dem Ehrenamt zu gedenken und den Ehrenamtlichen zu danken. So erinnerte der erste Vorsitzende des Ortskulturrings, Erwin Wahl, nach seiner Begrüßung und der musikalischen Einleitung durch die jüngste Nachwuchs-Bläserklasse an die großen Festivitäten vor Ort, die in diesem Jahr ohne ehrenamtliches Engagement nicht möglich gewesen wären.

Bei der jeweiligen Jubiläumsveranstaltung, so Wahl, musste der Spagat geschafft werden, einerseits die Verdienste der Vereinsmitglieder zu ehren, andererseits den Gästen ein ansprechendes Programm zu bieten. So feierte die Freiwillige Feuerwehr ihr 150-jähriges Bestehen, und dies an zwei Terminen: Ende März mit dem Festkommers und Ende Mai mit Gedenkgottesdienst, Fahrzeugweihe und Festzug. Sein 40-jähriges Bestehen durfte der 1. FC-Bayern-Fan-Club am 15. Juni begehen, und der Hassbergverein folgte mit seinem 50. Geburtstag vier Wochen später. Zum ersten Mal nahm Reckendorf auch am Blues- und Jazzfestival teil, das nur mit dem Einsatz der einheimischen Vereine gestemmt werden konnte.

„Vereine könnten wieder attraktiver werden, wenn sie Orte werden, an denen Menschen sich wohlfühlen und respektiert werden, Orte, die jene gerne aufsuchen, weil man dort Freundschaft schließen und etwas miteinander bewegen kann“, appellierte der OKR-Vorsitzende. Wichtig sei es, den Führungsnachwuchs zu gewinnen, wofür bestehende Strukturen untersucht und verändert werden müssten. Auch sollten die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden, um die zeitliche Belastung für den Einzelnen einzugrenzen. Die Vereine brauchen eine Anerkennungskultur, eine Wertschätzung, die mit diesem Abend verbunden sein soll. Und es ist auch erfreulich, dass sich in Reckendorf wieder zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger den Gemeinderatswahlen im kommenden Jahr stellen. Ihre Namen seien häufig identisch mit denen von Vereinsvorständen, denn sie alle hätten Spaß daran, Dinge vor Ort mitzugestalten.


In den Kreis der „Wackeren Recken“ wurde Anton Schneiderbanger im Jahr 2019 aufgenommen: (v. l.) Maria Schmittlutz (2015), Hubert Schindler (2016), Anton Schneiderbanger (2019), Christiana Gruber (2017), Herbert Dirauf (2018); dahinter: 1. Bürgermeister Manfred Deinlein, 2. Bürgermeister und Vorsitzender des OKRs, Erwin Wahl

Spaß an der Gestaltung im Ort haben auch die Gartenfreunde Reckendorf e.V., deren Kinder- und Jugendarbeit vorbildlich organisiert ist. Teamsprecher Georg Schmidt wies in seinen Ausführungen auf die verstärkte Kooperation mit anderen Organisatoren hin, wie auf den Bayerischen Staatsforst, dessen Führung „Erlebe-Bruder-Wald“ auf dem Walderlebnispfad bei den Kindern eine große Begeisterung hervorrief. Auch der Landesbund für Vogelschutz besitzt in seiner Umweltstation „Fuchsenwiese“ ein reiches Angebot, das Jugendliche interessiert.

Zusätzlich werden Veranstaltungen mit Experten organisiert, Führungen auf den heimischen Fluren durchgeführt, um spielerisch die Bedeutung der dort wachsenden und für die Gesundheit wichtigen Kräuter zu erklären. Das attraktive Angebot des Ferienprogramms umfasste „Dot-Painting“ (Zeichentechnik der australischen Eingeborenen), die Herstellung von „Traumfängern“ (indianische Kultobjekte), den Bau von Insektenhotels sowie die Dekoration von Blumentöpfen.

Auch für den Wettbewerb des bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege e.V. konnten die Reckendorfer Jugendlichen begeistert werden. Sie sollten den wertvollsten menschengemachten Lebensraum in unserer Landschaft kennenlernen: die Streuobstwiese. Dort wächst nicht nur gesundes, ungespritztes Obst, sondern der Ort bietet auch mit vielen heimischen Tieren und Pflanzen ein einzigartiges Biotop, das es galt zu entdecken: Die Kinder lasen die Äpfel vom Boden auf, sortierten, wuschen und schnipselten sie klein, damit sie anschließend in der Obstpresse zerkleinert werden konnten. In kürzester Zeit waren fünf Liter naturreiner Apfelsaft entstanden. Während der tags darauf durchgeführten Kürbisprämierung – wer hat den schönsten Kürbis?“ –, konnte das Produkt schon mit Stolz ausgeschenkt werden. Als Lohn für ihr Engagement erhielten die Gartenfreunde vom Kreisverband Bamberg eine Saftpresse und Apfelschälmaschine, um im kommenden Jahr das Wissen nachhaltig vertiefen zu können. Referent Georg Schmidt beendete seine Ausführungen mit dem Wunsch, dass sich auch in Zukunft Mitglieder finden würden, welche die große Verantwortung übernehmen, den jungen Nachwuchs zu fördern.

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Diesem Wunsch schloss sich Bürgermeister Manfred Deinlein an, der sich gleichfalls bei den Anwesenden für ihr reiches Engagement während des Reckendorfer Festjahres bedankte. Das Johannifeuer, die Seitenbachkerwa, die Ausstellungen der Kleintierzüchter, der Kerwasumzug, der Weihnachtsmarkt sind u.a. feste Größen in der Gemeinschaft und beleben das gesamte Dorf. Immer wieder werden die Freiwillige Feuerwehr und die Reckendorfer Musikanten gebraucht, doch sind auch sonst noch viele freiwillige Helfer im Einsatz, wie z.B. anlässlich des Seniorennachmittags. Chormusik und Theater tragen zum kulturellen Leben der Gemeinde bei, lobte Deinlein.

Besonders wichtig sei es, die Schwachen im gemeinsamen Handeln mitzunehmen, erinnerte das Gemeindeoberhaupt die Anwesenden. Und in diesem Sinn schritt der Bürgermeister zur Verleihung des Titels „Wackerer Recke“, der bereits zum fünften Mal verliehen wurde: Dabei handelt es sich um eine freiwillige Tat, die unentgeltlich angeboten wird, ohne die Funktion in einem Verein oder einer anderen Gemeinschaft auszuüben. Unter dem Motto „Asyl in Reckendorf“ – so die Laudatio – erklärte sich Anton Schneiderbanger mit einer selbstlosen Selbstverständlichkeit bereit, einen Reckendorfer Bürger bei sich aufzunehmen, der aus gesundheitspolizeilichen Gründen sein Haus von heute auf morgen verlassen musste. Mittlerweile ergänzen sich die beiden und bilden dank der unbürokratischen spontanen Hilfe des „Wackeren Recken 2019“ eine sich gegenseitig unterstützende „Männer-WG“. Sichtlich gerührt und bescheiden nahm Anton Schneiderbanger die Ernennung und Urkunde von Bürgermeister Deinlein in Empfang.

Adelheid Waschka. Foto: Falko Badura
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