Anlässlich des Internationalen Museumstages am Sonntag, 15. Mai 2022, können Interessierte von 14 Uhr bis 16 Uhr im „Haus der Kultur – ehemalige Synagoge“, die Ausstellung „Kultur und Kultus, die Reckendorfer Genisa“ außerhalb der regulären Öffnungszeiten besichtigen. Der Eintritt ist frei.
Dabei handelt es sich um abgelegtes, „heiliges“ Kulturgut der früheren jüdischen Gemeinde, welche seit dem frühen 16. Jahrhundert vor Ort nachgewiesen ist. Die Funde wurden auf dem Dachboden über dem Deckengewölbe deponiert. Das Besondere an der Reckendorfer Genisa besteht darin, dass alle weiteren Betriebe, die im Gebäude eine handwerkliche Tätigkeit ausführten (elektrotechnische Fabrik, Herde-Fabrik und Schuhfabrik), diesen Raum unter dem Dach ebenfalls für ihre Abfalllagerung benutzt haben. So bekommt man einen einmaligen Überblick über die wechselseitige Geschichte des Gebäudes.
Jüdische Auswanderer aus Reckendorf gehören seit Mitte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten unter anderem zu den Gründungsvätern in Kalifornien (Los Angeles/San Francisco) und Oregon. Sie haben einen beträchtlichen Beitrag zur dortigen Landesentwicklung geleistet. Noch heute bezeichnen sich die Nachkommen als „The Reckendorfer“ und stellen trotz aller Bescheidenheit eine Elite dar.
„Heimatschatz“ ‚Blaue Kinderhose‘, die nach Machart und Stoffmuster aus dem 19. Jahrhundert stammt. Man kann sich vorstellen, dass ein Kind im Alter von zwei Jahren mit dieser Hose bekleidet das erste Mal die Synagoge betrat, um seine „Beschneidungswindel“ (Mappa) der Thorarolle darzubringen.
In der Reckendorfer Genisa fanden sich sehr viele Textilreste. Die meisten wurden dazu benutzt, um Tefillinbeutel herzustellen, wobei man das dafür benötigte Material aus einem Stück Stoff herausschnitt und den Rest auf dem Dachboden entsorgte. Auch Schuhe für Personen aller Altersklassen konnten unter dem Fundmaterial entdeckt werden.
„Haus der Kultur – ehemalige Synagoge“, Adresse: Ahornweg 2, 96182 Reckendorf