Dorfwettbewerb: Von Fachwerkhäusern, Gewannfluren und Don Camillo und Peppone

UPDATE: Mittlerweile ist bekannt: Mürsbach gewinnt Gold auf Landesebene! Glückwunsch!

MIT VIDEO UND ZWEI GROSSEN BILDERGALERIEN!

Lange haben sich Mürsbach und Kemmern auf den Besuch der Landesbewertungskommission im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft. Unser Dorf soll schöner werden“ vorbereitet. Am 10. Juli war es endlich soweit: Bestes Wetter war bestellt – und die beiden Dörfer konnten sich von ihrer Sonnenseite präsentieren. Nachrichten am Ort hat die Begehung mit zwei Redakteuren begleitet.

Zwei Stunden für Mürsbach

Dienstag, 10. Juli, 12.30 Uhr. In Mürsbach ist die Spannung fühlbar. Pünktlich fährt der Bus der Bewertungskommission an der Sutte vor. Die Schulkinder heißen die Prüfer mit einem Ständchen willkommen, und auch Landrat und Bürgermeister sind mit von der Partie. Junge Fußballer stehen Spalier, und im Innenhof der Brauerei Sonne begrüßt Landrat Dr. Günther Denzler die Bewerter und Gäste. Er freut sich, dass dies heute nicht sein einziger Termin sein wird, schließlich ist mit Kemmern noch eine weitere Landkreisgemeinde mit von der Partie. Bürgermeister Bruno Kellner ist überzeugt: „Die Kommission ist in Mürsbach goldrichtig.“


Landrat Dr. Günther Denzler (links) und Bürgermeister Bruno Kellner (rechts) begrüßen die Kommission.

Sabina Sitzmann-Simon zeigt, nachdem die Kommissionsmitglieder sich einzeln vorgestellt haben, die Geschichte Mürsbachs anhand einer Präsentation. Besonders hebt sie die gute Dorfgemeinschaft hervor: „Ich bin ein lebender Beweis der Integrationskraft des Ortes Mürsbach. Vor 20 Jahren haben mein Mann und ich hier ein Haus gekauft – und heute darf ich den Ort vorstellen.“ Der anschließende Dorfrundgang führt die Kommission an der Verkündhalle und dem Brunnen vorbei zur Kirche, wo Orgelmusik spielt. Besonders erfreut zeigen sich einige Prüfer über die in Mürsbach vorhandene Schule und den Kindergarten.


Sabina Sitzmann-Simon war voll eingespannt.


Per Kutsche fahren die Prüfer vom Kindergarten zur Kunstmühle.

Nach einer Kutschfahrt durch das Neubaugebiet kommen die beiden Wagen an der Kunstmühle an, wo Heinz Eller bereits zahlreiche Ausstellungen beherbergen konnte, auch Werke von Günter Grass waren schon dabei. Erste Gespräche zeigen: Die Kunstmühle ist ein absoluter Pluspunkt für Mürsbach. Ellers Tochter saniert gerade das Nebengebäude und sorgt so mit für den Erhalt des Baudenkmals. 

Das thematisieren einige Kommissionsmitglieder auch bei der Abschlussbesprechung im Biergarten des Gasthofs Goldener Adler: Mürsbach habe eine tolle Ausgangslage, die Bürger seien angemessen mit ihrem Ort umgegangen, das kulturelle Angebot sei bemerkenswert. Natürlich gibt es auch ein paar Kritikpunkte: fehlende Bepflanzung an den Ruhebänken und unbewirtschaftete Wiesen im Umfeld von Mürsbach. Dennoch: Bürgermeister Kellner freut sich über eine gelungene Begehung. „In Mürsbach wäre die Bausubstanz ohne das Engagement der Bürger dem Verfall preisgegeben. Was wir heute hier gesehen haben, ist gelebtes Dorfleben, und keine aufgesetzte Präsentation.“


Bürgermeister Kellner (rechts sitzend) war im Interview mit Johannes Michel mit dem Tag hochzufrieden.

Johannes Michel

 

Gemeinsamer Feind war auch in Kemmern die Zeit

Kemmern begrüßte die Landesbewertungskommission mit der bei Feierlichkeiten obligatorischen festlichen Fahnenabordnung der Vereine. Durch deren Spalier, begleitet von Gesang und Tanz der Kemmärä Kuckuck, betraten Kommission, Bürgermeister, Gemeinderäte, interessierte Bürger und Gäste das Rathaus. Nach der Vorstellungsrunde durch die Kommission und einem etwas trocken wirkenden, aber ausführlich-informativen Rundumschlag über Historie, Gegenwart und Leitbild Kemmerns durch Bürgermeister Rüdiger Gerst, brachte Waltraud Ruß, Vorsitzende der Ortsvereine, das besondere des Gemeinde- und Vereinslebens auf den Punkt: „Die Gemeinde beschließt, die Vereine organisieren und der Herr Pfarrer bekommt das Geld“ – so ist das in Kemmern.

Bei der Ortsbesichtigung zeigte Kemmern, was es alles zu bieten hat. Vor dem Rathaus warteten die Kinder der Kindertagesstätte St. Maria. Die Kommission wurde von Bürgermeister und Gemeinderäten persönlich durch das weitläufige Kemmern geführt – wobei hier besonders gut das Eingebundensein der Gemeinderäte in das gesellschaftliche Leben sichtbar wurde.

Am Hausplatz brachten Sänger„knaben“ ein Ständchen
– selbstverständlich neben einem Fäßla frischem Freibier.

Ein hoher Wagen schipperte Bernd Carl und Georg Guggenberger, die für die Bewertung „Dorf in der Landschaft“ zuständig sind, in Begleitung von Harald Dorsch, Rolf-Günther Henkel und der Ortsbäuerin und Gemeinderätin Rosi Schmitt durch die Gewannflur (Infos dazu bei Wikipedia). Bei aufschlussreichen, lockeren Gesprächen wurden die Besonderheiten der Kemmerner Flur erkundet.

Je weiter man Innerorts kam, desto schwieriger wurde es, die Kommission im engen Zeitplan zu allen vorgesehenen Stationen zu bewegen. Bald schon zog sich der Tross auseinander, zu viel Interessantes (Schautafeln, Gartenanlagen und Randaktivitäten) gab es zu entdecken und zu dokumentieren. 

Der Leiter der Kommission, Günter Knüppel, fand vor allem die Gemeinde-Lätzchen bezaubernd.

Die Kirche als Herzstück und Ausgangspunkt des Gemeindelebens wurde von Pfarrer Valentin Tempel persönlich vorgestellt. Er ging nicht nur auf architektonische Besonderheiten und die bald kommende Schwalbennestorgel ein, sondern auch auf das gute Verhältnis zwischen Kirche und Gemeindeverwaltung, mit der viele Projekte gemeinsam realisiert wurden und werden. Christoph Benoist, Kommissionsmitglied für den Bayerischen Jugendring, fühlte sich bei diesen Ausführungen an Don Camillo und Peppone erinnert, denn selbstverständlich verläuft nicht immer alles reibungslos.

Bei der Abschlussbesprechung auf dem Wagner-Keller mit traditioneller Blasmusik durch eine kleine Gruppe des Musikvereins konnte Kemmern neben der Aussicht auch mit Kulinarischem punkten. Kühles Bier, fränkische Brotzeit, geräucherte Main-Fischspezialitäten wie Aal, Karpfen und Schleie und natürlich ein Prosit der Gemütlichkeit sorgten für einen gelungenen Abschluss. Die kurze Feedbackrunde der Kommission lässt hoffen, das Kemmern in der Bewertung vorne mit dabei ist. Nur hier und da gab es einen erhobenen Fingerzeig, was man in Zukunft beachten müsse, um vor allem die kleinteilige Struktur, die Leben und Wohnen zusammen bringt, die Attraktivität für Familien und Jugend (Discobus) und den guten Weg des sanften Tourismus in Einklang mit der Naturverbundenheit zu bewahren.

Auch wenn es nicht unbedingt in die Wertung einfließt, aber Bernd Carl verabschiedete sich mit den Worten: „In Kemmern war es immer schön, ist es immer schön und wird es immer schön bleiben. Und wenn man den Tag auf dem Keller beschließt – sowieso …“

Lena Thiem

Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 11. Juli 2012. Update am 12. Juli 2012.

 

Live aus Mürsbach und Kemmern haben wir am Tag der Begehung bei Facebook berichtet. Sie können sich viele Bilder unter http://www.facebook.com/NachrichtenamOrt anschauen.

Lesen Sie auch unsere Vorberichte zum Dorfwettbewerb:

 

Viele Eindrücke von den Begehungen in Mürsbach und Kemmern zeigt unser Video (Tipp: Wollen Sie das Video in HD-Qualität sehen? Dann klicken Sie im unteren Bereich des Videos einfach auf das Einstellungsrädchen und wählen dann 720p HD aus…).

 

Bilder vom Kommissionsbesuch in Mürsbach finden Sie in unserer ersten Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild)…

 

Bilder vom Kommissionsbesuch in Kemmern finden Sie in unserer zweiten Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild)…

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