50 Jahre? Ist doch eigentlich noch gar nicht so lang. Beeindruckend ist aber, was in dieser Zeit im kleinen Ort Oberleiterbach geleistet wurde. Und maßgeblich steht dafür ein Verein: Der GBV. Und der ließ sich zum Jubiläum feiern.
Die Geschichte des Gartenbauvereins Oberleiterbach beginnt nach Erzählungen älterer Dorfbewohner bereits in den 1920er Jahren. Unter Leitung von Dorfschullehrer Keller als Vorsitzendem gab es in dieser Zeit Aktivitäten zur Förderung des Obstbaus. Die Aktivitäten endeten jedoch während der 1930er Jahre aufgrund des Krieges.
Die offizielle Gründung des heutigen Gartenbauvereins (GBV) fand am 12. Februar 1974 statt. Der ehemalige Marktgemeinderat und Ehrenbürger Alfred Hümmer rief unter Mithilfe des damaligen Kreisfachberaters Georg Stöcklein zu einem Treffen in der Gastwirtschaft Hennemann auf. An diesem Abend schlossen sich 21 Bürger zu einem Verein zusammen, der zunächst unter dem Namen „Verein für Gartenkultur und Ortsverschönerung Oberleiterbach“ firmierte. Noch im selben Jahr wurde der Name in „Gartenbauverein Oberleiterbach“ verkürzt.
Von Anfang an spielte der Blumenschmuck eine zentrale Rolle in den Aktivitäten des Vereins. Unter anderem wurden im Dorf Bäume gepflanzt, ein Spielplatz errichtet und der Friedhof umgestaltet. Bereits 1975 gewann Oberleiterbach im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ auf Kreisebene. In den folgenden Jahren setzte sich dieser Erfolg fort, mit dem Sieg auf Bezirks- und schließlich auf Landesebene. Der Höhepunkt war 1977, als Oberleiterbach auf Bundesebene mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Die Freude über diesen Erfolg war im Dorf groß, und zur Feier wurde spontan ein Dorffest veranstaltet. Dieser Erfolg ist bis heute im Dorf präsent, unter anderem durch den jährlich prächtig geschmückten „Goldbrunnen“, der als Symbol für den damaligen Sieg steht.
Nachhaltigkeit und Biodiversität
Neben der Teilnahme an Wettbewerben etablierte der Verein auch das Waldfest, das erstmals 1976 stattfand. Es entwickelte sich rasch zu einem beliebten Fest, das seit 2012 als Dorffest gefeiert wird. In den 1990er Jahren engagierte sich der Verein maßgeblich beim Bau eines Gemeinschaftshauses, das als zentraler Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft dient.
Seit den 2010er Jahren setzt sich der Gartenbauverein verstärkt für Nachhaltigkeit und Biodiversität ein. Unter anderem übernahm der Verein 2014 die Patenschaft für die Neugestaltung des örtlichen Spielplatzes und engagierte sich im Projekt „Fränkisch verwurzelt“, das sich für den Erhalt alter Bäume einsetzt. Auch der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ spielte weiterhin eine Rolle: 2017 gewann Oberleiterbach die Goldmedaille auf Bezirksebene, 2018 erreichte das Dorf die Silbermedaille auf Landesebene. Im Jahr 2022 kam es zu einem Generationenwechsel in der Vereinsführung. Seitdem wird der Gartenbauverein von einem rein weiblichen Vorstand geleitet. Aktuell zählt der Verein 68 Mitglieder und organisiert regelmäßig Feste wie das Osterbrunnenfest, das Dorffest und die Dorfweihnacht.
Vereinsvorstand und Ehrengäste mit dem eigens gebrauten Bier.
Leidenschaft, Engagement und Gemeinschaft
Zum Festkommers am Freitag, 4. Oktober 2024, hatte der GBV zahlreiche Gäste geladen – und das Festzelt richtig toll geschmückt. Landrat Johann Kalb lobte den „wahnsinnigen Zusammenhalt“ im Ort, den er bei vielen Besuchen im Rahmen des Dorfwettbewerbs bereits erfahren durfte. Gerade aus diesem Grund sei die Silbermedaille 2018 eigentlich zu wenig gewesen, die Entscheidung für einen anderen Sieger sei seiner Meinung nach eine politische. Dennoch mache Oberleiterbach weiter – obwohl hier nicht tausende Einwohner zur Verfügung stünden, die mithelfen können. „Bei euch muss fast jeder anpacken.“ Auch Bürgermeister Michael Senger freute sich über die Leidenschaft, das Engagement und die Gemeinschaft im Ort – und hob insbesondere den langjährigen ersten Vorsitzenden des Vereins, Alfred Hümmer, hervor.
Klar wurde, auch in der Ansprache der Vereinsvorsitzenden Angela Hennemann: Hier wartet niemand, bis jemand kommt, der etwa erledigt. In Oberleiterbach wurde immer viel selbst in die Hand genommen – und mit der jungen Vereinsführung hat der GBV auch den Sprung in die Moderne geschafft. Statt Gastgeschenken für die Ehrengäste reichte der GBV eine Spende an die Garten AG der Mittelschule Baunach weiter. Im kleinen Garten werden dort Bäume gepflanzt und eigene Lebensmittel gezogen.
Sieben Ehrungen
Drei Highlights des Abends sollen aber nicht vergessen werden. Da wäre zum einen das eigens gebraute Bier, das auf den Namen „Goldschlückla“ hört (Sieger des Namenswettbewerbs wurde Markus Drossel) und dessen erstes Fass von Landrat Johann Kalb angezapft wurde. Zum anderen der Kürbiszuchtwettbewerb, bei dem wirklich beeindruckende Ergebnisse zu Buche standen. Den Sieg holte sich Familie Horn mit einem sage und schreibe 37,9 Kilogramm schweren Exemplar.
Und dann natürlich die Ehrungen. Die Gründungsmitglieder Edeltraud Amon (2. Vorsitzende von 1994 bis 2003), Hedwig Amon (2. Vorsitzende von 1974 bis 1990), Annemarie Geldner, Lotte Helmreich, Alfred Hümmer (Vorsitzender von 1974 bis 2003) und Hans Schnapp (Beisitzer 1974 bis 1986) wurden mit der Ehrennadel mit Kranz des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege ausgezeichnet, Harald Hümmer (Vorsitzender 2007 bis 2022) erhielt die silberne Ehrennadel.
Die Geehrten: Hans Schnapp, Alfred Hümmer, Lotte Helmreich, Annemarie Geldner, Edeltraud Amon und Hedwig Amon (vorne, v. li.), Harald Hümmer (hinten, 3. v. re.).
Nach dem Festkommers wurde mit der Band Point6 weitergefeiert, auch ein Feuerwerk stand auf dem Programm. Und am Sonntag schließlich der Festgottesdienst mit Kirchenparade und anschließendem Weißwurstfrühschoppen.
Viele Fotos vom Festkommers finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).