500. Anbetungsstunde in der Abtei Maria Frieden

500 Anbetungsstunden! Man muss sich das einmal vorstellen: gut drei Wochen, 24 Stunden am Tag, sind das umgerechnet.  Warum tun Menschen das?

Der Pfarrer von Ars, so erzählt Erzbischof em. Dr. Ludwig Schick in der Einführung zu unserer „Jubiläumsstunde“, wunderte sich über einen Bauern: „Was machst du vor dem Allerheiligsten?“ Antwort: „Ich schaue IHN an und ER schaut mich an!“ – Ja, ER schaut uns gnädig an, wenn wir IHM Freud und Leid vortragen. Wir schauen IHN an, werden gestärkt und ermutigt. Wir werden IHM ähnlich.

500 Anbetungsstunden, die haben ihre Geschichte. Und die ist eng verknüpft auch mit der Weltgeschichte: November 1989. Die Freude war riesengroß, als damals, ausgelöst durch die „Gebetsketten“ in Dresden und Leipzig die trennende Mauer zwischen Ost und West ohne Blutvergießen gefallen ist. Am Sonntag  gestalteten wir zwei Anbetungsstunden – eine um 14.00 Uhr für Kinder und Jugendliche und eine um 17.00 Uhr für die Erwachsenen. Unsere Kirche war vollkommen überfüllt. Damit fing alles an.

Dann kam der Irakkrieg und mit ihm die Angst vor einem Atomkrieg. Jeden Sonntag luden wir die Menschen für 17.00 Uhr zur Anbetungsstunde ein, später alle zwei Wochen und jetzt einmal im Monat, immer am zweiten Sonntag. An jedem 1. Januar wird dabei immer um 16.30 Uhr für das vergangene Jahr gedankt und das neue Jahr in Gottes Hände gelegt. Im Dezember kommt dann immer eine Anbetungsstunde bei Kerzenlicht dazu, so wie man es von den Roratemessen im Advent kennt.

Kinder gestalteten sehr oft mit

Gewachsen ist die Idee im Religionsunterricht. Die Kinder waren immer sehr begeistert von den neuen religiösen Liedern und machten auch gerne Bewegungen dazu. Nach Unterrichtsschluss gingen sie öfter noch singend durch das Schulhaus. Ich dachte mir, das müssten mal die Erwachsenen erleben.

Und daher sind auch die meisten Anbetungsstunden von Kindern mitgestaltet worden. Auch die zwei Kindergärten aus Zapfendorf, St. Christophorus und St. Franziskus, beteiligten sich immer einmal wieder. Musiker aus Zapfendorf, ehemalige Schüler von Mutter Gertraud und weitere aus Oberleiterbach, Altenbanz, Bamberg, Nürnberg und Würzburg fanden sich ein. Mit viel Herzblut, ohne jegliche Gage spielten und sangen sie und halfen mit, Menschen zum Gebet hinzuführen.

Die Anbetungsstunden sind ganz besondere Momente – mit Gebeten, Musik und Gesang.

Ganz besonders schön war es, als mehrere Jahre die Malteser ältere und körperlich eingeschränkte Menschen aus Nürnberg, Erlangen und Forchheim an diesen Sonntagen mit ehrenamtlichen Helfern vorerst zu Kaffee und Kuchen brachten und dann die Anbetungsstunden besuchten. Das geht nun leider nicht mehr, weil keine Gelder für die Fahrzeuge mehr zur Verfügung stehen, das waren ja zum Teil auch spezielle Fahrzeuge, die Menschen mit Rollstühlen befördern konnten. Ja, es konnte da manches Mal schon das Gefühl aufkommen: Da ereignen sich kleine „Wundergeschichten“, wie damals, als die Kranken Jesus aufsuchten. Gestärkt und voll Freude fuhren sie wieder heim.

Immer wieder hatten wir Grund, um Frieden und Heilung in der Welt zu beten. Da herrschte Krieg in Bosnien. Da waren Erdbeben in Indien und in Haiti, der große Tsunami. Aber auch für schwerkranke Kinder haben wir gebetet, so für Jakob aus Niederndorf mit Leukämie, Sandra aus Zapfendorf, die wochenlang im Koma lag, und Thomas aus Lauf, der um sein Leben kämpfe. Opfergelder wurden weitergegeben für Stammzellentestung, für das Kinderhospiz und für kranke Kinder auf den Philippinen.

Anzeige
Karin Eminger Frisöre

Zweimal war der Erzbischof mit dabei

Ein Herzensanliegen der gestalteten Anbetungsstunden ist auch das Gebet um Geistliche Berufe, Priester und Ordensleute. Wir brauchen diese Berufungen doch so! Denn es gibt noch Menschen, die Sehnsucht nach Gebet, nach Glaubensgesprächen, nach religiösen Themen haben und nach dem Empfang der Sakramente. Und aus der Kraft der Sakramente lebt die Kirche, sie zu verwalten und zu spenden ist ihr Kerngeschäft.

„Kommt und betet an!“ Die Botschaft der Weihnacht ist die Einladung zu den Anbetungsstunden, aber auch zu der stillen Anbetung, zu welcher in der Abteikirche das Allerheiligste jeden Sonntagmorgen nach der Heiligen Messe um 7.45 Uhr ausgesetzt und nach der Vesper um 18.00 Uhr wieder eingesetzt wird.

Eine große Ehre und Freude für uns ist, dass schon zweimal unser Erzbischof einer Anbetungsstunde vorstand: der 400. unser neu ernannter H. Erzbischof, damals Weihbischof, Herwig Gössl und jetzt der 500. unser ehemaliger H. Erzbischof em. Dr. Ludwig Schick.

Eine ganz Stunde Anbetung! Warum tun Menschen das? Ein Theologe hat es so formuliert: „Die Anbetung ist die Einübung in das Umsonst der Liebe.“ Umsonst im doppelten Wortsinn: Umsonst, gratis, schenkt uns ER seine Liebe, umsonst schenken wir sie weiter, in der persönlichen Begegnung, in der Fürbitte. Umsonst in den Augen der Welt – bringt nichts, reine Zeitverschwendung.

In der Mediathek des Bayerischen Fernsehens, Sendung „Stationen“ vom 6. Dezember 2023, 19.00 Uhr, kann man einen Einblick nehmen in eine unserer Anbetungsstunden.


Fotos von der 500. Anbetungsstunde finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).

Äbtissin Mechthild Thürmer

Artikel drucken Artikel drucken

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.