Nach langer Diskussion: Zapfendorf lässt sich Naturschutz-Projekt schenken

Ist von „Naturschutz“ die Rede, beginnen Bürgermeister, Gemeinderäte und auch viele Bürger in Zapfendorf, zuzuhören. Denn schon oft hat dieser Projekten im Gemeindegebiet einen Strich durch die Rechnung gemacht oder sie zumindest erschwert: Die geplante gemeinsame Bahnunterführung mit Ebing wäre an einem prioritären Lebensraum fast gescheitert, im Norden von Zapfendorf stehen vier Weidenstöcke der optimalen Lösung in Sachen Westtangente im Weg. Nun will der Naturschutz der Gemeinde ein Geschenk machen – und fast wäre dieses abgelehnt worden.

Ludwig Hofmann, Fachbereichsleiter Umweltschutz im Landratsamt Bamberg, musste während der Zapfendorfer Marktgemeinderatsitzung vom 15. Dezember des Öfteren den Kopf schütteln. Schon seit Längerem beschäftigt sich das Gremium immer wieder mit einem Lagerplatz der Baufirma Raab aus Ebensfeld, der an der Verbindungsstraße zwischen Unter- und Oberleiterbach entstehen soll.

Mit dem ursprünglichen Plan, das Gelände komplett zu verfüllen, hatte sich das Gremium verständlicherweise nicht abgefunden und verlangte eine andere Lösung. Diese wurde gemeinsam von Naturschutz, Wasserwirtschaft, Gemeinde und dem Bauunternehmen Raab erarbeitet: Der Lagerplatz soll nun weniger als 4.000 Quadratmeter umfassen, dafür wird der Naturschutz die Fläche kaufen und es soll eine Renaturierung des Leiterbachs auf einer Länge von 200 Metern (siehe Grafik) erfolgen. Die Deiche würden dann nur teilverfüllt, im hinteren Bereich könnte ein Auenwald entstehen. Zudem hatte sich die Firma Raab bereiterklärt, nur unbelastetes Material wie Boden, Humus und Holz auf dem Platz zu lagern. Berechnungen haben außerdem gezeigt, dass selbst bei einem Jahrhunderthochwasser der Bereich nicht überflutet würde.


So soll es zwischen Unter- und Oberleiterbach auf Höhe der Autobahnbrücke einmal aussehen. Am linken oberen Rand ist ein kleiner Teil des Lagerplatzes zu sehen (zum Vergrößern anklicken).

Hitzige Debatte – Vor allem Fraktion Vereintes Umland gegen Lagerplatz

Bürgermeister Josef Martin begrüßte die Einigung: „Wir erzielen für diesen Bereich eine deutliche Verbesserung. Der Naturschutz ist von der Sinnhaftigkeit der Maßnahme überzeugt – sonst würde er sie nicht vorschlagen.“ Das sahen einige Gemeinderäte anders. Uwe Schuhmann (Vereintes Umland): „Wir reden von Naturschutz, machen aber viel kaputt, was die Natur sich längst geholt hat.“ Auch Andreas Schonath (Wählergemeinschaft Oberleiterbach) sprach sich gegen das Projekt aus: „Die Weiher hätten niemals verfüllt werden dürfen – und die paar Schleifen, die der Leiterbach bekommt, sind kein Ausgleich für den Lagerplatz.“ Martin wies nochmals darauf hin, dass das Wasserwirtschaftsamt sogar schon einer Komplettverfüllung des Bereichs zugestimmt hatte und dass gerade aus diesem Grund die vorliegenden Pläne ein großer Vorteil für die Gemeinde seien.

Gemeinderätin Dagmar Raab (SPD), die betonte, nur den Namen mit dem Bauunternehmen gemeinsam zu haben, sah das ähnlich. „Ein Jahr wurde von Naturschutz und Wasserwirtschaft um eine vernünftige Lösung gekämpft. Wir bekommen zudem hier eine Maßnahme geschenkt – und wenn wir ein solches Geschenk ablehnen, erhalten wir so schnell nichts mehr. Außerdem dürfen wir Unternehmer nicht unter Generalverdacht stellen“, sagte Raab, als Georg Ries (CSU) daran zweifelte, ob die Firma Raab auch wirklich nur unbelastete Materialien ablagern wird. „Meiner Meinung nach lässt sich ein Lagerplatz nicht sortenrein führen. Und: Wir haben keine Kontrolle darüber, da keine Aufsichtsperson anwesend sein wird, wie etwa bei unserer Bauschuttdeponie oder unserem Grüngutsammelplatz“, positionierte sich Ries.

Die emotional geführte Debatte zog sich weit über eine Stunde hin. Bürgermeister Martin unterstrich nochmals, dass es heute nur um den Lagerplatz gehe. „Wenn wir diesen ablehnen, bekommen wir aber auch die Renaturierung nicht.“ Die im Publikum anwesenden Bürger, vorwiegend aus Oberleiterbach, machten ihrem Unmut während der Sitzung mehrfach Luft. Dies hielt die Gemeinderäte aber nicht davon ab, mehrheitlich (11 gegen 7 Stimmen) für die Errichtung des Lagerplatzes zu stimmen. Damit ist unter diese lange währende Diskussion nun ein Schlussstrich gezogen worden.

Johannes Michel

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