„Viel wäre wünschenswert, aber wir wissen nicht, ob es auch finanzierbar ist“, sagte Bürgermeister Josef Martin zur Eröffnung der Marktgemeinderatsitzung vom 24. November. „In den letzten Tagen haben mir die Punkte, auf die wir gleich zu sprechen kommen, viele Bauchschmerzen bereitet.“ Konkret geht es um die Beseitigung der Bahnübergänge im Rahmen des Bahnausbaus und die Möglichkeit, für Fußgänger und Radfahrer an Ort und Stelle der bisherigen Bahnübergange eine Querungsmöglichkeit zu erhalten.
Fassen wir den aktuellen Stand der Dinge kurz zusammen: Im Süden von Zapfendorf wird in den nächsten Jahren der beschrankte Bahnübergang verschwinden und durch eine behindertengerechte Unterführung ersetzt. Der Autoverkehr erhält ebenfalls eine Unterführung, südlich der Firma Solar Ebitsch. Ferner muss auch der Bahnübergang in der Ortsmitte beseitigt werden, die Bahn strebt hierbei einen Ersatz möglichst nahe am bisherigen Standort an. Da dies nur schwer möglich ist, wählt sie in ihren Planungen die freie Fläche links neben dem Sportheim des SV Zapfendorf. Hier würde dann eine Überführung mit Fuß- und Radweg gebaut.
Der Bahnübergang in der Ortsmitte wird die Gemeinde Zapfendorf noch lange beschäftigen.
Die Gemeinde möchte diese Brücke aber unbedingt verhindern und stattdessen nördlich des Sportplatzes bauen, um mit einem Kreisverkehr auf die Staatsstraße nach Unterleiterbach einzubinden. Da für Fußgänger, die ins Gewerbegebiet an der Main- und Werkstraße wollen, ein großer Umweg entsteht (was auch für die Bahnlösung gilt), soll am bisherigen Bahnübergang eine zusätzliche Unterführung für Fußgänger und Radfahrer entstehen. Die Bahn schließt sich, erläuterte Martin, diesen Plänen aber nicht an – es bestehe schlicht kein Anspruch auf eine solche Unterführung. Sie beruft sich dabei auf ein Gerichtsurteil, wonach ein Umweg von bis zu drei Kilometern in Kauf genommen werden müsse.
Verschiedene Querungs-Möglichkeiten erörtert
Um möglichst schnell in die Planungsphase gehen zu können, diskutierten die Gemeinderäte daher, wie eine Querung im Bereich des bisherigen Bahnübergangs in der Ortsmitte aussehen könnte. Frank Wisch vom Ingenieurbüro Weyrauther aus Bamberg hatte verschiedene Alternativen mitgebracht. Nicht infrage kommt aufgrund von Höhe und Optik eine Fußgängerbrücke, die zudem nicht behindertengerecht wäre. Stattdessen könnte der bisherige Verlauf des Baches Aspach unter der Bahn als Platz für eine Unterführung genutzt werden – der vorhandene Durchfluss ist ohnehin sanierungsbedürftig. Der Aspach würde dann verlegt. Mit einer Längsneigung von sechs Prozent wäre diese Unterführung sogar vollständig barrierefrei. Für die Gemeinde entstünden so Kosten von etwa 500.000 Euro – bei Gesamtkosten von 1,5 Millionen Euro.
So könnte eine Unterführung in der Ortsmitte verlaufen.
Eine Alternative könnte eine Unterführung auf Höhe der ehemaligen Metzgerei an der Hauptstraße sein. Martin zeigte sich mit der Lösung allerdings weniger glücklich. „Wir spielen der Bahn damit in die Hände, da wir so immer weiter nach Norden wandern und den Umweg selbst verkürzen.“ Baptist Schütz (CSU, 2. Bürgermeister) sprach sich dafür aus, jetzt etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, da die neuen Bauwerke für die nächsten hundert Jahre ausgelegt werden müssten. Die vorgestellten Varianten sollen nun in den Fraktionen diskutiert werden, eine Entscheidung wird dann in einer Dezembersitzung fallen.
Eine Brückenlösung mit Rampen wäre optisch undenkbar.
Im ungünstigsten Fall kommt kein behindertengerechter Bahnzugang
Auch im Bereich des Bahnhofs gibt es Probleme. Die Deutsche Bahn sieht als Zugang zu den Bahnsteigen nur Treppen ohne Schieberampen vor, die Gemeinde wünscht sich zumindest so genannte „Schweizer Rampen“ mit einer Neigung von zehn Prozent. Diese würden nicht von der Bahn gezahlt und sind auch nicht durch die Regierung von Oberfranken förderfähig – 500.000 Euro müsste daher die Gemeinde tragen. Behindertengerechte Rampen mit einer Neigung von sieben Prozent wäre für die Gemeinde billiger (280.000 Euro), allerdings unter der Voraussetzung, eine Förderung zu bekommen. „Diese ist aber keineswegs sicher, die Regierung verlangt hier eine ausreichende Begründung“, erklärte Martin.
Einige Gemeinderäte beschwerten sich über das Gebaren der Bahn. Dr. Christopher Rosenbusch sagte: „Es ist aberwitzig, dass die Bahn für ihre eigenen Kunden keinen vernünftigen Zugang schafft.“ Auch dieser Tagesordnungspunkt wurde daher auf eine Dezembersitzung vertagt. Dann muss eine Entscheidung fallen – die Bahn wünschte eine solche schon bis Ende November, da sie schnellstmöglich die Pläne zur Prüfung beim Eisenbahnbundesamt vorlegen will.
Erste Pläne für die Gestaltung des Bahnzugangs mit verschiedenen Rampenlängen.
Johannes Michel
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