Informationstag zur Mittelschule in Zapfendorf: Nur ein neuer Anstrich für eine alte Fassade?

MIT BILDERGALERIE!

Bürgermeister und weitere kommunal Verantwortliche aus Ober- und Unterfranken hatten sich am 16. Februar 2012 in der Schulturnhalle Zapfendorf eingefunden. Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle stellte seine Bilanz zur gerade etablierten Mittelschule vor und musste sich auch einigen kritischen Fragen stellen. Ein Besucher schrieb bei Facebook: „Das ist hier eine reine Showveranstaltung.“

„Ich weiß, wo Aschaffenburg liegt“, sagte Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle (Foto), als Klaus Adelt, Mitglied im Präsidium des Bayerischen Gemeindetags, darauf hinwies, dass Ober- und Unterfranken trotz der heutigen gemeinsamen Veranstaltung nach wie vor zwei Regierungsbezirke seien. Spaenle platzierte seine Antwort als kleine Attacke in Richtung Münchens Bürgermeister Christian Ude (SPD), der im Oktober 2011 Aschaffenburg nach Oberfranken verortet hatte.

Dies sollte aber nicht Thema der Veranstaltung des Bayerischen Gemeindetags sein, vielmehr beschäftigten sich die anwesenden kommunalen Vertreter mit dem Thema Mittelschule. Zum Hintergrund: 98 Prozent aller bayerischen Hauptschulen haben sich bisher in Mittelschulen umgewandelt, ein Großteil davon organisiert sich in Verbünden aus mehreren Schulen, um auch kleinere Standorte zu erhalten.

„Die Demografie spricht eine harte Sprache. Mancher Schulverbund wird daher auch in absehbarer Zeit wieder zu klein sein“, erklärte Josef Mend, Präsidiumsmitglied des Bayerischer Gemeindetag, zur Eröffnung. „Die Schülerzahlen werden noch einmal deutlich zurückgehen.“ Kultusminister Spaenle wollte in seinem Vortrag ebenfalls keine Garantie für alle momentan existierenden Mittelschulen geben: „Dies wäre politisch unredlich.“ Dennoch sei es wichtig, wohnortnahes Lernen weiterhin flächendeckend zu ermöglichen.


Die Schulturnhalle in Zapfendorf war gut besucht.

Mittelschule soll Start für duale Ausbildung sein

Wichtig war Spaenle das Unterscheidungsmerkmal der Mittelschule von Realschulen und Gymnasien. „Sie bereitet auf eine duale Ausbildung vor.“ Neu sei auch, dass das pädagogische Personal der Mittelschulen in Entscheidungen mit eingebunden werde. Einen Fokus legte Spaenle auf die Ganztagsangebote. In 90 Prozent der Mittelschulen gebe es momentan bereits ein Ganztagsangebot.

Nach Spaenles Ausführungen konnten die anwesenden Vertreter der Kommunen Fragen stellen und ihre Meinung einbringen. Joachim Bieber, Bürgermeister von Miltenberg (Unterfranken), bezeichnete die Mittelschulreform als Erfolg, der aber durch „einen leichteren Zugang erkauft werde“. Gerade in Grenzregionen habe die Abwanderung der Schüler ins benachbarte Bundesland zugenommen. Kritik an den Realschulen äußerte Rimpars Bürgermeister Burkard Losert: „Sie haben ihre Eingangsvoraussetzungen im Werben um mehr Anmeldungen gesenkt.“ Zapfendorfs Bürgermeister Josef Martin kritisierte die Budgetierung der Mittelschulen, die im Falle des Schulverbundes der Gemeinden Baunach, Breitengüßbach, Rattelsdorf und Zapfendorf am unteren Ende der Möglichkeiten liege und so die Bildung von Klassen einschränke. Auch er wies auf die gesunkenen Anforderungen im Bildungssystem hin und bezeichnete dies als „falschen Weg“.


Kurzer Weg: Zwei Münchner Fahrzeuge hatten direkt vor dem Schulgebäude geparkt.

Ein Streitthema waren zudem die Übertrittsempfehlungen von der Grund- auf eine weiterführende Schule. Spaenle betonte, an ihnen festhalten zu wollen, möchte zugleich den Eltern aber die Freiheit einräumen, auf ihre Verantwortung hin auch diejenigen Kinder auf Realschulen oder Gymnasien zu schicken, die beim Probeunterricht schlecht abgeschnitten haben.

Johannes Michel

 

Bilder der Veranstaltung in Zapfendorf finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild)…

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