Die „närrische Putzfraa“ zwischen Familie und Wahnsinn

In der BR-Faschingssendung „Fastnacht in Franken“ (Veitshöchheim) bringt die Kabarettistin Ines Procter schon seit einigen Jahren die Zuschauer zum Dauerlachen. Im vergangenen Jahr ermunterte Melanie Schmitt, die Leitung des Bürgerhauses in Baunach, Ines Procter dazu, es doch einmal mit einem kompletten Bühnenprogramm zu versuchen. So entstanden ein grandioses urkomisches Kabarett-Programm, mit dem sich jeder Franke identifizieren kann und ein durchgehend von großem Spielwitz getragener Abend.

„Zwischen Familie & Wahnsinn fragt „Frau“ sich ja täglich: Womit hab ich das verdient? Aber Gott sei Dank haben wir genug Humor, um über all die Alltagshürden zu springen. Und wenn auch der letzte Strohhalm, an den wir uns klammern, in einem Gin Tonic steckt – he, dann geht’s doch!“, erklärt Ines Procter kess bei ihrem Auftritt im Bürgerhaus Lechner Bräu.

Als fränkische Putzfraa, dauergestresste Mutter und missverstandene Ehefrau gehört die Unterfränkin gleich mehreren Berufsgruppen an, die eigentlich eine Gefahrenzulage verdient hätten. Daher verwandelte sich Procter in der zweiten Programmhälfte auch optisch von der traditionellen Putzfraa in die selbstbewusste, immer am Limit lebende Hausfrau. „Seit ich eine Tochter in der Pubertät habe, weiß ich, warum manche Tierarten ihre Jungen fressen!“, schimpft die zweifache Mutter. Ihr Mann spricht ständig nur über ihr Gewicht, daher ist die Unterfränkin auch schon bei ihrer zwölften Low-Carb-Diät angekommen. „Ich verliere ja auch ab und zu mal ein paar Kilo – aber sie finden mich wieder!“, klagt Ines Procter deprimiert.


Ines Procter gastierte in Baunach.

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Man könnte das Programm auch als fränkische Stand-Up-Comedy bezeichnen. Gekonnt bezieht Ines Procter ihr Publikum mit in die Show ein und gibt ihren Zuschauern das Gefühl: Hier bin ich richtig.

Fünf treffende Gesangseinlagen bereicherten die Show. Schon das erste Lied „Mei Kind is gschaider als deins!“ lies kein Auge trocken. Klar, die Mechanismen einer „Nachbarschafts-Konkurrenz“ kann sich jeder vorstellen: dass vorneherum nett, hintenrum bös geredet wird und  Mutter ja nicht Objekt der Lästerei werden möchte. Aber auch das Bild der Helikoptermütter ist eben ein Klischee, mit dem sich im Dienste schöner Pointen und Liedzeilen spielen lässt. Musikalisch begleitet wurde die närrische Putzfrau dabei von der jungen, talentierten Künstlerin Selina Köller.

Fazit: An diesem Abend konnten Männer wie Frauen herzlich über sich selbst lachen. Ines Procter verstand es den fränkischen Alltag herrlich selbstironisch und humorvoll zu präsentieren. So einen Kabarett-Abend möchte man öfter erleben. Nach Baunach kommt Ines Procter daher wieder im April 2020.

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