Eine Umgehung für Baunach hätte dann die besten Chancen, wenn auch in Reckendorf Einigkeit über den Trassenverlauf herrscht. Aktuell sieht das aber nicht so aus, wie eine Infoveranstaltung bewies. Läuft dort alles auf eine Verbesserung der Bestandsstrecke hinaus? Nachrichten am Ort hat vorbeigeschaut …
In Baunach hat sich was getan: Die B279 verfügt neuerdings über Flüsterasphalt – und ist damit nur eine von zwei Kommunen in ganz Oberfranken, in der es eine solche Straße gibt. Einzig mancher polternde Kanaldeckel macht noch Sorgen, aber auch das sollte in den Griff zu bekommen sein. Auch wenn damit der Verkehr durch die Stadt nicht abnimmt: Eine erste Verbesserung kann auf jeden Fall niemand leugnen. In Sachen Umgehung hingegen hat sich Baunach klar positioniert: „Baunach will die Trasse im Westen nicht, da dort die Baugebiete liegen. Außerdem gibt es im Osten ein Gewerbegebiet, das angebunden werden muss“, erklärte die Bundestagesabgeordnete Emmi Zeulner, die zusammen mit der örtlichen CSU zu einer Infoveranstaltung in Reckendorf eingeladen hatte.
Im Osten von Baunach allerdings liegt ein FFH-Gebiet – und sollte es bei der Osttrasse bleiben, müsste eine Ausnahme her. Denn es ist nicht so einfach, eine Umgehungsstraße durch ein durch europäisches Recht geschütztes Gebiet zu verlegen. Und auch hier gilt: Wäre die Begründung gut und würde auch Reckendorf im Osten bauen, gäbe es deutlich weniger Gegenargumente als jetzt. „Die Straße wird nicht heute und nicht morgen gebaut“, sagte Zeulner. „Wir müssen aber miteinander sprechen und ich muss einen klaren Auftrag bekommen, um in Berlin erfolgreich zu sein.“ Denn zunächst einmal ist entscheidend: In diesem Jahr soll der neue Bundesverkehrswegeplan vorgestellt werden, und die Umgehungsstraße müsste im vordinglichen Bedarf dabei sein. Somit, das kündigte Zeulner gleich an, ist auf jeden Fall ein weiterer solcher Termin nötig, bei dem die Bürger zusammenkommen und miteinander sprechen.
Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (stehend) fing die Stimmungslage in Reckendorf ein.
Schon seit vielen Jahren ein Thema …
Im Gegensatz zu Baunach gibt es in Reckendorf noch keinen Gemeinderatsbeschluss, welche Trassenvariante die Gemeinde bevorzugen würde. Hintergrund ist, dass die Lage zwischen West- und Ost-Reckendorfern schon als angespannt bezeichnet werden kann. Zeulner machte unmissverständlich klar, dass auch der Verzicht auf eine Umgehung eine Entscheidung wäre. Denn Baunach wolle sie auf jeden Fall, daher wäre eine Ostumgehung von Baunach ohne die Einbeziehung von Reckendorf denkbar. Nachteil: Darüber wären die Einwohner im Reckendorfer Ortskern nicht glücklich, das zeigte sich schnell bei der Veranstaltung.
Klar wurde außerdem: In Reckendorf wurden beim Ausweisen von Siedlungsgebieten in der Vergangenheit Fehler gemacht. Denn eigentlich war, so mehrere Bürger, immer eine Ostumgehung angedacht. Erst als diese in den 1980ern immer unwahrscheinlicher und schließlich abgesagt wurde, wies die Gemeinde etwa hundert Meter vom geplanten Trassenverlauf entfernt neue Wohngebiete aus. Heute ist die Umgehung wieder Thema – und die oft jungen Familien im Reckendorfer Osten sind natürlich aufgebracht.
2012 wurde dieser Plan mit den Varianten für mögliche Umgehungen vorgestellt.
Ein Zeitungsausschnitt von 1985 machte die Runde …
Überhaupt eine Umgehung?!?
Was könnte getan werden, um Reckendorf zumindest ein wenig zu entlasten? Da waren sich die Besucher der Infoveranstaltung dann doch einig: Flüsterasphalt auf der B279 wäre auch in Reckendorf wünschenswert, ebenso könnten Kreisverkehre an den Ortseinfahrten den Verkehr bremsen. Tempo 30 innerorts, in anderen Bundesländern auf Bundesstraßen möglich, scheint dagegen noch in weiter Ferne – in Bayern wurde dies bisher wohl immer abgelehnt. Ein Besucher regte das Aufstellen eines fest installierten Blitzers an, um wenigstens Tempo 50 zu etablieren.
Eine Bundesstraße ist der Definition nach eine Straße, die den überörtlichen Verkehr aufnehmen soll. Darüber kann sich niemand, weder in Baunach noch in Reckendorf, hinwegsetzen. Ein interessanter Diskussionsbeitrag kam aber von Andreas Lösche, Kreisrat Bündnis 90/Die Grünen: Er fragte, ob eine Umgehung denn überhaupt Sinn mache. Denn: Je besser die Bundesstraßen ausgebaut sind, je schneller insbesondere die LKWs fahren können, desto attraktiver werden sie als Alternative zur Autobahn. Die Folge: Noch mehr Verkehr, der sich besonders in Reckendorf auswirken würde, ob die Trasse nun im Westen oder Osten läge – denn abstellen lässt sich Verkehrslärm nie vollständig. Eine nicht ganz uninteressante Sichtweise …
Eine Beruhigung des Verkehrs innerorts kann nur eine Zwischenlösung sein, jedoch keine Dauerlösung! Eine Umgehungsstraße ist längst überfällig. Den Diskussionsbeitrag von Herrn Lösche fand ich gar nicht so interessant, denn wenn er direkt an der Bundesstraße wohnen würde, würde er sicherlich nicht nachfragen, ob eine Umgehung überhaupt Sinn machen würde.