Grün, aufgelockert, hochwertig: Breitengüßbachs neue Mitte

Im kommenden Jahr werden aller Voraussicht nach die Bagger anrollen – und Breitengüßbach wird damit an seinem zentralen Ort, rund um Rathaus, Kirche und Festplatz, ein neues Gesicht erhalten. Wie das aussehen könnte, hat sich nun konkretisiert. Ein Planungsbüro aus Berlin wurde beim „Städtebaulich-freiraumplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerb“ zum Sieger gekürt. Dank schneller ICE-Strecke waren die Sieger auch gleich zur Präsentation gekommen.

Der 4. Juli 2019 war mit Sicherheit einer der wichtigen Tage in der Ortsgeschichte von Breitengüßbach. 13 Architekturbüros hatten am Wettbewerb, den die Gemeinde europaweit ausgeschrieben hatte, teilgenommen. Und nun galt es für die Jury, die eingegangenen Arbeiten zu bewerten, eine Rangliste zu erstellen und am Ende natürlich einen Sieger zu küren. Präsentiert wurden die Entwürfe und das Ergebnis dann einen Tag später in der Gemeindeturnhalle.

Was war gefordert? Nach der Erstellung eines „Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts“ (ISEK), dessen Ergebnisse vor rund drei Jahren vorlagen, steht nun die Umsetzung zentraler Maßnahmen auf dem Programm. Eine davon ist die Aufwertung der Ortsmitte. Um dafür Input von außen zu bekommen, hatte sich die Gemeinde entschieden, einen Wettbewerb durchzuführen, der aus einem Realisierungs- und einem Ideenteil bestand. Zum Realisierungsteil gehörte der Bereich rund um Kirche, Rathaus und Festplatz, hier könnte die Baustelle nun schon im kommenden Jahr starten. Der Ideenteil konzentrierte sich auf den Bereich der Hauptkreuzung und zog sich weiter in die Bamberger Straße. Auch das ehemalige Möbelhaus an der Ecke Zückshuter / Lichtenfelser Straße war inkludiert.

Völlig neues Gesicht für die Ortsmitte

Einfach hat es sich die Jury nicht gemacht. Sie bestand aus fünf stimmberechtigten Preisrichtern – den Landschaftsarchitekten und Stadtplanern Paul Böhmer (Bamberg, Vorsitzender), Doris Grabner (Freising) und Hannes Stahlecker (Stuttgart) sowie Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder und dem zweiten Bürgermeister Hubert Dorsch. Außerdem waren drei Mitglieder des Gemeinderats (Alexander Porst, Christine Raab, Karin Schneiderbanger-Vogt) sowie der Geschäftsleiter der Gemeinde, Stefan Neubauer, ständig anwesend. Als Berater hatte sich die Jury die Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege vom Landratsamt Bamberg, Claudia Kühnel, und den Kirchenpfleger Franz-Josef Rother sowie Pastoralreferent Manfred Herl eingeladen – die letzteren beiden insbesondere, da die Kirchenstiftung in Breitengüßbach intensiv in die Planungen mit eingebunden werden soll, sie wird von den Baumaßnahmen stark betroffen sein.


Paul Böhmer erklärt den Besuchern in der Gemeindeturnhalle die verschiedenen Entwürfe.

Edith Obrusnik, die für Breitengüßbach die ISEK-Umsetzung begleitet und auch Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder lobten die konstruktive Atmosphäre während des Jurytages. „Die eingegangenen Arbeiten hatten größtenteils eine hohe Qualität, dennoch zeigte sich recht schnell, welche Entwürfe aufs Siegertreppchen kommen würden“, so Reinfelder. Am Ende habe die Arbeit des Büros „Grieger Harzer Landschaftsarchitekten“ aus Berlin am meisten überzeugt. „Es wurde deutlich, dass man sich hier intensiv mit Breitengüßbach und seiner Geschichte auseinandergesetzt hat.“

In der Jurybegründung heißt es dann auch: „Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen und Gestaltungselemente ist eine deutliche Aufwertung der Ortsmitte von Breitengüßbach zu erwarten. Diese erscheinen zudem technisch und wirtschaftlich gut umsetzbar.“ Und was schlagen die Architekten nun genau vor? Der frühere Verlauf des Güßbaches (als Bogen rund um das Rathaus) könnte mit einer Baumreihe gestalterisch nachgebildet werden. Die Bachgasse soll sich zu einem Platz aufweiten, in Form einer Promenade entlang des Güßbachs führt ein Weg zu Bühlstraße. Die Austraße selbst – das war allerdings für alle Entwürfe Vorgabe – wird zwischen Güßbach und Festplatz verschwinden und nur noch für Fußgänger und Radfahrer nutzbar sein. Der Festplatz selbst wird kleiner, westlich soll ein Spielplatz errichtet werden. Ein Pavillon mit Informationen für Besucher und einer öffentlichen Toilette ergänzt die neue Ortsmitte. Im Ideenteil überzeugte das Büro mit einem Vorplatz für neue Gebäude an der Lichtenfelser Straße 2 – der Bereich könnte, trotz hohem Verkehrsaufkommen, ebenfalls eine Aufenthaltsqualität bekommen.


So sieht die Planung des Siegerbüros fürs gesamte Gebiet aus (zum Vergrößern anklicken oder antippen).


In einer Perspektive vom Festplatz Richtung Kirche werden Details sichtbar.
Quelle für Plan und Grafik: Gemeinde Breitengüßbach, Urheber: GRIEGER HARZER Landschaftsarchitekten GbR mit BSM Beratungsgesellschaft, Berlin

Nun gilt es, zwischen Architekten, Gemeindeverwaltung und Gemeinderat die Pläne fix zu machen, so dass bereits im Spätsommer oder Herbst 2020 erste Baumaßnahmen möglich wären. „Unsere Ortsmitte bekommt damit ein völlig neues Gesicht, das sich heute anhand der Entwürfe schon gut erkennen lässt“, meinte Reinfelder. Natürlich sind noch detaillierte Gespräche mit den Architekten aus Berlin notwendig – der Realisierungsteil wird hier als erstes angegangen. Landschaftsarchitekt Norman Harzer zeigte seine Vorfreude für das Projekt und lobte auch die schnelle Erreichbarkeit Breitengüßbachs, selbst aus Berlin. Das mache auch viele Besuche möglich, um den Ort und das Gebiet der Planung noch intensiver kennenzulernen.

 

Kommentar: Es tut sich was

Von Johannes Michel

Das mit dem sperrigen Begriff „Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept“ beschriebene Dokument ist wichtig für eine Kommune, um später Gelder aus der Städtebauförderung abrufen zu können. Gut ist: Die Bürgerinnen und Bürger werden intensiv eingebunden – und in Breitengüßbach hatten viele die Chance genutzt, bei den verschiedensten Aktivitäten dabei zu sein. Eine Aufbruchsstimmung war zu spüren.

Ein solches ISEK bringt aber auch eine Gefahr mit sich. Nämlich, dass die Pläne in den Schubladen verschwinden. Weil sie nicht gefallen, weil kein Geld da ist, weil sich niemand weiter kümmert – sei aus Zeitgründen in der Gemeindeverwaltung oder weil sich keine Ehrenamtlichen finden, die mitmachen wollen. In Breitengüßbach war das anders. Hier endete die Aufbruchsstimmung nicht mit der Erstellung des Abschlussdokuments. Es gründeten sich Arbeitsgruppen („Grünes Breitengüßbach“, „Bürgerhaus“), außerdem wurde auch aus dem Rathaus heraus dem ISEK beziehungsweise seiner Intention, Breitengüßbach besser und schöner zu machen, hohe Priorität eingeräumt.

Der Wettbewerb hat gezeigt: In der Ortsmitte gibt es riesiges Potenzial. Mit dem bisher oft nur als Parkplatz genutzten Festplatz hat Breitengüßbach hier einen Ort, der wirklich zentral werden könnte, ein Treffpunkt für Familien, Besucher und Spaziergänger. Natürlich wird sich einiges verändern. Rund um die Kirche werden einige Parkplätze verschwinden. Mehr Bäume werden für mehr fallendes Laub im Herbst sorgen. Ein riesiges Festzelt mit tausenden Plätzen passt nicht mehr auf den verkleinerten Festplatz. Dafür aber wird sich übers Jahr die Aufenthaltsqualität verbessern – mit einem offengelegten Güßbach, dem Spielplatz und einem schöneren Vorplatz für die Kirche.

Breitengüßbach ist auf dem richtigen Weg. Jetzt wird wichtig sein, dass auch in Anwohner mitziehen. Denn auch sie profitieren von einem schönen Breitengüßbach. Der Entwurf der Architekten passt wunderbar in unsere Zeit, in der wieder mehr Grün und weniger versiegelte Fläche gefordert wird – und das bisschen Laub im Herbst darf da kein Kriterium sein.

 

In unserer großen Bildergalerie finden Sie Fotos von der Ausstellung der eingegangenen Arbeiten und auch aktuelle Fotos vom betroffenen Bereich rund um Kirche, Rathaus und Festplatz (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).

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