Wenn aus Fremden Freunde werden …

Eine Städtepartnerschaft ist nur so gut wie ihre Akteure. Wird sie nicht mit Leben erfüllt, finden nicht regelmäßig Besuche statt, kann sie keinen Bestand haben. Die Partnerschaft zwischen Hallstadt und dem französischen Lempdes hält nun schon seit 25 Jahren. Und das wurde mit einem Festabend groß gefeiert.

1991 besuchte Edgar Stärk die französische Gemeinde Lempdes, ganz in der Nähe von Clermont-Ferrand, wo sich der Hauptsitz des Reifenherstellers Michelin befindet. Der damalige Werkdirektor in Hallstadt, Manfred Hillenbrand, hatte den Kontakt hergestellt. Und schnell war klar: Das passt. Der Stadtrat in Hallstadt war damals der Meinung: „Wir wollen eine Städtepartnerschaft, bei die Bürger die Partnerschaft betreiben, und nicht nur der Stadtrat oder ein Angestellter der Stadtverwaltung wie in vielen anderen Städten“, so Stärk am Festabend. Schon im Dezember 1991 wurde die Partnerschaft dann beschlossen, offiziell begründet wurde sie im Oktober 1992 bei einem Festakt in Hallstadt und im April 1993 auch in Lempdes.

Seitdem wurden fast 80 Veranstaltungen und Begegnungen organisiert – zu den Jubiläen, aber auch im lockeren Rahmen. „Über 800 Hallstadter Bürger waren inzwischen schon einmal in Lempdes oder haben Gäste bei sich aufgenommen. Keiner doppelt gezählt“, erklärte Stärk. Die Verbindung zeigt sich auch durch die gegenseitige Widmung von Straßennamen und durch Wegweiser Richtung Partnerstadt – auch Hallstadt hat seinen nun, ganz neu, er steht im gerade eröffneten Stadtpark.


Viele Besucher waren in die große Schulturnhalle zum Festabend gekommen.

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Sprachbarriere ist kein Hindernis

Ein Highlight sind jedes Jahr die Weihnachtsmärkte: Lempdes sendet eine Delegation mit Spezialitäten aus der Region nach Hallstadt, und aus Hallstadt kommen zwei Stände mit Nikolaus und Knecht Ruprecht nach Lempdes. Und das funktioniert trotz der Sprachbarriere, wie Stärk ausführte: „Das Eigenartige bei dieser Partnerschaft ist, dass etwa 90 Prozent der Partnerschaftsfreunde, mich eingeschlossen, bei uns kein Französisch und dort kein Deutsch spricht. Trotzdem hat diese Partnerschaft in den 25 Jahren eine Eigendynamik entwickelt, die hervorragend ist und ihres Gleichen sucht.“

Begeistert von der Partnerschaft zeigten sich auch die Bürgermeister. Henri Gisselbrecht aus Lempdes freute sich, dass die Freundschaft stärker sei als nationale politische Standpunkte – zurecht habe die Städtepartnerschaft sämtliche politische Wechsel in den Rathäusern überstanden und funktioniere unverändert weiter. Und Thomas Söder aus Hallstadt nutzte seine Rede für ein Plädoyer zum europäischen Einigungsprozess: „Es betrübt uns sehr, dass es in Europa, auch in Deutschland und Frankreich, Menschen gibt, die neue Mauern zwischen den Ländern errichten wollen“, so Söder. „Unsere Partnerschaft dagegen kann ein Beispiel dafür sein, wie aus Fremden Freunde werden.“ Er erinnerte an die vielen von außerordentlicher Herzlichkeit geprägten Treffen, durch die teilweise langjährige Freundschaften entstanden seien – und immer wieder entstünden. „Wir müssen immer wieder neue und junge Menschen für die Idee der Partnerschaft gewinnen, sie kann nur überleben, wenn wir weiter an ihr arbeiten und neue Impulse setzen.“


Thomas Söder


Henri Gisselbrecht

Der Festabend war vollgepackt mit Auftritten, Grußworten und mehr. In der großen Schulturnhalle traten der Radsportverein Concordia, der Musik- und Spielmannszug, die Michelin-Kapelle, der Gesangverein Liederhort mit den Chören „MaaBella“ und „Coloured Voices“, die Chorgemeinschaft aus Liedertafel und Liederhort, die Crazy Floor Jumpers des TV Hallstadt, die Maurer- und Bauhandwerkerzunft, die Stadtkapelle, die Turnerriege des TVH und die Folkloregruppe „Lou Belladaires“ aus Lempdes auf. Am Nachmittag hatten die Besucher aus Lempdes schon an der Eröffnung des Stadtparks teilgenommen.

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