Klaus Borowietz steht vor zwei Bildern. Nach einer Mexikoreise hat er sie gemalt, sie wirken abstrakt, sind aber dennoch realistisch, mit engem Bezug zur Natur. „Entstanden sind sie mit einem Japanpinsel und zeigen das Wesentliche der Natur, lediglich durch wenige Pinselstriche“, erklärt Borowietz den Besuchern der Artothek in Hallstadt. Künstler und Interessierte zusammenbringen? So geht’s …
34 weitere Kunstwerke sind seit dieser Woche in der Artothek in Hallstadt, die sich übergangsweise noch in der Stadtbücherei befindet, ausleihbar. „Die Bilder wurden schon 2017 mit ausgewählt und nun aufgrund des bisherigen Erfolges der Artothek zusätzlich angeschafft“, so Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder. Damit können nun schon 74 Kunstwerke ausgeliehen werden. Das Prinzip ist dabei einfach – die Ausleihe funktioniert genauso wie bei einem Buch. Über einen Online-Katalog sind die Werke sogar digital erfasst und können von überall auf der Welt vorab besichtigt werden.
Die beste Wirkung hat aber natürlich ein Besuch in der Stadtbücherei. Und dorthin hatte die Stadt Hallstadt am 26. Juli zur Erweiterung der Artothek eingeladen. „Wir kommen unserem Ziel immer näher, Kunst erlebbar zu machen und damit Künstler und Interessierte zusammenzubringen“, freut sich Söder. Denn die Artothek ist ein einmaliges Projekt in der Region, gar die erste Artothek in Oberfranken. Das nächstmögliche Angebot gab es bislang in Nürnberg.
Wohin man auch blickt: Überall in der Stadtbücherei gibt es Kunstwerke zu entdecken …
Bei Nichtgefallen zurück
Gerhard Schlötzer, Vorstand des Berufsverbandes Bildender Künstler Oberfranken, ist ebenfalls begeistert. Gespräche mit anderen Städten habe es über die Jahre sehr wohl gegeben, allerdings immer mit der Antwort: „Im Prinzip ja.“ Erst Hallstadt habe den Mut gehabt, das Projekt Artothek auch umzusetzen. Die Idee dahinter bezeichnet Schlötzer als „risikolose Kunstbetrachtung“. Denn für sieben Euro pro Quartal könne ein Bild entliehen werden. Bei Gefallen sei ein Kauf möglich, aber keine Pflicht. Und somit ergebe sich für den Betrachter die Chance, sich auch auf Kunstwerke einzulassen, die vielleicht nicht von Anfang an gefallen. „Aber vielleicht kann gerade ein solches Kunstwerk ja später eine besondere Wirkung auslösen.“ Einen Wunsch an die Stadt hat er auch im Gepäck: Jedes Jahr den Bestand erweitern.
Gerhard Schlötzer freut sich über die Aktivität der Stadt.
Viele Besucher nutzten am Abend des 26. Juli die Möglichkeit, mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen. Gerade das ist ja etwas Besonderes und auch die Idee hinter einer Vortragsreihe, die in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei angeboten wird. „Das Projekt Artothek muss immer in Bewegung bleiben, neue Menschen begeistern“, meint Bürgermeister Söder. Denn dann steht einem weiteren Ankauf von Kunstwerken nichts im Wege.
Gespannt warten in Hallstadt alle auf den Umzug der Artothek in die neuen Räume in der Fischergasse. Das wird aber noch ein wenig dauern. Bis dahin bleibt die Kunst in der Stadtbücherei. Wer hätte gedacht, dass Hallstadt mal zur Anlaufstelle von Kunstfreunden wird?