Ein hundertjähriges Hochwasser in Hallstadt und Dörfleins? Das hätte gravierende Folgen, große Teile der beiden Orte würden überflutet, Schäden im hohen zweistelligen Millionenbereich entstünden. Nachdem schon Jahre lang ein verbesserter Hochwasserschutz gewünscht wird, werden die Planungen nun konkret. In einer Bürgerversammlung in Dörfleins stellten Wasserwirtschaftsamt und Ingenieurbüro das umfassende Konzept vor.
„Wir haben eine planreife Lösung, die lediglich noch als Planfeststellungsantrag beim Landratsamt eingereicht werden muss. Zuvor möchten wir aber mit Ihnen reden, denn es gibt jederzeit die Möglichkeit, die Planungen noch anzupassen.“ Hans Joachim Rost vom Wasserwirtschaftsamt Kronach informierte zu Beginn der Bürgerversammlung in Dörfleins am 18. September 2014 über den Fahrplan: Noch im November solle der Planfeststellungsantrag eingereicht werden und, je nachdem, wie viele Einwendungen es gebe, könnte der Planfeststellungsbescheid Mitte 2015 erfolgen. Baubeginn wäre dann im Frühjahr 2016. „Wir haben bei der Hochwasserschutzplanung den aktuellen Stand der Technik berücksichtigt und mit einem so genannten hundertjährigen Hochwasser gerechnet. Ein Beispiel: Wir bauen in den Deich eine Innendichtung, eine Wand, ein. Diese bleibt auch stehen, sollte der Deich weggespült werden.“
So sähe es in Hallstadt und Dörfleins aktuell bei einem hundertjährigen Hochwasser aus. Große Teile der beiden Orte wären überflutet (zum Vergrößern anklicken).
Mit neuem Hochwasserschutz: Die Orte bleiben frei. Die Grafik berücksichtigt noch nicht den Hochwasserschutz für den Sportplatz Dörfleins (zum Vergrößern anklicken).
Nicht nur der Main, sondern auch der Gründleinsbach als Hochwasserquelle
Diplom-Ingenieur Gerhard Bortner vom beauftragten Ingenieurbüro präsentierte zunächst die Ideen für Hallstadt. Hier sei nicht nur der Main zu berücksichtigen, sondern auch der Gründleinsbach. Um die Mauern nicht erhöhen zu müssen, sieht die Planung die Reduzierung der Durchflussmenge vor. Erreicht werden soll dies durch den Bau einer Flutmulde entlang der Verlängerung des Berliner Rings, um das Wasser in Richtung Leitenbach abzuführen. Am Gründleinsbach sind dadurch nur geringe bauliche Änderungen notwendig, etwa Vertiefungen und der Bau einer Rampe statt des bisherigen Absturzes auf Höhe des Sportplatzes.
Entlang des Mains müssen auf jeden Fall die Deiche erhöht werden. Um auch einen Freizeitwert zu erreichen, soll auf den Deichen ein Fuß- und Radweg mit einer Breite von drei Metern entstehen. Sitzsteine sowie eine Bastion im nördlichen Bereich, die auch die im Rahmen des Künstlersymposiums entstandene Skulptur der „Flussgesichter“ beherbergen soll, werten den Bereich außerdem auf.
Die Bürgerversammlung in Dörfleins war gut besucht.
Sportplatz des SV Dörfleins bald hochwassergeschützt
Auch in Dörfleins gehört die Erhöhung der Deiche zu den wichtigsten Maßnahmen. Außerdem soll der Auwald im nordöstlichen Bereich moderat gerodet werden. Die Deiche sollen auch hier einen Fuß- und Radweg erhalten, wobei dieser im Süden nicht auf, sondern hinter dem Deich verlaufen wird, wie bisher. Für Kopfzerbrechen habe der Sportplatz gesorgt: Der SV Dörfleins wünschte, dass der Sportplatz und die Tennisplätze hochwasserfrei gehalten werden. „Eigentlich ist das unüblich, denn normalerweise werden in Bayern Sportplätze nicht vor Hochwasser geschützt sondern gelten als Retentionsraum“, erklärte Gerhard Bortner. Nach Verhandlungen mit den Behörden sei es dem Wasserwirtschaftsamt aber dennoch gelungen, diesem Wunsch zu entsprechen. Bürgermeister Thomas Söder bezeichnete das Entgegenkommen durch die Behörden als „gewaltig“, insbesondere, weil kein Ausgleich für den verlorenen Retentionsraum geschaffen werden müsse.
Ebenfalls geschützt werden sollen die Feldscheunen westlich des Weihers. Hier stehen aktuell noch mehrere Varianten zur Auswahl, von einem Deich bis hin zur Mauer. Eine endgültige Entscheidung wird der Stadtrat voraussichtlich in der Oktobersitzung treffen. Aufgrund der beengten Verhältnisse ist eine Mauer wahrscheinlich, wobei diese aufgrund des prominenten Platzes neben dem Weiher optisch aufgewertet werden müsste, etwa durch Begrünung.
Viele Fragen beschäftigten die Dörfleinser in der anschließenden Diskussionsrunde. Eine Sorge waren Starkregenereignisse: Sitzt Dörfleins mit einem guten Hochwasserschutz hier nicht in der Falle, wenn das Wasser dann von innen auf die Dämme drückt? Hans Joachim Rost gab hier Entwarnung, die Maßnahmen bedeuteten keine Verschlechterung zum aktuellen Zustand.
Bürgerversammlung auch in Hallstadt
Eine weitere Bürgerversammlung, bei der auch wieder die Ansprechpartner des Ingenieurbüros sowie des Wasserwirtschaftsamtes für Fragen zur Verfügung stehen, findet am 30. September um 19 Uhr in der Gastwirtschaft Diller in Hallstadt statt.
Grafiken mit Erläuterungen in Sachen Hochwasserschutzmaßnahmen finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der linken Ecke oben wählen).