Sowohl die Erneuerung des Hochwasserschutzes als auch der Dacheindeckung des Feuerwehrgerätehauses beschäftigt den Kemmerner Gemeinderat bereits seit längerem, konkret einmal mehr in der Sitzung vom 21. November. Während der Sachstandsbericht des Wasserwirtschaftsamtes Kronach Entwarnung aber Handlungsbedarf zum Zustand des Hochwasserdammes ergab, hieß es in der vergangenen Woche „noch einmal Glück gehabt“ mit dem Dachstuhl des Feuerwehrgerätehauses.
Nüchtern und realistisch legten Günther Prem und Otmar Pfister vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kronach den momentanen Zustand und die weiteren Schritte für eine Deichnachrüstung des Hochwasserdammes in Kemmern dem Gemeinderat und den zahlreichen interessierten Zuhörern dar: Dass der Damm in Kemmern eigentlich sicher ist, zeigte er zuletzt beim Pfingst-Hochwasser 2013. Dennoch hat die im August erfolgte Beurteilung des Hochwasserschutzes Defizite gezeigt. Ein HQ100 (Hundertjähriges-Hochwasser) mit einem statistischen Bemessungshochwasser von 1.150 m3/s würde der Damm noch halten können, aber Sicherheitsreserven. Der gesetzlich vorgeschriebene Freibord von 70 Zentimetern sei an keiner Stelle mehr erfüllt. Auch haben sich in den letzten Jahren die Auflagen und Bemessungsgrundlagen geändert, so müsse der Damm um ca. 1 bis 1,20 Meter aufgestockt werden, um den Planungswert (HQ100 plus 15 Prozent sogenannten „Klimaaufschlag“), zu erfüllen.
Trotz Priorität muss sich Kemmern hinten anstellen
Nach der Beurteilung des Schadenpotenzials in Kemmern, das eine Überströmung des Deiches mit sich bringen würde, hat das WWA Kronach die Gemeinde in der Prioritätenliste in die erste Kategorie gesetzt. Die Maßnahme werde dennoch sechs bis sieben Jahre dauern, ab dem Startschuss, also einem Antrag der Gemeinde. Kemmern befindet sich zudem in Zeitkonkurrenz mit anderen Städten und Gemeinden, die ebenfalls auf der Prioritätenliste stehen, beziehungsweise auch mit bereits laufenden Projekten wie in Hirschaid und Hallstadt. Auch muss das Geld beim Freistaat Bayern, dem Bauherrn der Maßnahme, der 50 Prozent der Kosten übernimmt, vorhanden sein. Die Gesamtkosten für die Deicherhöhung, nötige Deichhinterwege und eventuell ein neues Pumpwerk in Kemmern setzt das WWA Kronach bei ca. drei Millionen an.
Diese Zahl erstaunte Bürgermeister Rüdiger Gerst (CSU), vor allem im Vergleich mit der weitaus größeren Maßnahme in Hallstadt, die mit lediglich vier Millionen angesetzt war. Das seien lediglich die Kosten für die nötigen technischen Maßnahmen, nimmt man die städteplanerischen Wünsche der Stadt Hallstadt dazu, läge der Betrag eher bei zehn Millionen. „Das ist noch ein zähes Ringen“, gab Günther Prem Auskunft. Die Sorge der Kemmerner Gemeinderäte, dass die Maßnahmen in Hallstadt die Pegelstände in Kemmern negativ beeinflussen könnten, zerstreute Sachgebietsleiter Otmar Pfister: „Die Veränderungen in Hallstadt sind schon miteingerechnet. Die Renaturierung des Maines bei Hallstadt wird den Wasserstand bei Kemmern nicht ändern oder gar anheben.“ Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Maßnahme zur Deicherhöhung beim Freitstaat Bayern zu beantragen.
Noch einmal Glück gehabt
Dringender Handlungsbedarf ergab sich für Bürgermeister Rüdiger Gerst in der vergangenen Woche, als im Zuge der Erneuerung der Dacheindeckung und dem Einbau einer Absauganlage im Feuerwehrgerätehaus der schlechte Zustand des Dachstuhls ersichtlich wurde. „Es war ein Glücksfall, dass wir das Dach geöffnet haben, größere Schneelasten im kommenden Winter wären sonst womöglich in die Fahrzeughalle durchgebrochen.“ Wie Gerst weiter dem Gemeinderat berichtete, konnte der Zustand bereits kurzfristig stabilisiert werden und auch das neue Metalldach wurde bereits montiert. Auch ein Statiker ist bereits für weitere nötige Maßnahmen hinzugezogen worden. So ist für den Übergang, bis der schon länger forcierte Neubau des Feuerwehrhauses steht, eine, „tragfähige Lösung, im wahrsten Sinne des Wortes“ gefunden worden, versicherte Gerst.
Der Gemeinderat machte sich bereits Ende Juli ein umfassendes Bild vom Zustand des Feuerwehrgerätehauses.
Kurz notiert
Bahnverkehr: Rüdiger Gerst gab einen kurzen Sachstandsbericht zum Planfeststellungsverfahren der Ausbaustrecke (ABS). So haben insgesamt 514 Kemmerner über die Gemeinde Einspruch gegen die Pläne der DB-Projektbau erhoben, weitere sicher auch direkt. Schwerpunkt war dabei die Forderung nach einer Ersatzmaßnahme in der Nähe des heutigen Bahnüberganges sowie der Lärmschutz. Die Gemeinde selbst hat neben dem eigenen umfangreichen Einspruch zusätzlich Verhandlungen und Gespräche mit dem Eisenbahnbundesamt, dem Innenministerium und der Regierung von Oberfranken geführt, um auch auf politischer Ebene für die von Kemmern geforderte adäquate Ersatzmaßnahme in der eigenen Gemarkung zu werben.
Auch wenn Kemmern, wenn Investitionen anstehen, irgendwann nicht mehr um eine Erhöhung herumkommen wird, so sind alle Realsteuer-Hebesetze für das Haushaltsjahr 2014 unverändert festgesetzt worden. Grundsteuer A: 300 v. Hd.; Grundsteuer B: 300 v. Hd.; Gewerbesteuer: 310 v. Hd.