Mit unterschiedlichen Vorstellungen gingen die Kemmerner Gemeinderäte an die Themen Jugendarbeit und Gestaltung des Kirchplatzes heran. So war die Gemeinderatssitzung am 30. Oktober geprägt von sachlichen Diskussionen und uneinigen Beschlüssen.
Zu Beginn der Sitzung ging Bürgermeister Rüdiger Gerst auf eine Beschwerde eines Gemeinderatsmitglieds bei der Regierung von Oberfranken ein. Wie Gerst ausführte, bezog sich die Beschwerde auf die Gestaltung der Tagesordnung sowie die Behandlung verschiedener Themen in nicht öffentlicher statt in öffentlicher Sitzung. Gerst verlas die schriftliche Stellungnahme der Regierungsdirektorin Carmen Scholz. Aus dem Schreiben geht hervor, dass „insgesamt keine Verstöße der Gemeinde Kemmern erkennbar sind, die ein rechtliches Einschreiten erforderlich machen würden.“
Keine Unterstützung für den Jugendbeauftragten
Sozialpädagoge Michael Gerstner stellte in einem kurzen Vortrag den Verein für innovative Sozialarbeit, kurz iSo, vor. Dabei ging er allgemein auf die Arbeitsweise und Zielsetzung des Vereins als Träger professioneller Jugendhilfe ein. Ausgehend von den Strukturen und Problemstellungen in den einzelnen Gemeinden, könne der Verein indirekt bei der Organisation und Vernetzung unterstützen und direkt mit Projekten, die Jugendlichen animieren. „iSo ist keine Konkurrenz der bestehenden Jugendarbeit in den Vereinen, viel mehr versuchen wir, Vorhandenes zu vernetzen.“ Wichtig sei, es Angebote zu machen, die den Bedürfnissen der Jugendlichen entsprechen, und dass die Jugendlichen einen Raum für sich haben, den sie gestalten können. Oft zeige sich erst im direkten Kontakt und bei der Arbeit mit den Jugendlichen, welche Anstöße und Hilfe sie wirklich brauchen. Die Konzepte für die Gemeinden seien dabei individuell auf die Bedürfnisse und Strukturen abgestimmt, wie auch die Kosten für den jeweiligen Personal- und Stundenaufwand je nach Bedarf festgesetzt werden.
Michael Gerstner (l.) stellte die Jugendarbeit von iSo e. V. in Kemmern vor. Bedarf für iSo sah die Mehrheit der Gemeinderäte nicht.
Mit einer Fragebogen-Aktion wollte Jugendbeauftragter Hans-Dieter Ruß (CSU) herausfinden, was die Jugendlichen in Kemmern zwischen 14 und 18 als Angebot annehmen würden. Bis zum Zeitpunkt der Sitzung kamen gerade mal 13 der ausgegebenen 138 Fragebögen zurück. Woran der geringe Rücklauf liegt, könne nur vermutet werden. Die Interpretationen der Gemeinderäte ging von „wunschlos glücklich“, „in Vereinen gut betreut“ bis hin zu „wollen einfach chillen“. Heike Bräuer (ZfK) merkte an, dass für sie Jugendarbeit nicht allein darin bestehe, über ein Bespaßungs-Angebot Grundschulkinder zu erreichen, sondern auch Jugendliche außerhalb von Vereinen zu aktivieren, selbst etwas zu gestalten. Dafür wäre die Arbeit von iSo ausgelegt, die hier unterstützen könnten. „Wir sollten uns die Frage stellen, warum wir Jugendliche ab einem bestimmten Alter nicht mehr erreichen. Experten gehen da anders ran und suchen nach den Gründen“, sprach sich auch Alexander Dorsch (ZfK) für eine Beauftragung von iSo aus.
Die Mehrheit der Gemeinderäte (10 zu 3) sah keinen akuten Bedarf für eine unterstützende Jugendarbeit. Die Termine im Ferienprogramm sind gut angenommen worden, weitere Angebote in den kommenden Ferien sind geplant, das renovierte Jugendheim steht allen Jugendlichen offen. Hans-Dieter Ruß forderte dazu auf, die bestehende Jugendarbeit in Vereinen und Kirchen weiterhin durch Zuschüsse zu unterstützen. Die Abstimmung ergab, weder ein Angebot für ein Konzept noch für eine Bedarfsabfrage unter den Jugendlichen bei iSo e. V. einzuholen.
Kein mobiles Grün
Ein kleiner Antrag der Zukunft für Kemmern wurde zum langen Thema. Wie viele Bürger an die Wählergruppe herangetragen hätten, wünschten sie sich einen lebendigeren Kirchplatz, so Oliver Dorsch (ZfK) „Da wir in Anträgen auch immer Vorschläge machen sollen, haben wir uns überlegt, ob es möglich wäre, den Kirchplatz mit mobilen Pflanzkübeln zu begrünen.“
Der Kirchplatz als Herzstück ist durch gestalterische Elemente klar strukturiert. Grünflächen und Linden sind in dem Konzept berücksichtigt.
Wie Architekt Karl-Heinz Rösch ausführlich darlegte, ist der Kirchplatz wie die komplette Dorfsanierung, die seit 25 Jahren verfolgt wird, einem strengen Gestaltungs- und Materialkonzept unterworfen. Mobile Pflanzkübel aus Granit haben hier keinen Platz. Auch Alexandra Klemisch, Kreisfachberaterin des Landratsamtes Bambergs, riet in einer schriftlichen Stellungnahme ausdrücklich davon ab. Für Struktur und Begrünung sorgten die im Grünordnungsplan einzeln dokumentierten Bepflanzungen der angrenzenden Gärten, unter dem Kreuz sowie die Linden. Eine Möglichkeit sei lediglich, die Pflege der vorhandenen Grünflächen zu intensivieren und das Wachstum zu befeuern, so Karl-Heinz Rösch. Auf Dorschs Nachfrage, welche Möglichkeiten Rösch hier vorschlagen würde, antwortete dieser, dass er dafür der falsche Ansprechpartner sei. Dies müsse man einen Landschaftsarchitekten fragen.
Aus optischen Gründen riet Architekt Rösch auch davon ab, Granittische zu den bereits auf dem Marktplatz befindlichen Bänken aufzustellen, sie würden den Blick auf die Kirche und den extra schlicht gestalteten Platz verstellen. Der Schrammbord an der Engstelle zwischen Kirche und Pfarrhaus müsse ebenfalls in dem jetzigen Zustand belassen werden. Die Ausführung war Auflage, um entsprechende Zuschüsse für die Sanierung zu erhalten, wie Geschäftsführer Rolf-Günther Henkel informierte. Auch erfülle gerade der Schrammbord seinen Zweck, den Gehsteig für Kinder, Fuß- und Kirchgänger klar von der Straße zu trennen. Der Antrag der Zukunft für Kemmern wurde nach einer zusätzlichen Diskussion über Verkehrsraudis und Falschparker mit acht zu fünf Stimmen abgelehnt.