„Sie sind populärer als jeder Kommunalpolitiker…“

Tafel? Damit verbinden viele heute eine gemeinnützige Organisation, die Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Aber nicht nur Lebensmittel bleiben in unserer Gesellschaft übrig, sondern auch in so mancher Veranstaltung einige Plätze. Das möchte die Bamberger KulturTafel ändern. Nun konnte sie ihren ersten Geburtstag feiern – und Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke kam zum Gratulieren. „Sie sind populärer als jeder Kommunalpolitiker…“, sagte er mit Blick zu einer hauptamtlichen Mitarbeiterin.

Diese ist Nina Kusnezow, seit Januar 2012 als Hauptamtliche für die KulturTafel Bamberg tätig. Unterstützt wird sie von sieben ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die Idee: Karten vermitteln. Ob bei den Bamberger Symphonikern, beim E.T.A.-Hoffmann-Theater oder bei den Brose Baskets – oftmals bleiben Plätze leer, weil sich das Kartenkontingent nicht vollständig verkauft. Oder, weil Dauerkartenbesitzer nicht alle Termine wahrnehmen können.

„Unsere Zielgruppe sind Menschen, die sich Kultur sonst nicht leisten könnten“, sagt Nina Kusnezow bei der Geburtstagsfeier im Bistumshaus St. Otto in Bamberg. „Vom großen kulturellen Angebot profitieren bisher vor allem Touristen und Wohlhabende. Nicht immer sind die Veranstaltungen aber ausverkauft – und wir sagen: Gebt uns das, was ihr nicht verkaufen könnt!“


Nina Kusnezow berichtete von ihrer Arbeit für die KulturTafel.

Dauerkarten-Vermittlung: Bisher einmalig…

746 Gäste hatte die Kulturtafel bisher, darunter 301 Kinder. Fast 2.000 Karten konnten bereits vermittelt werden, nach einem Jahr ein toller Erfolg, auch für den Träger, das Evangelische Dekanat Bamberg, zusammen mit der Diakonie Bamberg-Forchheim. Dennoch sucht Kusnezow zusammen mit ihrem Team nach weiteren Möglichkeiten. „Unsere Partner und Veranstalter werden mit einem Logo auf unserer Internetseite aufgenommen. Selbstverständlich sind aber auch private Kartenspender willkommen.“ Dieses Modell ist bisher einmalig – in keiner anderen Stadt können Karten von Dauerbesitzern, die zu einem Termin verhindert sind, an eine Tafel weitergegeben werden.

Einen ersten Erfolg zum Erhalt weiterer Karten konnte Nina Kusnezow direkt bei der kleinen Feierstunde verbuchen. Björn Albrecht, Marketingleiter der Brose Baskets, versprach, dauerhaft weitere Karten zur Verfügung zu stellen. Auch Verwaltungsleiter Dieter Strattner vom E.T.A.-Hoffmann-Theater stellte eine Intensivierung der Zusammenarbeit in Aussicht. Besonders für Kinder ist die KulturTafel verstärkt auf der Suche nach Eintrittskarten.


Vom Gast zum Mitarbeiter: Rudolf Pletsch.

Künftig auch Veranstaltungen im Landkreis?

Dass Menschen, die am kulturellen Leben einer Gesellschaft nicht teilhaben können, sehr darunter zu leiden haben, erzählte Rudolf Pletsch, der zunächst Gast der KulturTafel war und nun als Ehrenamtlicher mitarbeitet. „Du musst dich wegducken, kannst nicht mitreden“, sagte er. Heute knüpft er Verbindungen zu den Gästen, zum Beispiel beim Arbeitsamt oder bei Kolping. Auch Oberbürgermeister Andreas Starke ergriff das Wort: „Nur eine gute Idee genügt nicht, es braucht immer gute Mitarbeiter.“ Und Johann Pfister, stellvertretender Landrat des Landkreises Bamberg, kündigte an, den Landkreis nach in Frage kommenden Veranstaltungen zu durchforsten und die KulturTafel bei Bürgermeisterversammlungen und im Kreistag vorzustellen. Denn bisher ist sie auf die Stadt Bamberg beschränkt. Dies soll sich aber schon bald ändern.

Daher sind Veranstalter, Ortskulturringe sowie Vereinsverantwortliche jederzeit zum Mitwirken eingeladen. Auch Karten für kleinere Veranstaltungen sind willkommen. Mehr Informationen zur KulturTafel Bamberg finden Sie auf deren eigener Internetseite.


Nach dem Gespräch versammelten sich alle Teilnehmer zum Gruppenfoto
(zum Vergrößern anklicken).

Johannes Michel 

Artikel drucken Artikel drucken

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.