Der Vorstand des Ortskulturrings (OKR) Zapfendorf möchte sein Amt niederlegen. Das durch die Geldunterschlagung des früheren Kassiers Matthias Schneiderbanger verloren gegangene Vertrauen in den Verein und seine „alten“ Funktionäre sei erdrückend, erklärte der Vorsitzende Stefan Kabitz bei der Mitgliederversammlung. Trotz der derzeit fehlenden Kompetenzen aufgrund zu laxer Satzungsbestimmungen waren die zahlreich versammelten Mitglieder jedoch einig darüber, dass Zapfendorf den OKR braucht.
Insgesamt soll Schneiderbanger Gelder in Höhe von 42.000 Euro mit Hilfe des OKR-Kontos veruntreut haben. Dabei habe er täglich maximal 5.000 Euro abgehoben und diverse Excel-Tabellen gefälscht, so dass nicht einmal die monatliche Kassenprüfung dem früheren Bürgermeister Zapfendorfs auf die Schliche kommen konnte, so Kabitz. Genauso verwundert wie die anwesenden Mitglieder war der erste Vorsitzende des Vereins außerdem darüber gewesen, dass ihn die zuständige Bank nicht über die doch beträchtlichen Geldflüsse informiert hatte, was ein früheres Eingreifen noch möglich gemacht hätte. Jegliche Gerüchte über ein zweites Konto und weitere Unterschlagungen räumte Kabitz jedoch aus, da das Eröffnen eines weiteren Vereinskontos lediglich mit der Zustimmung der Vorstandschaft möglich sei, die eine solche nie autorisiert habe.
Für das aufgrund der Vorkommnisse entgegengebrachte Misstrauen gegenüber den Funktionären des Ortskulturrings hat Kabitz jedoch dennoch kein Verständnis. Auch seine Frau, die sich stark in den Verein eingebracht hatte, habe mehrere despektierliche Briefe und Emails erhalten, die es ihm leicht machten, die Amtsniederlegung in Betracht zu ziehen, so der erste Vorstand des Vereins.
„Wir brauchen den Ortskulturring“
Ungeachtet dessen hob Kabitz die positiven Ereignisse des vergangenen Jahres in seinem Bericht der Jahresversammlung hervor. Ganz besonders nennenswert sei dabei der in Kooperation mit der Gemeinde organisierte Faschingsumzug, das Aufstellen des Kirchweihbaums zusammen mit der Zapfendorfer Feuerwehr oder auch der erfolgreich geführte Geschirrverleih des Vereins gewesen. Kabitz bedankte sich für die ständige Unterstützung des Vorstandes bei der Ausrichtung dieser Veranstaltungen und betonte entgegen vieler Gerüchte die stets positive Atmosphäre innerhalb des Vereins.
All die vom Ortskulturring organisierten und durchgeführten Veranstaltungen machen jedoch deutlich, was durch sein Auseinanderbrechen für Zapfendorf auf dem Spiel steht. So würde auch die Terminkalenderplanung, die die Veranstaltungen der örtlichen Vereine koordiniert und bis dato Aufgabe des Ortskulturrings war, nunmehr der ohnehin stark belasteten Gemeinde zukommen. Nicht zuletzt deshalb „steht eins außer Frage: Wir brauchen den Ortskulturring“, wie Gemeinderätin Klara Ott deutlich sagte.
Der Tageordnungspunkt „Kassenbericht“ war dann zugleich der Grund für die Vertagung der Jahreshauptversammlung. Denn der eingesetzte, aber nicht anwesende, Rechnungsprüfer Bayer verweigerte sich der Kassenprüfung – die Aufgabe wäre ihm vor dem Hintergrund der jüngsten Vorfälle „zu heiß“, gab Kabitz weiter. Ohne die Prüfung der Geldbestände des Vereins ist jedoch ein Fortfahren in den Ordnungspunkten der Sitzung und damit sowohl die Neuwahl des Vorstandes als auch die Änderung der Vereinssatzung und eine mögliche Vereinsauflösung unmöglich. Das Problem der Satzung seien die vorgesehenen, aber zu laxen Absichtserklärungen der Mitglieder, die zwar dem Charakter eines Stammtisches genügen, für den Vereinsstatus allerdings unzulänglich wären, da sie auch die Abstimmungskompetenzen rechtlich äußerst fraglich machen, vermerkte Ott.
Die Satzungsproblematik könne aber erst dann angegangen werden, wenn die Kasse geprüft sei, brachte Bürgermeister Volker Dittrich vor. Auf die Bitte von Dittrich hin erklärte sich Ott bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. So wurde der 30. November als Kassenprüfungstag in Abstimmung mit dem Vorstand festgelegt. Auch könne hierbei bereits eine neue Satzung besprochen werden, die Dittrich – laut eigenen Angaben – ohnehin schon „in der Schublade liegen hat“. Als neuer Termin für die Jahresversammlung wurde dann noch der 15. Dezember bestimmt, an dem man in den Ordnungspunkten fortfahren möchte. Bis dahin bat der Bürgermeister um die Weiterführung der Vorstandsämter, da ein schwebendes Verfahren rechtlich die Sache nur noch verkomplizieren würde. Kabitz stimmte dem zu und schloss die Versammlung.
Trotz der Vertagung hatte die Jahreshauptversammlung ein Gutes: Zapfendorf will am Ortskulturring festhalten, wenn auch vermutlich mit einer neuen Vorstandschaft. Die Frage nach möglichen Nachfolgern wurde somit gezwungenermaßen vertagt, scheint jedoch aus Sicht der Gastwirtin des „Jüngling“ ohnehin aussichtlos zu sein: „Ohne den Herrn Kabitz, läuft hier gar nichts“, betonte sie und lobte damit das in der Vergangenheit und in der Gegenwart Geleistete des Noch-Vorstandes.