Die Zapfendorfer Partnergemeinde Kilstett liegt im Elsass, unweit der deutschen Grenze. Ähnlich wie Zapfendorf wurde sie besonders in den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges nochmals besonders schwer getroffen. Dieses gemeinsame Schicksal gab vor etwa zehn Jahren den Anstoß zur seither bestehenden Städtepartnerschaft. Neun Zapfendorfer waren kürzlich auf Besuch …
Beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht nach Frankreich flüchteten viele elsässische Familien. Die Kilstetter fanden Schutz in der Region Limousin, einer ländlich geprägten Gegend in Mittelfrankreich, ca. 700 Kilometer entfernt. Hieraus entstand letztendlich eine partnerschaftliche Verbindung mit den dortigen Gemeinden Janailhac, La Roche-l’Abeille und Saint-Priest-Ligoure. Die Gemeinden besuchen sich gegenseitig im Zweijahreszyklus; eine Gruppe aus Zapfendorf war bereits vor zwei Jahren im Limousin dabei und auch heuer wieder nach Kilstett eingeladen.
Unter Führung vom dritten Bürgermeister Georg Ries begab sich eine neunköpfige Delegation am Vatertag auf ihre viertägige Reise ins Elsass, wo sie von Gastfamilien herzlichst empfangen wurde. Bürgermeister Muller und die Gemeinde Kilstett organisierten ein sehr ansprechendes Rahmenprogramm mit Besuchen im neu eröffneten Militärmuseum in der Nachbargemeinde La Wantzenau, in Straßburg und einer Busfahrt zu Kirchen aus verschiedenen Stilepochen mit anschließender Weinprobe. Verpflegt wurden die Gäste mit elsässischen Spezialitäten abwechselnd in den Gastfamilien oder in der Musik- und Kulturhalle.
Der formelle Höhepunkt des Besuchs bestand in der Zeremonie am Soldatenehrenmal in Kilstett. Georg Ries bedankte sich im Namen der Gemeinde Zapfendorf für die Einladung und legte, ebenso wie anschließend die Bürgermeister aus Kilstett und dem Limousin, eine Schale nieder. Er erinnerte an die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges, der über Kilstett und Zapfendorf besonders Leid, Tod und Zerstörung gebracht hat. „Diese schrecklichen Ereignisse liegen über 70 Jahre zurück. Unsere Dörfer sind wieder aufgebaut, die Erinnerung an die schreckliche Zeit ist verblasst. Unsere Vorfahren wollten nach den leidvollen Erfahrungen des Weltkrieges nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft gründen, sondern auch eine Wertegemeinschaft. Sie wollten, dass in Europa nie wieder Krieg geführt wird. Dass dieser Friede nicht selbstverständlich ist, sehen wir in vielen Ländern der Welt. Wir alle müssen uns immer wieder einsetzen für den Frieden in Europa und der Welt.“ Ähnlich lauteten die Ansprachen der französischen Bürgermeister.
Unter den Klängen der französischen, der deutschen und der Europahymne senkten sich die Fahnen der anwesenden Kameradschaften. Für Zapfendorf nahm eine Fahnenabordnung der Krieger- und Soldatenkameradschaft Unterleiterbach teil. Ein besonderes Gastgeschenk, in Form von handgefertigten Blättern aus Porzellan, erhielt der Markt Zapfendorf von einem Künstler aus dem Limousin. Georg Ries sicherte zu, dass das Werk im Rathaus einen repräsentativen Platz finden wird.
In den vier Tagen konnten neue Freundschaften geknüpft und alte gefestigt werden. In Zeiten, in denen eine völkerverbindende europäische Union offenbar von manchen Gruppierungen nicht mehr wertgeschätzt wird, sind solche Partnerschaften und gegenseitigen Besuche wohl die beste Antwort auf aufkeimenden Nationalismus und Feindseligkeiten.
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