Ein außergewöhnlicher Termin stand in den Kalendern der Musikvereine Baunach, Rattelsdorf und Hallstadt: eine CD-Aufnahme. Die Dirigenten der drei Vereine hatten sich mit ihren Musikern seit dem Herbst intensiv vorbereitet, geeignete Stücke aus dem Repertoire neu eingeübt, teilweise in Extraproben. Denn eines war klar: Bei einer Gemeinschafts-CD mit insgesamt acht Orchestern aus dem Bamberger Landkreis, da will man keine falschen Töne spielen, sondern zeigen, was man kann. Und so sahen die Kapellen dem Aufnahmetag mit Spannung und gemischten Gefühlen entgegen.
Und dann ging es endlich los: Otto Först, Initiator und Aufnahmeleiter hatte an zwei Wochenenden sein digitales Tonstudio im Musikerheim des Musikverein Gundelsheim aufgebaut, um dort je vier traditionelle und symphonische Orchester des Landkreises aufzunehmen. Das Szenario, das sich im Probenraum der Gundelsheimer bot, war für die meisten Musiker zunächst einmal gewöhnungsbedürftig. Nicht nur das die Sitzordnung ausgeklügelt und streng einzuhalten war, egal, wo man sonst sitzt, im ganzen Saal streckten sich Mikrophone vor den einzelnen Instrumentengruppen in die Höhe. Doch vor allem die abenteuerlichen Aufbauten vor dem Schlagwerk, die lediglich Schlitze zum Durchspitzen ließen, bestätigten die Annahme, dass das kein normaler Tag werden würde. Während die jüngeren Spieler noch ehrfürchtig staunten, gaben sich in allen Orchestern die älteren Spieler, die schon einmal Aufnahmen mitgemacht hatten, betont locker.
Überall Mikrophone und das Schlagzeug versteckt hinter abenteuerlichen Aufbauten – jetzt wird es für die Baunacher ernst.
Nur kein unnötiges Geräusch
Aufnahmeleiter Otto Först erklärte für alle vor dem Aufnahmebeginn noch einmal die wichtigsten Punkte, die es zu beachten galt. Ihm war es vor allem wichtig, dass die Instrumente schön klingen und sich niemand von den Mikrophonen einschüchtern ließ oder plötzlich leiser spielt als sonst. Selbstredend war während der Aufnahme Schwätzen, Husten, Wasser aus dem Instrument lassen oder Dämpferklappern strengstens untersagt – manche Musiker hatten bereits die Straßenschuhe gegen Socken getauscht, um beim Mitzählen kein Geräusch zu machen. Während des Einspielens wurden von Otto Först und seinem Kollegen Rüdiger Dietz noch einmal Mikrophone gerückt und ausgerichtet. Dann wurde von den Dirigenten jedes Instrument möglichst exakt eingestimmt und auch die Intonation im Zusammenspiel der einzelnen Register überprüft.
Aufnahme läuft!
Über Lautsprecher gab Otto Först aus dem Nebenraum letzte Anweisungen und schließlich das Startzeichen: „Aufnahme läuft“. Anders als bei einem Konzert, wo ein Stück einmal in einem Schwung durchgespielt wird, wurden für die Aufnahme längere und kürzere Teilstücke abgesprochen und mehrmals hintereinander möglichst sauber eingespielt. „Dabei herrschte eine besondere, von Anstrengung geprägte Atmospähre. Das Wissen, dass kleinste Fehler dazu führen, dass alles noch einem wiederholt werden muss, macht einen nicht unbedingt lockerer“, beschreibt Klaus Hittinger, Dirigent der Stadtkapelle Hallstadt, seinen Eindruck. Auch wenn die einzelnen Orchester Stücke aus ihrer jeweiligen Paradedisziplin, Baunach und Rattelsdorf mit traditioneller und konzertanter Unterhaltungsmusik (Polkas und Märsche), die Stadtkapelle Hallstadt mit symphonischer Blasmusik zur CD-Einspielung mitbrachten, so kämpften doch alle Orchester mit den gleichen Schwierigkeiten. Dabei liefen die ersten Aufnahmen noch relativ schnell mit drei bis vier Wiederholungen der einzelnen Teile – schon anstrengend genug – durch und waren „im Kasten“.
Bitte noch etwas Konzentration
Wenn die Musiker nun aber dachten, dass der Rest jetzt auch so einfach werden würde, lagen sie falsch. Mit jeder halben Stunde sanken die Konzentration, der Ansatz und die Kraft. Kann man sich bei einem Konzert hinter den Mitspielern verstecken, so gilt das nicht für eine CD-Aufnahme. Kleine Fehler häuften sich und verlangten den Musikern mental, musikalisch und konditionell viel ab. Schwer ist es auch, die Anmerkungen aus dem Regieraum von Herrn Först nicht persönlich zu nehmen, wenn er bestimmte Instrumentalisten direkt auf Patzer anspricht. Besonderes Augenmerk des Aufnahmeleiters lag dabei auf pünktlichen Einsätzen und einem sauberen Zusammenklang, der Intonation. Damit kämpfte nach der vierten Aufnahmestunde so mancher Musiker. Da schickten nicht nur Itzgrunder Musikanten ein Stoßgebet aus: „Heiliger Intonatius, bitt für uns.“ Doch schließlich hatte Schutzheilige der Stimmzug- und Triggerbetätiger ein Einsehen, wie Ludwig Derra, Vorsitzender des Musikverein Rattelsdorf, berichtet. Doch die Aufmunterung und Motivation der Dirigenten und die exakten Anmerkungen von Otto Först halfen den Musikern so manches Motivationsloch zu überwinden und trotz aller Widrigkeiten den Spaß an der Sache nicht zu verlieren.
Nicht nur von den Musikern auch von den Dirigenten (hier Stephan Köster) forderte der Tag höchste Konzentration.
Nach „nur“ sechs Stunden waren alle erleichtert, als es hieß: „Aufnahme im Kasten“. Ein Tag mit besonderen Erfahrungen ging zu Ende. Und viele Musiker freuen sich schon auf das Ergebnis. Wie die Dirigenten Stephan Köster, Gerhard Himmel und Klaus Hittinger zeigte sich auch Otto Först begeistert von den durch die Bank guten und souveränen Leistungen aller beteiligten Orchester. Durch die gute Qualität der Einspielungen sind nur wenig Nachbearbeitungen nötig, die er mit den Dirigenten noch bespricht und einarbeiten wird. Alle Beteiligten sind überzeugt: Die CD wird ein Aushängeschild für die Blasmusik und die Vereine im Landkreis Bamberg.
Beteiligte Orchester, bei denen die CD ab voraussichtlich April erhältlich ist:
Traditionelle Blasmusik: Itzgrunder Musikanten Rattelsdorf, Musikverein Baunach, Blaskapelle Pettstadt, Blasmusikverein Bischberg
Symphonische Blasmusik: Stadtkapelle Hallstadt, Eintracht Oberhaid, Musikverein Gundelsheim, Musikverein Priesendorf
Text: Ludwig Derra und Lena Thiem. Fotos: Musikverein Baunach, Musikverein Rattelsdorf, Musikverein Hallstadt
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