Im Mittelpunkt: Nicht die Krippenbauten, sondern die Würde des Menschen

Es galt, ein historisches Gebäude vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Dank Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen ist Baunach nun im ehemaligen Beinhaus neben der Kirche um eine Attraktion reicher. Denn Lenssen stiftete für das am Samstag, 17. Dezember 2016 eröffnete Krippenmuseum fast 500 Objekte aus seiner privaten Sammlung. Und die neue Heimat der Krippen ist richtig einladend geworden …

Beinhaus oder auch Karner, das waren früher Räume, die zur Aufbewahrung von Gebeinen benutzt wurden. Gesammelt wurden Gebeine aus Friedhöfen, wo Platz geschaffen werden musste. Oft gab es mehrere Stockwerke, integriert war beispielsweise eine kleine Kapelle. Ihre eigentliche Funktion haben diese Gebäude längst verloren, so auch das Beinhaus in Baunach, gleich hinter der Kirche gelegen, es diente nur noch als Lagerraum. Und im Zuge des Kirchenumbaus kam die Frage auf: Was machen wir mit dem Ortsbild-prägenden Gebäude, das jeder Besucher, der sein Fahrzeug am Altstadtparkplatz am Sportheim abstellt, sofort zu Gesicht bekommt? Ideen wurden gesammelt, vieles war dabei – vom Pfarrbüro über ein Haus für Jakobuspilger bis hin zu einer Wohnung für den Kaplan.

Und da kam Dr. Jürgen Lenssen ins Spiel. Er ist Domkapitular und Kulturreferent der Diözese Würzburg, zu der Baunach gehört. Seit vielen Jahren sammelt er Krippen, einen Teil seiner Sammlung stiftete er schon seiner ehemaligen Pfarrei Glattbach (Nähe Aschaffenburg) für ein Krippenmuseum, die damit einem vor dem Abriss stehenden Gebäude aus dem 18. Jahrhundert eine neue Funktion gab. Bei einem Ortstermin in Baunach regte er ein zweites solches Museum in der Diözese Würzburg an. Nun erhielt Baunach fast 500 Krippen aus Lenssens Sammlung – und kann dafür das 1543 errichtete Beinhaus nutzen. In den vergangenen Monaten wurde es umgebaut wird nach Abschluss der letzten Bauarbeiten zu zwei Dritteln barrierefrei gestaltet sein. Lediglich der Zugang zum Obergeschoss ist auch dann nur über eine Treppe möglich.

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Architekt Benedikt Gerber (links) übergibt den Schlüssel zum Krippenmuseum an Dekan Stefan Gessner. In der Mitte: Baunachs Bürgermeister Ekkehard Hojer.

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Die Ausstellung wird sich regelmäßig verändern

Worauf Lenssen besonderen Wert legt: Niemand soll vom Krippenmuseum weihnachtliche Romantik und Stimmungsmache erwarten. Im Hintergrund laufe keine besinnliche Musik wie bei Frau Wohlfahrt in Rothenburg, es gebe kaum Kulissendarstellungen, also die in unserer Region oft zu sehenden Krippenbauten – vielmehr stünden die Figuren im Vordergrund. Gezeigt werden solle eine Kultur, die sich ab dem 17. Jahrhundert entwickelte. „Die Menschwerdung Jesu ist für jeden Einzelnen von uns von Bedeutung. Afrikaner zum Beispiel verlegen die Krippenszene nach Afrika, jeder Kulturraum und jede Zeit prägt das Bild.“

Diese Bilder fängt Lenssen mit seiner Sammlung aus aller Welt ein, in Baunach werden insbesondere Krippen aus Deutschland und Europa gezeigt, auch eine russische ist mit dabei. Rund 150 Exponate fasst das Beinhaus, somit sei Spielraum, die Dauerausstellung regelmäßig zu verändern und damit Besuchern den Anreiz für einen zweiten oder dritten Besuch zu geben, so Lenssen. Im Kellergeschoss sollen ab 2017 zudem Wechselausstellungen Einzug halten, Lenssen denkt hierbei an Künstler oder örtliche Krippenfreunde. Am Eröffnungstag bezeichnete Lenssen die Krippen als eine „materialisierte Predigt“. Insbesondere verwies er auf die Krippe, die ein Häftling des Konzentrationslagers Buchenwald selbst gebastelt hatte. „Innerhalb eines Systems, das dem Menschen die Würde nimmt, besann sich einer auf das, was den Menschen Würde gibt: die Menschwerdung Jesu.“

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Die Buchenwald-Krippe, gebastelt von einem Häftling.

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Panoramaaufnahme: Die Einweihung wollten sich viele Baunacher nicht entgehen lassen (zum Vergrößern anklicken oder -tippen).

Geöffnet sein wird das Museum immer sonntags und an Feiertagen, in der Advents- und Weihnachtszeit bis zum Sonntag nach Dreikönig sogar täglich (außer Montag) von 14 bis 17 Uhr. Als Eintrittspreis stehen moderate 2,50 Euro (ermäßigt 1,50 Euro) zu Buche, Gruppenführungen gibt es für maximal 25 Teilnehmer. Und dafür wird in Zukunft die Ortsgruppe des Frankenbundes zuständig sein, die neuen Krippenführer erhalten dafür von Lenssen noch eine „Ausbildung“. Die Nähe zu Bamberg, das betonten alle Verantwortlichen, sei für das Museum ein großer Vorteil, schließlich könnten interessierte Touristen die Stadt binnen weniger Minuten mit Zug und Auto erreichen.

Als „Glücksfall für Baunach“ bezeichnete daher Bürgermeister Ekkehard Hojer das Museum. Sein besonderer Dank galt Dekan Stefan Gessner, der sich stark für das Krippenmuseum eingesetzt hatte. Gekostet haben Umbau und Einrichtung bisher rund 930.000 Euro, etwas mehr als veranschlagt. Gefördert wurde das Projekt vor allem durch die Städtebauförderung, die Diözese Würzburg und die Stadt Baunach.

 

Viele Bilder vom Krippenmuseum und der Einweihung am 17. Dezember 2016 finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).

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