„Es gibt noch viele Aufgaben, die ich dringend anpacken möchte.“ Seit 2002 ist Ekkehard Hojer Bürgermeister in Baunach, bei der Kommunalwahl tritt er erneut an. Im Interview mit Nachrichten am Ort betont er die positive Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahren, sieht die demografische Entwicklung als eine der größten Herausforderungen und spricht über Zukunftsthemen wie den Bau einer Sporthalle, Einkaufsmöglichkeiten und Angebote für junge Familien.
Nachrichten am Ort: Herr Hojer, seit zwölf Jahren sind Sie Bürgermeister in Baunach. Was hat Sie bewogen, sich als Kandidat erneut zur Verfügung zu stellen?
Ekkehard Hojer: Wie hat der ehemalige Präsident des Bayerischen Gemeindetages und Starnberger Bürgermeister, Heribert Thalmair, einmal gesagt: „Das Amt eines bayerischen Bürgermeisters gehört zu den schönsten und wertvollsten Positionen, die unsere Gesellschaft zu vergeben hat.“ Da ist viel Wahrheit in diesem Zitat. Und es gibt nach meiner Ansicht noch viele Aufgaben, die ich dringend anpacken möchte, damit das Gesamtbild unserer Stadt noch effektiver und schöner wird.
Auf welche aktuellen Themen werden Sie in Baunach zurzeit am meisten angesprochen und können Sie daraus entnehmen, wo den Bürgern „der Schuh drückt“?
Ein Dauerthema ist die Umgehungsstraße, eine sehr große Belastung für die Anwohner, und die momentan in der Diskussion stehenden Trassenvarianten. Zurzeit werden die Projektunterlagen für die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes zusammengestellt, der bis Ende 2015 veröffentlicht werden soll. Hier müssen wir mit der Ostumfahrung dringend in den vordringlichen Bedarf kommen, daran arbeiten wir. Ein weiteres Thema sind Bauplätze. Die Nachfrage in Baunach ist, besonders von jungen Familien, sehr hoch. Ein Baugebiet mit 24 Bauplätzen war innerhalb von zwei Jahren vollständig verkauft. Leider hat die Stadt Baunach momentan keine Bauplätze zur Verfügung und Grundstücksverhandlungen im Abschnitt II von Hemmerleinsleite IV gestalten sich sehr schwierig. Einkaufsmöglichkeiten werden jetzt durch den Bau (Spatenstich ist im März oder April) eines neuen Einkaufzentrums am Rande der Stadt zwar besser, aber unser Ziel muss es sein, im Altstadtbereich die Einkaufsmöglichkeiten zu schützen und zu verbessern, um die Innenstadt zu stärken. Der schlechte Zustand der Fahrbahn und der Gehsteige in der Bahnhofstraße wird immer wieder angeprangert. Eine Restaurierung der Baunachbrücke und die Ertüchtigung der Fahrbahn von der Einmündung B279 bis zum Bahnübergang wird vom zuständigen Straßenbaulastträger Landkreis Bamberg leider schon seit 2009 vor sich hergeschoben. Wenn der Landkreis Bamberg mit dem Bau im nächsten Jahr anfängt, ist die Stadt Baunach mit im Boot, um die Randbereiche behindertengerecht zu erneuern. Ende letzten Jahres ist Bewegung in die Sache gekommen, erste Maßnahmen sollen 2014 schon beginnen.
Wo sehen Sie die Herausforderungen für die Stadt Baunach in den kommenden Jahren?
Eine der größten Herausforderungen wird die demografische Entwicklung sein. Um sie zu meistern, müssen wir unter anderem Arbeitsplätze im Ort schaffen, damit die Bürger und Bürgerinnen in der Stadt Baunach wohnen und arbeiten können und die sozialen Bindungen festigen. Von 2008 bis heute ist es uns durch eine gute Arbeitsmarktpolitik, Unterstützung unserer heimischen Gewerbetreibenden und der gezielten Ansiedlung von zukunftsfähigen Unternehmen gelungen, die Zahl der Arbeitsplätze von 660 auf 1.170 zu steigern. Die sozialen Bindungen müssen durch Intensivierung der Vereinsförderung weiter gestärkt werden. Außerdem müssen unsere Kindergärten und Schulen zukunftsfähig sein. Der Schulstandort Baunach mit seiner Grund-/Haupt- und Mittelschule mit M-Zug muss weiterentwickelt werden und erhalten bleiben. Dazu gehört es auch, eine Zweifachturnhalle, die wir 2008 zu Gunsten des Bürgerhauses Lechner Bräu verschoben haben, zu bauen und zu unterhalten. Von dieser Zweifachturnhalle werden auch die Vereine in unserer Stadt profitieren, weil dann viel mehr Möglichkeiten gegeben sind, Vereinsarbeit und Jugendarbeit zu fördern. Eine städtebauliche Herausforderung und Notwendigkeit ist zudem die Sanierung des alten Rathauses und ein leistungsfähiges Internet. In Dorgendorf und Teilen der Stadt Baunach sind bereits jetzt 50 Mbit verfügbar, wir arbeiten daran, dies auf ganz Baunach und seine Stadteile auszudehnen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Stadt?
Unsere größte Stärke, die schöne Landschaft und Natur, ist auch gleichzeitig unsere größte Schwäche. Wir sind umgeben von Naturpark, Naturschutzgebieten, Naturräumen, Biotopen, FFH-Gebieten, SPA -Gebieten, Wasserschutzgebieten, Landschaftsschutzgebieten, Kulturlandschaften und Hochwasserretentionsflächen, die es der Stadt Baunach fast unmöglich machen, sich weiter zu entwickeln. Eine Schwäche, die ich noch sehe, sind die schlechten Straßenverhältnisse von B279 (Bamberger, Burg- und Hassbergstraße) und ST2277 (Würzburger Straße), hier liegt die Straßenbaulast bei der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Bayern, so dass mir nicht viel anderes übrigbleibt, als immer wieder auf diesen Missstand hinzuweisen und Besserung einzufordern.
Stärken sind auch die gute und produktive Zusammenarbeit des Stadtrates über alle Parteigrenzen zum Wohle der Stadt, wir haben die viertstärkste Steuerkraft im Landkreis Bamberg, uns geht es also gut. Unsere Bevölkerungszahlen steigen, weshalb wir neue Baugrundstück brauchen. Wir haben eine gut ausgebaute Infrastruktur, Baunach ist außerdem eine lebens- und liebenswürdige Stadt, in der es sich lohnt, zu wohnen, zu arbeiten, einzukaufen, Kinder groß zu ziehen und seine Freizeit zu erleben – Baunach ist familienfreundlich. Zudem ist ein sehr großes ehrenamtliches Engagement der Bevölkerung in allen Bereichen zu verzeichnen. In alle Richtungen haben wir gute ÖPNV-Anbindungen, seit 2012 auch den Bayerntakt bei der Bahnlinie Bamberg-Ebern sowie Busverbindungen nach Bamberg und Ebern.
Die vergangenen Jahre waren stark geprägt von der Diskussion um eine Umgehungsstraße. Glauben Sie, dass sie jemals kommen wird?
Die Umgehung muss kommen, und zwar im Osten!
Auf drei Bevölkerungsgruppen richtet sich zurzeit verstärkt der Blick: Kinder, Familien und Senioren. Wie sehen Sie Baunach in diesen Bereichen aufgestellt? Was gibt es noch zu tun und welche Ideen bringen Sie hier mit?
Wir haben etliche Kinderspielplätze, zwei Kindertagesstätten mit Kinderkrippen, Kindergärten und Mittagsbetreuung, Grund-/Haupt- und Mittelschule mit M-Zweig, die offene Ganztagesschule, Jugendsozialarbeit an Schulen, professionelle Jugendarbeit mit einem Jugendcafe, einen städtischen Jugendbeauftragten, eine sehr gut organisierte Kinder- und Jugendarbeit in den Vereinen, die von der Stadt Baunach stark unterstützt wird, Musikunterricht durch die Kreismusikschule, zwei Musikvereine mit Flötengruppen, Bläserklassen, Nachwuchsorchester, Hauptorchester und als Novum sogar eine Erwachsenenbläserklasse, eine gute VHS Außenstelle, … Für unsere älteren Mitbürger gibt es seit 2009 ein Pflege- und Seniorenheim in der alten „Striwa“, den Seniorenclub, der von der Kirche unterstützt wird und eine städtische Behindertenbeauftragte. Was Baunach noch fehlt, ist betreutes Wohnen, wo Menschen Unterstützung finden, die, je nach ihrer Lebenssituation, unterschiedliche Formen der Hilfe benötigen. Ein Thema sind auch behinderten- und seniorenfreundliche Gehsteige mit abgeflachten Bordsteinen.
In den Nominierungsversammlungen kam sowohl von der CSU-Kandidatin als auch vom SPD-Kandidaten der Vorwurf, Ihre Politik sei intransparent. Geworben wurde mit Bürgerversammlungen und einem offenen Rathaus. Was sagen Sie dazu?
Die klassische Bürgerversammlung, bei der der Bürgermeister vorne steht und sich selber beweihräuchert, ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit, ein Relikt des letzten Jahrhunderts. Der Bürger informiert sich im 21. Jahrhundert über Internet, Facebook, Radio, Fernsehen und Printmedien – und da sind wir stark präsent. Das heißt aber nicht, dass zu wichtigen Themen wie zuletzt B279, Windkraft Priegendorf oder demnächst die Kanalanbindung von Godeldorf/Godelhof, keine Bürgerversammlungen abgehalten werden, diese dann aber halt nur nicht im alten Stil. Dadurch, dass wir einer Verwaltungsgemeinschaft angehören, ist es auch angesichts unserer knappen Personaldecke leider schwierig und fast nicht möglich, alle Wünsche zu erfüllen.
Ein großes Thema war 2013 nach einer Stadtratssitzung entstanden, die sich mit einem Bebauungsplan im Bereich des Pferdehofs des Vereins Pferdepartner Franken beschäftigt. Dabei tauchte die Frage auf: Will die Stadt den Verein vertreiben? Welche Schritte werden hier folgen und gibt es eine Perspektive?
Ich will auf keinen Fall einen Verein vertreiben, im Gegenteil. Ich bin dankbar für jedes ehrenamtliche Engagement, besonders in der Kinder- und Jugendarbeit und unterstütze dies nach Kräften. Der Stadtrat hat in seiner Novembersitzung den Platz, der nach Rücksprache mit den Vereinsverantwortlichen und meiner Meinung nach für den Reiterhof geeignet wäre, befürwortet. Die Verwaltung muss jetzt mit den Fachbehörden abstimmen, ob der Platz auch verwirklicht werden kann. Das geschieht gerade.
Transparenz, Bürgernähe und Kommunikation scheinen den Wählern besonders wichtig zu sein (noch vor Sachkompetenz). Wie nah sind Sie (in sozialen Netzwerken im Internet, aber auch fernab davon) am Bürger, wo sind Ihrer Meinung nach die Grenzen? Was kann der Bürger tun, um sich einzubringen?
Ich bin immer im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, jeder kann jederzeit zu mir kommen, auch ohne Termin, und mit mir reden. Ich brauche auch keine Gartenzaungespräche und Kirchweihrundgänge, denn ich bin bei jeder Kirchweih oder bei Vereinsfesten immer ansprechbar. Ich schreibe das nur nicht immer ins Mitteilungsblatt. Bei mir steht das Thema im Fokus, ich denke nicht an irgendwelche versteckte Eigeninteressen oder an den Grad der Öffentlichkeitswirksamkeit und ich muss nicht auf Pressefotos von Bieranstichen und sonstigen Anlässen in erster Reihe stehen. Bei mir zählt die Arbeit zum Wohle der Stadt. Für konstruktive Kritik und neue Ideen bin ich immer offen und dankbar. Grenzen sind für mich die Familie und das Privatleben.
Neben Ihnen stellen sich noch zwei weitere Kandidaten zur Wahl. Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?
Weil in den letzten zwölf Jahren sehr viel erreicht wurde und ich noch sehr viele Ideen und Ziele für unsere Stadt Baunach mit ihren Stadtteilen habe.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Baunach besonders? Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Baunach mit seinen Stadtteilen ist im Ganzen so lebens- und liebenswert, dass ich nicht einen Lieblingsplatz habe, sondern je nach Tages- und Jahreszeit unterschiedliche.
Ekkehard Hojer, 53 Jahre alt, Dipl.-Bankbetriebswirt, ist verheiratet und hat einen Sohn. Seit 1. Mai 2002 ist er Erster Bürgermeister der Stadt Baunach, seit 1. Mai 2008 Kreisrat des Landkreises Bamberg. Hojer hat außerdem Sitze im Bau- und Wirtschaftsausschuss des Landkreis Bamberg, im Umweltausschuss des Landkreis Bamberg, bei den Regionalwerken des Landkreises und der Stadt Bamberg und im Gründerzentrum Bamberg inne und ist Mitglied im Klimabeirat von Stadt und Landkreis Bamberg.