Die 1200-Jahr-Feier Breitengüßbachs im vergangenen Jahr hat Sigrid Reinfelder gezeigt, wie stark der Zusammenhalt in der Gemeinde wirklich ist. Nun bewirbt sie sich für den Unabhängigen Bürger Block (UBB) um das Bürgermeisteramt bei den Wahlen am 3. März 2013. Im Interview sprachen wir auch über ihre wichtigsten Anliegen: Die Bürger mehr in Entscheidungen einbeziehen und mehr Fördermittel akquirieren, insbesondere in Sachen Verkehrsberuhigung.
Nachrichten am Ort: Was hat Sie bewogen, sich als Kandidatin für das Amt des Breitengüßbacher Bürgermeisters zur Verfügung zu stellen?
Sigrid Reinfelder: Seit mittlerweile zehn Jahren wohne ich in Breitengüßbach, ursprünglich komme ich aus Baunach. Breitengüßbach ist meine Heimat geworden. Ich fühle mich hier wohl und habe alles, was ich unmittelbar brauche – meinen Freundeskreis, einen Teil meiner Familie. Und nun möchte ich nicht nur in der Gemeinde, sondern auch für die Gemeinde leben.
Haben Sie schon Erfahrungen auf kommunalpolitischer Ebene oder in einem anderen Gremium?
Bisher war ich noch nicht im Gemeinderat aktiv und habe mir das politische Wissen daher seit dem Tag, als der Entschluss fiel, zur Bürgermeisterwahl anzutreten, selbst angeeignet. Daneben war ich sehr stark in die Treffen des Unabhängigen Bürger Block (UBB) einbezogen und besuche regelmäßig die Gemeinderatssitzungen sowie in den letzten Jahren die Bürgerversammlungen. So habe ich mitbekommen, welche Anliegen die Bürger haben. Außerdem komme ich aus einer Branche, die sich sehr mit kommunalpolitischen und sozialen Themen beschäftigt.
Auf welche aktuellen Themen werden Sie in Breitengüßbach zurzeit am meisten angesprochen und können Sie daraus entnehmen, wo den Bürgern „der Schuh drückt“?
Bisher war ich in Breitengüßbach nicht sehr bekannt. Seit den letzten Wochen bringe ich viel Eigenengagement auf, dies zu ändern, um mich auch persönlich bekannt zu machen. Ich habe bisher in allen Ortsteilen meine Flyer selbst verteilt, an den Haustüren geklingelt und mit den Leuten gesprochen. Ein wichtiges Thema ist dort die Mobilität, das Thema Bürgerbus kommt oft zur Sprache. Nicht alle haben die Möglichkeit, sich in der Familie abzusprechen und die Fahrten so selbst zu erledigen. Für Senioren ist es außerdem schön, wenn sie ihre Eigenständigkeit bewahren und mit dem Bürgerbus dorthin kommen können, wo sie hin müssen. Außerdem wünschen sich viele ein engeres Zusammenwachsen der Ortsteile sowie eine beständige Serviceorientierung der Gemeindeverwaltung.
Sigrid Reinfelder im Gespräch mit Nachrichten am Ort.
Wo sehen Sie die Herausforderungen für die Gemeinde Breitengüßbach in den kommenden Jahren?
Für die Gemeinde selbst gibt es zahlreiche Dinge, etwa die Verkehrsberuhigung oder das Thema ICE-Trasse. Mit der Verkehrsberuhigung einhergehen müsste eine Ortskernsanierung, für die Fördermittel notwendig wären. Genannt habe ich gerade die Serviceorientierung. Daher möchte ich aktiv zu den Bürgern hingehen, Bürgersprechstunden im Rathaus und in den Ortsteilen anbieten und ein Kritik- beziehungsweise Ideenmanagement im Rathaus einführen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Gemeinde?
Eine Stärke ist auf jeden Fall die Vielfältigkeit der Gemeinde, sowohl im kulturellen und sportlichen als auch im wirtschaftlichen Bereich. Schauen Sie sich an, wie viele Branchen in Breitengüßbach vertreten sind. Außerdem finde ich es toll, dass die Bürger bereit sind, sich auf neue Dinge einzulassen. Eine Schwäche besteht noch im Untereinander der Gemeindeteile. Vor der 1200-Jahr-Feier empfand ich die Heimatverbundenheit in Breitengüßbach nicht eindeutig. Dann war es aber schön zu sehen, wie alle zusammenhalfen, um die Feierlichkeiten zu ermöglichen. Ein gutes Beispiel: Die Adventsfenster, die es sowohl in Breitengüßbach als auch in Unteroberndorf, Hohengüßbach und Zückshut gab.
Gibt es Projekte, die Sie direkt nach Ihrer Wahl anpacken würden?
Sehr am Herzen liegen mir die Themen Bürgerbeteiligung und Information der Bürger. Man könnte hierzu das Mitteilungsblatt und die Homepage der Gemeinde ausweiten und mit neuen Möglichkeiten versehen. Außerdem könnten sämtliche Satzungen und auch Mitschriften der Gemeinderatssitzungen verfügbar gemacht werden, so dass jeder Bürger die Chance erhält, sich ausreichend zu informieren. Zusammen mit dem Gemeinderat würde ich gerne ein System für Bürgerbeteiligung erarbeiten, das etwa bei Themen, welche die Bürger besonders interessieren, greift. Dann stünde auch ein spezieller Ansprechpartner in der Gemeinde bereit, der sich den Anträgen für eine Bürgerkonferenz annehmen könnte.
Die Verkehrssituation in der Ortsmitte von Breitengüßbach ist schon länger ein Stein des Anstoßes. Langfristig soll die Bundesstraße abgewertet werden. Was ist Ihrer Meinung nach sinnvoll?
Die Verkehrsberuhigung in Breitengüßbach ist nicht als Einzelmaßnahme zu betrachten, sondern funktioniert nur in einem Gesamtkonstrukt. Wenn wir das Thema Ortskernsanierung angehen, gibt es bestimmte Auflagen, an die wir gebunden wären. Eine Ortskernsanierung ist immer auch mit der Verkehrsberuhigung und dem Schutz von Fußgängern und Radfahrern verbunden. In meinem Wahlprogramm spielt das Thema Lebensqualität eine große Rolle. Unabdingbar ist für mich, dass entlang der Bundesstraße eine Veränderung eintritt. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir niemandem eine Maßnahme überstülpen sollten, sondern die Bürger, die dort wohnen, in die Entscheidungen mit einbeziehen sollten. Wenn ich daher die Frage: „Was machen wir genau mit der Straße?“ heute schon beantworten könnte, dann bräuchte es auch keine Bürgerbeteiligung.
Auf drei Bevölkerungsgruppen richtete sich zurzeit verstärkt der Blick: Kinder, Familien und Senioren. Wie sehen Sie Breitengüßbach in diesen Bereichen aufgestellt? Was gibt es noch zu tun und welche Ideen bringen Sie hier mit?
In Sachen Kleinst-, Krippen- und Kindergartenkinder läuft gerade wieder die Bedarfsabfrage. In Breitengüßbach bestehen hier umfangreiche Angebote, die auch von den Plätzen her ausreichen, große Bedarfslücken gibt es nicht. Auch in den Bereichen Schulkinder bis junge Erwachsene haben wir gute Angebote, die sowohl von der Gemeinde als auch von der Pfarrjugend organisiert werden. Natürlich werden damit aber nicht alle Jugendlichen erreicht. In Zückshut steht das Jugendheim leer, da es nicht betrieben wird und kein Ansprechpartner vorhanden ist. Für diese Jugendlichen wünsche ich mir eine Professionalisierung der Jugendarbeit. Auch in Sachen Senioren existieren vielfältige Möglichkeiten wie Spiele-, Tanz- oder Kochnachmittage. Wenn wir aber die Bürgerbeteiligung in Breitengüßbach besser fördern und das Bürgerbüro einrichten, in dem sich derjenige melden kann, der Hilfe braucht, aber auch derjenige, der Hilfe geben kann, entstehen neue Chancen und Angebote – generationsübergreifend.
Breitengüßbach ist in Sachen Gewerbe durchaus begünstigt, liegt an Autobahn, Bundesstraße und Bahnlinie. Müsste eine solche Gemeinde nicht kontinuierlich schwarze Zahlen schreiben?
Das könnte schon der Fall sein. Allerdings ist mir die Finanzlage und -Entwicklung natürlich nicht zu hundert Prozent vertraut. Es gibt aber Themen, wie etwa die Bioenergie, die nicht so gelaufen sind, wie man sich das erwartet hat oder auch Investitionen, die unbedingt getätigt werden mussten. Möglich wäre es, das Gewerbegebiet noch weiter auszuweiten und Branchen anzusiedeln, die bisher noch nicht vorhanden sind, etwa einen Drogeriemarkt. Das würde weitere Arbeitsplätze am Ort binden und für mehr Gewerbesteuereinnahmen sorgen. Ausgewiesen werden sollten Gewerbeflächen aber nur unter bestimmten Aspekten, etwa, dass sie ökologisch verträglich sind und sich zukunftsorientierte Branchen dort ansiedeln. Um künftig den Haushalt besser im Blick zu haben, stehe ich dafür, eine neue Art der Buchhaltung in der Verwaltung einzuführen. Die doppelte kommunale Buchführung erlaubt es, auch das bürgerschaftliche Engagement herauszuarbeiten, etwa dann, wenn Vereine eigenverantwortlich Arbeiten durchführen – im Vergleich dazu, was die Ausführung durch den Bauhof kosten würde. Zudem muss die Gemeinde versuchen, mehr Fördermittel zu erhalten. Hier habe ich in meinen verschiedenen beruflichen Positionen schon viele Erfahrungen gesammelt, wie sich diese akquirieren lassen.
Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?
Ich möchte für dieses Amt leben, es soll meine neue Lebensaufgabe sein und ich stehe für Veränderung – über eine Amtsperiode hinweg.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Breitengüßbach? Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Besonders mag ich die Vielfältigkeit der Angebote. Nachdem ich selbst sportlich aktiv bin, liebe ich die Nähe zum Basketball. Außerdem haben wir eine schöne Natur zu bieten, ich denke nur an das Muna-Gelände. Da ich jetzt viel in der gesamten Gemeinde unterwegs bin, erlebe ich Hohengüßbach als reizvolle Ortschaft, die sehr viel Heimatverbundenheit ausstrahlt.
Sigrid Reinfelder, 39 Jahre, lebt seit zehn Jahren in der Gemeinde Breitengüßbach. Sie ist liiert und arbeitet als Diplom-Pflegewirtin und Qualitätsmanagement-Beauftragte bei einem Wohlfahrtsverband. Zuvor war sie Krankenschwester und Schreinerin. Außerdem engagiert sie sich ehrenamtlich und ist auch sportlich und musikalisch aktiv.
Johannes Michel.
Das Interview spiegelt die Aussagen des Interviewten wieder – und muss nicht deckungsgleich mit der Meinung der Redaktion von Nachrichten am Ort sein.
Termine von und mit Sigrid Reinfelder, UBB:
Freitag, 15.02.2013, 20.00 Uhr: Güßbach gerockt! Mit Breitengüßbacher Bands. Musik von Breitengüßbacher für Breitengüßbacher, Hohengüßbacher, Unteroberndorfer, Zückshuter und Alle, die es mögen. Gemeindeturnhalle Breitengüßbach
Mittwoch, 20.02.2013, 19.00 Uhr: Bürgergespräch in Breitengüßbach, Gaststätte Frankenstuben
Donnerstag, 21.02.2013, 19.00 Uhr: Bürgergespräch in Unteroberndorf, Gaststätte Pella