Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Gerach wurden die finanziellen Weichen bis zum Jahr 2022 gestellt. Im Jahr 2019, so Bürgermeister Gerhard Ellner, stehe ein „Rekord-Haushalt“ mit Investitionen in Höhe von 2,2 Mio. Euro an. Dabei war es Aufgabe von Kämmerin Doris Müller, das Zahlenwerk und den dazugehörigen Finanzplan der kommenden vier Jahre vorzustellen.
Neben der Erschließung des neuen Baugebiets „Am Reckendorfer Weg“ stehen die Pflichtaufgaben der Kommune im Vordergrund: Planung und Neubau eines Feuerwehrgerätehauses mit Stellplätzen am ehemaligen Wieland-Gelände (ca. 600.000 Euro) und Baumaßnahmen in Hinblick auf den gewachsenen Bedarf der Kinderbetreuung (Kindergarten-An- beziehungsweise -neubau mit ca. 700.000 Euro). Dabei freute sich Ellner offensichtlich, dass die Containerlösung zur Erweiterung der Kinderkrippe vom Landratsamt Bamberg für eine Dauer von zwei Jahren genehmigt wurde, und somit bald in Betrieb genommen werden darf. Die Nachfrage nach Krippenplätzen „seien nämlich in den letzten Jahren rasant angestiegen“.
Wie es danach weiter gehen soll, wurde ebenfalls Teil der Beratung. Wollte man einen Neubau anstreben, dann stand für die Einbeziehung des Investitionsprogramms „Kinderbetreuungsfinanzierung“ eine Antragsfrist zum 31. August 2019 im Raum. Somit entschied sich der Gemeinderat einstimmig für den Grundsatz „Kindergartenneubau“. Die Verwaltung soll die für die Kostenermittlung nötigen Schritte, unter anderem die Erstellung eines Bauentwurfs durch ein Architektenbüro, in die Wege leiten. Der Neubau werde allerdings nur unter der Voraussetzung erfolgen, wenn die Zusage für eine staatliche Förderung eingegangen sei. Zur Bestreitung der Betriebskosten müssen jetzt, nach der letzten Erhöhung vor fünf Jahren, auch die Gebühren für die Kindergartenbenutzung angehoben werden. Der bauliche Ausbau, gestiegene Personalkosten und Neuanstellungen machten es notwendig, die Mehrkosten auf die Eltern umzulegen, wobei man sich an dem Modell des Caritaskindergartens in Lauter orientierte. Auf Nachfrage von Gemeinderat Sascha Günther (CSU), wie sich das neue Gesetz der Staatsregierung zur Entlastung der Eltern bei Kindergartenbesuch – rückwirkend auf 1. April 2019 – auf diese Gebührensatzung auswirken würde, kam man nach reger Diskussion zu der Entscheidung, die Benutzungsgebühren nach der Gesetzesverabschiedung neu verhandeln zu wollen.
Die Container, links im Bild, sorgen für eine Übergangslösung am Kindergarten.
Gerach gewinnt Einwohner hinzu
Neben diesen neu hinzugekommenen Projekten, die den Gesamthaushalt (3.878.200 Euro) im Vergleich zum Vorjahr 2018 (2.671.200 Euro) um über 48 Prozent ansteigen ließen, handelt es sich bei den weiteren, lange geplanten Maßnahme, etwa um die Fertigstellung des Radweges nach Mauschendorf, des Naturlehrpfades mit Pavillon und Wassertretbecken und des Jugendtreffs in der Alten Gemeindekanzlei. Die dadurch erhoffte Verbesserung der Wohnqualität hat sich bereits seit 2017 auf die positive Entwicklung der Einwohnerzahl niedergeschlagen, die entgegen dem demografischen Wandel seit Ende 2016 von 933 auf 965 (2017) und jüngst auf 976 Einwohner (Juni 2018) stetig angestiegen war. Diese positive Tendenz war auch der Grund, dass die Kreditaufnahmen innerhalb der kommenden vier Jahre mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 2.280.800 Euro von der staatlichen Rechnungsprüfung genehmigt wurden. Der bisherige Schuldenstand (393.000 Euro) würde auf 875.000 Euro anwachsen, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 896,98 Euro gleichkäme (Stand zum 1.1.2019: 402,50 Euro; Landesdurchschnitt: 651 Euro/Einwohner).
Laut Erklärung von Kämmerin Müller stellt die Einkommensteuerbeteiligung für die Gemeinde Gerach die wichtigste Einnahmeart dar, da sie mit geschätzten 562.000 Euro rund 32 Prozent der Gesamteinnahmen des Verwaltungshaushaltes beträgt. Die Umsatzsteuerbeteiligung wird mit derzeit geringen 34.000 Euro angesetzt, die Schlüsselzuweisung mit 257.500 Euro. Dem stehen 23.100 Euro Gewerbesteuerumlage und 354.000 Euro als Ausgaben gegenüber.
Gewachsen ist auch die Schulverbandsumlage, da die Schülerzahl von 36 (2016, tiefster Stand) wieder auf 54 (2018) angestiegen ist – zwischen 2000 und 2003 lag diese bei ca. 85 Kindern. Die Verwaltungsumlage der VG Baunach inklusive der Investitionsumlage schlägt mit 187.000 Euro zu Buche, was einem Betrag von 193,31 Euro/Einwohner entspricht (2018: 173,24 Euro). Aufgrund der enormen Investitionen kann die gesetzlich vorgeschriebene Zuführung zum Vermögenshaushalt in Höhe von mindestens der ordentlichen Kredittilgung in den kommenden vier Jahren nicht erreicht werden. Allerdings sind mit den berechneten 15.231 Euro (vorgeschriebenes eine Prozent an Mindestrücklage) die gesetzlichen Vorgaben abgedeckt.
Trotz oder gerade wegen der ungünstigen „dauernden Leistungsfähigkeit“ der Gemeinde Gerach war sich der Gemeinderat einig und stellte sich geschlossen hinter diesen „Rekord-Haushalt“.
In seinem Bericht lud Bürgermeister Ellern noch zur Aktion „Zamm‘ geht’s“ ein, hier werden die Spielplätze in Gerach geputzt. Los geht es am 13. April um 9 Uhr.