Mangelnden Informationsfluss beklagt Torsten Stegner, Bürgermeisterkandidat der UWG, in Gerach – und möchte das im Falle eines Wahlsiegs unbedingt ändern. Warum er Gerach für liebenswert hält und was er außerdem an Ideen für die Zukunft hat, verrät er im Interview mit Nachrichten am Ort.
Seit zwölf Jahren ist Gerhard Ellner Bürgermeister in Gerach. Wenn Sie ein wenig zurückblicken: War es eine erfolgreiche Zeit für die Gemeinde?
Das kommt darauf an, wie man hier Erfolg definieren und wem man ihn zusprechen möchte. Es wurden in den letzten zwölf Jahren einige zukunftsweisende Projekte angestoßen, geplant oder zum Teil sogar abgeschlossen, jedoch gab oder gibt es auf der anderen Seite auch Projekte, die vernachlässigt oder nicht wie geplant abgeschlossen sind. Mir obliegt es aber nicht zu beurteilen, ob die Erfolge/Misserfolge auf unseren jetzigen Bürgermeister zurückzuführen sind, da ich dem Gemeinderat nicht angehöre und mir aus diesem Grund der Einblick fehlt. Aus meiner Sicht wären jedoch einige Kosteneinsparung bei den ausgeführten Projekten schon durch ein strafferes Zeitmanagement möglich gewesen.
Was hat Sie bewogen, sich am 15. März zur Wahl zu stellen?
Ich habe viel darüber nachgedacht und bin relativ spät zu dem Entschluss zu einer Kandidatur gekommen. Die Gemeinde liegt mir sehr am Herzen und ich möchte mich aktiv für diese einsetzen und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern positive Veränderungen herbeiführen. Ich bin gerne bereit, mein Wissen und mein Engagement in der Gemeinde einzubringen. Es gibt einige Sachverhalte, die mir nicht gefallen, deswegen habe ich schon Ideen gesammelt, diese effektiver zu machen. Ich stehe für ganzheitliche Konzepte und nicht für notdürftige Behelfsmaßnahmen. Gerach ist meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen und lebe gerne mit meiner Familie hier.
Haben Sie schon Erfahrung auf kommunalpolitischer Ebene oder in einem anderen Gremium?
Auf kommunalpolitischer Ebene habe ich bis jetzt keine Erfahrungen sammeln können. Allerdings durfte ich in Vereinsgremien und im beruflichen Alltag Erfahrungen im Umgang mit verschiedenen Interessen und Interessensgruppen sammeln, welche ich im Nachgang als sehr hilf- und lehrreich ansehen würde. Der behördliche Umgang ist mir berufsbedingt nicht fremd. Darum bin ich der festen Überzeugung, dass man gemeinsam mehr bewegen kann. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass man zwar vieles erreichen, aber es nie allen recht machen kann. Es ist mir wichtig, zu meinen Überzeugungen zu stehen, und nicht auf Grund von Bequemlichkeit oder gar mangelndem Durchsetzungsvermögen mich der Meinung anderer anzuschließen. Konstruktiven Ideen stehe ich immer offen gegenüber.
Gerach ist Mitglied in der Verwaltungsgemeinschaft Baunach und in der Baunach-Allianz. Wie wichtig sind solche Partnerschaften für Gerach?
Wir als kleine Gemeinde sind für solche Partnerschaften sehr dankbar und auf diese zum Teil auch angewiesen. Es gilt, diese zu stärken und auszubauen, ohne jedoch die Eigenständigkeit der Gemeinde Gerach zu vernachlässigen. So ist es auf einer Seite sehr wichtig, durch die VG in Baunach einer starken Gemeinschaft anzugehören und dadurch auch die anfallenden Verwaltungsaufgaben bewältigen zu können, aber auf der anderen Seite dürfen eben dort die Anliegen und Aufgaben der Gemeinde Gerach nicht zu kurz kommen. Ich denke, hier ist wie bei jeder Partnerschaft die Kommunikation ein wichtiger Bestandteil für ein gutes und faires Miteinander, um Synergien zu nutzen und gestärkt aus solchen Partnerschaften hervor zu gehen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Gemeinde?
Als Defizit empfinde ich im Moment den kaum vorhandenen Informationsfluss innerhalb des Ortes. Meiner Auffassung nach werden die Bürgerinnen und Bürger zu wenig über geplante oder bereits begonnene Projekte informiert und auf dem Laufenden gehalten. Wenn wir es schaffen, die Allgemeinheit mehr in das politische Geschehen einzubinden, bin ich der festen Überzeugung, dass wir gemeinsam vieles erreichen und zeitnah umsetzen können.
Eine große Stärke der Geracher ist der Wille beziehungsweise das Bestreben vieler Bürgerinnen und Bürger, sich für die Gemeinde stark zu machen. Wir können durchaus bei Festlichkeiten der einzelnen Vereine erkennen, dass es Menschen gibt, die sich gerne ehrenamtlich engagieren und somit ihren Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Dies auf die Mehrheit zu übertragen, Kompetenzen zu bündeln und die Menschen dazu zu bewegen sich gemeinsam für die Gemeinde und die Zukunft einzusetzen ist mein Ziel. So könnten auch traditionsreiche Veranstaltungen wiederbelebt werden.
Torsten Stegner
Was wären, sollten Sie die Wahl gewinnen, Ihre „Herzensprojekte“?
Gerach an sich ist für mich eine Herzensangelegenheit. Deshalb und auch aus tiefster Überzeugung ist „Unsere Herzensangelegenheit“ der Slogan unserer Wahlkampagne. Ein Herzensprojekt ist es das gemeindliche Veranstaltungszentrum „Laimbachtalhalle“ wieder zu beleben und durch eine Sanierung die Grundlagen und Vorrausetzungen dafür zu schaffen. Desweiteren ist für mich die Frage der ärztliche Nahversorgung ein großes Thema. Hier gilt es gegebenenfalls zusammen mit Partnergemeinden ein Konzept zu erstellen und ein besonderes Augenmerk darauf zu richten, die ärztliche Grundversorgung sicherzustellen. Das Thema „Nachhaltigkeit“ sollte mehr in unserem Gemeindealltag verankert werden und die Bedürfnisse aller Generationen in unserer Gemeinde müssen Gehör finden. Zudem liegt es mir am Herzen, für die Wünsche und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger immer ein offenes Ohr zu haben und diese zu diskutieren, abzuwägen und gegebenenfalls direkt zu realisieren. Leider gibt es bislang immer noch keinen Rad- oder Fußweg, welcher uns sicher mit den Nachbargemeinden und mit der Nahversorgung verbindet. Hier besteht wirklich dringend Handlungsbedarf!
Die Schulhaussanierung in Baunach wird auch Gerach in den kommenden Jahren stark finanziell belasten. Bleibt da genügend Luft zum Atmen, und auch Geld für eigene wichtige Projekte?
Die Kinder sind unsere Zukunft und somit ist es wichtig und richtig, in deren Zukunft zu investieren. Natürlich ist dies mit finanziellen Belastungen verbunden, die es für unsere kleine Gemeinde zu stemmen gilt. Trotz dieser Herausforderungen dürfen wir die Projekte in unserer Gemeinde nicht außer Acht lassen. Es muss unser Ansporn sein, Gerach und Mauschendorf auch weiterhin als lebenswert und zukunftsorientiert aufzustellen. Das wird eine der größten Herausforderungen in der nächsten Wahlperiode sein, aber ich würde alles dafür tun, um durch kluge vorausschauende Planungen die anstehenden Projekte in unserer Gemeinde nicht zu vernachlässigen und Gerach und Mauschendorf so weiter voranzubringen. Es gilt, sich innerhalb unseres Landkreises gut zu vernetzen und mögliche Fördermöglichkeiten durch Kreis, Land und Bund zu generieren und besser auszuschöpfen.
Apropos Projekte. Gerach investiert gerade unter anderem in den Neubau des Feuerwehrhauses und des Kindergartens und möchte auch den Bereich vor der Laimbachtalhalle neu gestalten. Reichen die finanziellen Mittel der Gemeinde, um dies zu stemmen?
Ich würde mich nachhaltig darum kümmern, dass wir die begonnen Projekte zeitnah abschließen, geplante Projekte realisieren und neue Projekte anstoßen. Um dies stemmen zu können gilt es, den geplanten Kostenrahmen der begonnen Projekte einzuhalten und eine vorausschauende Finanzplanung für die anstehenden Projekte zu erstellen, dafür setze ich mich ein. In anderen Gemeinden klappt das auch. Ich würde alles versuchen, Förderprogramme und finanzielle Zuschüsse zu nutzen.
In vielen Kommunen besteht die Gefahr, dass die Altorte ausbluten und dennoch immer weiter in Neubaugebiete investiert wird, um zusätzliche Einwohner, insbesondere junge Familien, anzulocken. Was meinen Sie zu diesem Thema?
Sicherlich gilt es eine Ausgewogenheit zwischen Altort und Neubaugebieten zu schaffen und trotz aller Bemühungen und Notwendigkeiten hinsichtlich neuer Baugebiete die Altorte auch weiterhin attraktiv zu gestalten. Im Moment sind wir noch in der komfortablen Situation, fast keinen Leerstand im Altdorf verzeichnen zu müssen. Sollte es jedoch zu diesen kommen, gilt es aus meiner Sicht schnellstmöglich gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Lösungen zu erarbeiten und schnell umzusetzen. Ein klares Ziel von mir ist die Wiederbelebung der Nahversorgung innerhalb des Ortes.
Mit der Kirche Sankt Vitus hat Gerach eine der ältesten Kirchen in Franken, sie stammt teilweise aus dem 12. Jahrhundert. Müsste eine solche Sehenswürdigkeit nicht mehr beworben und touristisch erschlossen werden? Würde sich dies nicht auch positiv auf bestehende und vielleicht auch neue Gastronomiebetriebe auswirken?
St. Vitus ist nicht nur alt, sondern auch richtig schön. Allerdings müssen noch einige Hausaufgaben seitens der Gemeinde mit Bezug auf das Areal um die Kirche erledigt werden, bevor über Werbung und eine touristische Erschließung nachgedacht werden kann. Es ist unumstritten, dass sich solche Maßnahmen positiv auf die Gastronomie auswirken können, jedoch kann dies nicht isoliert betrachtet werden. Der Ansatz die Kirche St. Vitus mehr zu bewerben sollte als Teil eines noch zu erstellenden ganzheitlichen Konzeptes behandelt und in einem solchen diskutiert und aufgenommen werden.
Und noch etwas zum Thema Tourismus: Der Naturlehrpfad wurde neu gestaltet – und wäre ein Pfund, mit dem sich wuchern ließe. Leider finden sich zu ihm kaum Informationen …
Hier muss ich Ihnen leider zustimmen. Hier mangelt es im Moment definitiv am Informationsfluss seitens der Gemeinde. Dies ist etwas, was ich bei meiner Wahl gerne ändern würde, denn die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, über Projekte innerhalb unserer Gemeinde informiert und über den aktuellen Stand dieser auf dem Laufenden gehalten zu werden. Eine offizielle Einweihung nach Abschluss der baulichen Maßnahmen wäre eventuell hilfreich gewesen und hätte vielleicht auch in der Tagespresse Aufmerksamkeit erregt.
Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Ganz konkret: Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?
Ich würde mich über die Unterstützung unserer Bürger freuen, denn jeder der mich kennt weiß, dass ich anpacke und eigene Ideen einbringe. Ich stehe zu meinen Überzeugungen und lasse mich trotzdem durch neue Impulse inspirieren. Meine berufliche Ausbildung ist bei den anstehenden Projekten ein großer Vorteil. Hier kann ich kompetent Einfluss nehmen. Das Leben in einem Mehrgenerationenhaushalt hält mich, was die Bedürfnisse der einzelnen Generationen betrifft, immer auf dem Laufenden. Ich habe mich bewusst bei der Aufgabenverteilung in den Vereinen zurückgehalten, denn ich möchte mich ganz auf die Aufgabe „Gemeinde Gerach“ konzentrieren.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Gerach besonders? Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Ich halte Gerach an sich für eine kleine liebenswerte Gemeinde mit schönen Ecken und Plätzen in einer sehr schönen Umgebung. Einen speziellen Lieblingsplatz benennen kann ich nicht. Für mich definiert sich ein Lieblingsplatz zudem nicht nur über den Ort, sondern über Menschen und Freunde, die diesen Ort liebens- und lebenswert machen. Und davon gibt es in Gerach und Mauschendorf recht viele.
Torsten Stegner aus Gerach ist 43 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Söhne. Er arbeitet als Beratungsingenieur, Architekt, Dipl. Ing. (FH). Bei der anstehenden Kommunalwahl bewirbt er sich um das Bürgermeisteramt der Gemeinde Gerach.