Auf den letzten Drücker: TVH vermeidet „Außerordentliche“

Die Situation ist nicht neu. Immer wieder suchen Vereine jeglicher Größe Menschen, die Vorstandsposten übernehmen – und oft gestaltet sich die Suche schwierig. Das konnten wir im vergangenen Jahr zum Beispiel beim TSV Breitengüßbach erleben, oder ein Jahr zuvor beim Obst- und Gartenbauverein in Zapfendorf. Dem Turnverein (TV) Hallstadt ging es nun genauso. Die anwesenden Mitglieder hatten sich schon auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung eingestellt. Doch dann stand einer auf …

Martin Krohn ist neuer 1. Vorsitzender beim TV Hallstadt. Von den 52 Wahlberechtigten wurde er, bei einer Enthaltung, am 23. März 2014 gewählt. Seine drei Kinder seien aktiv beim TVH, und er wollte dem Verein helfen, auch wenn er ein „Zugereister“ sei und aus Kiel komme. Seit über zehn Jahren wohne er mit seiner Familie in Hallstadt und arbeite in Bamberg als Steuer- und Wirtschaftsprüfer, sagte er in einer kurzen Vorstellung.

Krohn ist dabei ein Glücksfall, denn monatelang waren die ausscheidenden Vorstände Hans Bornschlegel und Dirk Lappe sowie der Wahlausschuss um Walter Koch auf der Suche gewesen, hatten gezielt in Frage kommende Mitglieder angesprochen – und nur Absagen erhalten. Da sich neben Martin Krohn mit Hermann Spies und Wolfgang Hornung zwei weitere Vorsitzende fanden (Spies war zuvor 3. Vorsitzender) und Kassier Veit Popp, Schriftführerin Jasmin Stegner, Oberturnwartin Silvia Wagner und die Jugendwarte Cornelia Christa und Christine Wich sich wieder zur Verfügung stellten, hat der TV nun doch wieder einen kompletten Vorstand.

JHV TVH 2014
Teilweise betretene Mienen: Noch findet sich kein 1. Vorstand.

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Und dann klappt’s doch noch. Von links: Von links: Hermann Spies, Wolfgang Hornung, Jasmin Stegner, Veit Popp, Conny Christa, Christine Wich, Silvia Wagner, Martin Krohn

Wenige Minuten, bevor Krohn aufstand und sich zur Verfügung stellte, waren die Mienen im Saal noch betreten, besonders bei Wahlvorsteher Walter Koch: „Helft alle zusammen, damit der TVH weiter existieren kann“, sagte er und gab der Stadt Hallstadt mit die Schuld für die aktuelle Lage mit der Unsicherheit, wie es aufgrund des möglichen Baus einer Mehrfachturnhalle an anderer Stelle nun am Bettelsee weiter gehe. Thomas Söder, TVH-Mitglied und ab 1. Mai neuer Bürgermeister von Hallstadt, hörte aufmerksam zu und versicherte in einem kurzen Grußwort, auch dem TVH künftig zur Seite zu stehen.

Sportgaststätte braucht unbedingt wieder einen Pächter

Nach diversen Ehrungen (unter anderem Josef Diller für 50 und Karl Müller für 60 Jahre im Verein) hatte Hans Bornschlegel, bisher 1. Vorsitzender des TVH, keinen sportlichen Rückblick auf das Jahr 2013 geboten, sondern konzentrierte sich auf die vielfältigen Aufgaben, die „nebenher“ anfielen. Dabei ging es um die Gaststätte, die seit Mai 2013 keinen Pächter mehr hat, wodurch dem Verein wichtige Einnahmen entgehen. „Das Argument, dass wir immer schlechte Wirte hatten, gilt nicht mehr. Die Vereinsmitglieder müssen eine Gaststätte auch so gut besuchen, dass der Wirt überleben kann“, sagte Bornschlegel. Er ging auch auf die auf lange Sicht notwendige Sanierung der Halle ein, was aufgrund der Pläne der Stadt in Sachen Mehrfachsporthalle aber ein schwieriges Thema sei. „Kommt sie an der Gundelsheimer Straße, also beim SV Hallstadt, muss der Turnverein dorthin wandern, eine andere Lösung sehe ich nicht.“

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Die Geehrten mit bisherigem 1. Vorstand Hans Bornschlegel (2.v.l.) und dem bald neuen Bürgermeister Thomas Söder (rechts).

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Bornschlegel kritisierte auch die fehlende Entwicklung des Vereins. In den vergangenen zehn Jahren habe es keine Innovationen und so gut wie keine neuen Gruppierungen und Kurse gegeben – außerdem dem Trend „Zumba“, der aufgrund der Lizenzen aber viel Geld koste. Der TVH brauche unbedingt mehr Angebote für Senioren, die Vorstandschaft müsse dem Verein vorstehen und nicht durch Hausmeistertätigkeiten blockiert sein. Auch den Nachwuchs thematisierte er an, dieser müsse gerade in den Kindergärten und Schulen gewonnen werden, was Aufgabe der Übungsleiter sei.

Kassier erhebt vorsichtig den Zeigefinger

Oberturnwartin Silvia Wagner nannte einige Zahlen. 1.134 Mitglieder hatte der Verein zum 1. Januar 2014, das seien 51 weniger als im Jahr zuvor. Dafür habe es bis Ende Februar schon wieder 20 Neuaufnahmen gegeben. Die Finanzlage präsentierte Kassier Veit Popp, der den Verein als gesund bezeichnete, aufgrund des Schuldenstands von rund 220.000 Euro aber vorsichtig den Zeigefinger hob. Er wolle eine mögliche energetische Sanierung der Halle nicht bremsen, Vorsicht sei aber geboten. Ohne die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, was vor einigen Jahren zu großen Diskussionen geführt habe, wäre der Verein finanziell am Ende, so Popp.

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