Bürgernah, unabhängig, konsequent. Mit diesen drei Attributen beschreibt sich Herbert Diller im Interview mit Nachrichten am Ort. Bei der Kommunalwahl am 15. März möchte er für den Bürgerblock und die Freien Wähler (BBL/FW) Bürgermeister in Hallstadt werden.
Seit sechs Jahren ist Thomas Söder von der CSU Bürgermeister der Stadt Hallstadt. Wenn Sie ein wenig zurückschauen: War es eine erfolgreiche Zeit für Hallstadt?
Ich meine nein. Es wurden wohl viele Projekte, die noch Markus Zirkel angeschoben hat, verwirklicht, aber die wichtigen Sachen sind liegengeblieben. Wie der Hochwasserschutz, die Weiterentwicklung Hallstadts Mitte, die Installation eines Sanierungsgebietes in Dörfleins und nicht zuletzt die unglückliche Umplanung vom IQ Quartier. Auch das Baustellenmanagement ist mangelhaft in Hallstadt.
Was hat Sie bewogen, sich am 15. März zur Wahl zu stellen?
Weil ich der Meinung bin, dass ich vieles, was bereits auch von unserer Seite angeregt wurde, konsequent verwirklichen könnte, und einen frischen Wind in die Kommunalpolitik unserer Ortsteile bringen könnte, mit vielen Ideen.
Haben Sie schon Erfahrung auf kommunalpolitischer Ebene oder in einem anderen Gremium?
Ich bin seit sechs Jahren Stadtrat der Stadt Hallstadt
Was sind die Herausforderungen in nächster Zeit für Hallstadt?
Baustellen beenden und die Projekte verwirklichen, die bereits beschlossen sind. Und: Der Wandel in der Automobilbranche, an diese ist der Wohlstand der Stadt Hallstadt eng geknüpft. Es gilt, Flächen, die frei werden, einer anderen Nutzung zuzuführen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Stadt?
Zu den Stärken gehört sicherlich das Steueraufkommen, in Hallstadt und da meine ich immer beide Stadtteile, musste man bislang nicht so sehr auf den letzten Cent schauen, das kann aber auch zur Schwäche werden. Ebenso die Nähe zu Bamberg, man sollte den Speckgürtel des Weltkulturerbes ausnutzen, aber beispielsweise bei der Verwirklichung eines Ärztehauses ist die Nähe zu Bamberg eher hinderlich.
Herbert Diller
Was wären, sollten Sie die Wahl gewinnen, Ihre „Herzensprojekte“ der Zukunft?
Neue Wohnkonzepte, Generationen-übergreifend für alle Altersklassen und sozialen Schichten, barrierefrei – um nur eine Möglichkeit zu nennen, da könnte man allerhand in Bestandsimmobilien oder eigenen Grundstücken, die bereits in städtischer Hand sind, verwirklichen. Bei der Versorgung sollten dann auch neue Energieträger und -Systeme eingesetzt werden. Konkret: Barrierefreies Wohnen vorrangig für Senioren in Hallstadts Mitte, mit einer angeschlossenen Kurzzeitpflege, sowie einem Tourismuspoint. Immer in Verbindung mit der zu gründenden Stadtbaugenossenschaft, um es allen zugänglich zu machen.
Auch die komunale Jugendarbeit muss wiederbelebt werden mit frischen Ideen, die dann auch umgesetzt werden müssen.
Hallstadt investiert viel. Projekte der vergangenen Jahre sowie laufende Projekte waren und sind die Marktscheune mit Kulturboden, der Neubau der Feuerwehr, die Rathaussanierung, Sanierungen und Erweiterungen von Kindertagesstätten, die Innenstadtsanierung rund um Marktplatz und Lichtenfelser Straße – und das ist nur eine Auswahl. Übernimmt sich Hallstadt damit nicht?
Die meisten dieser Projekte, die Sie hier aufzählen, sind bereits abgeschlossen beziehungsweise im Haushalt berücksichtigt. Die Gefahr dass sich Hallstadt hiermit übernimmt, sehe ich nicht gegeben. Aber wir müssen zukünftig sicher etwas vorsichtiger mit unseren Ressourcen umgehen, um unsere Stadtteile weiter positiv entwickeln zu können.
Die Innenstadtsanierung sorgte vielfach für Diskussionen aufgrund der langen Sperrungen. Auch Geschäftsleute beschwerten sich über ausbleibende Kunden. Ist da möglicherweise etwas falsch gelaufen? Hätte man etwas besser machen können? Oder musste und muss diese Kröte geschluckt werden, wenn die Bauzeit nicht noch länger ausfallen soll?
Es ist so einiges falsch gelaufen in Bezug auf die Baustelle Marktplatz / Lichtenfelser Straße. So wurde der Beginn des zweiten Bauabschnittes zu leichtfertig gestartet, noch bevor der erste Bauabschnitt fertig gestellt war. Es wurde versprochen, dass dadurch insgesamt die Baumaßnahme verkürzt werde. Aber der zweite Bauabschnitt legte den Verkehr zu und durch die Innenstadt komplett lahm. Vor der Bauphase und auch währenddessen wurde auch immer der Fehler gemacht, sich keinen Baustellenmanager oder ähnliches zu holen – oder die Verwaltung hätte es besser managen können, ja müssen.
Vor zwei Jahren fand in Hallstadt ein Bürgerentscheid zum Thema Schule Dörfleins statt. Ergebnis: Das Schulhaus in Dörfleins hat keine Zukunft. Hat diese Debatte Hallstadt und Dörfleins geeint oder entzweit?
Ganz klar entzweit. Es hat tiefe Gräben in der Bevölkerung, sogar in Freundschaften gezogen. Das Thema Dörfleinser Schule hat sich zu einem Zeitpunkt hochgeschaukelt, als einige Stadträte noch Redebedarf und Informationen wollten, zu diesem Zeitpunkt sollte mit Nachdruck ein positives Ergebnis herbeigeführt werden. Hätte der zu dieser Zeit Verantwortliche etwas mehr Verhandlungsgeschick und Fingerspitzengefühl walten lassen, wäre – so denke ich – einiges anders verlaufen.
Noch recht neu für Hallstadt ist das Thema „Umbruch in der Automobilindustrie“. Was kann und muss die Stadt tun, um hier nicht in großem Stil wichtige Gewerbesteuereinnahmen einzubüßen?
Gerade bei Michelin gilt es, die Grundstücksverhältnisse zu klären und dann werden sicher neue Firmen kommen, die sich in Hallstadt niederlassen, vielleicht auch aus anderen Branchen. Auch sind bereits Ansätze zu erkennen, dass sich die bestehenden Betriebe und Arbeitgeber wandeln und umstrukturieren werden.
Im Stadtrat wurde immer wieder einmal die Transparenz angesprochen. Blieben manchmal bewusst Informationen aus – oder wird das Thema instrumentalisiert?
Das Thema wird meiner Meinung nach nicht instrumentalisiert, aber der Amtsinhaber „socht net mehr als sei muss“, wie der Franke sagt.
Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Ganz konkret: Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?
Bürgernah, unabhängig, konsequent. Diese drei Attribute bezeichnen mich am besten. Gerade die kleinen und größeren Kämpfe der Parteien haben in einem kommunalen Gremium nichts verloren. Ich könnte unsere Stadt unabhängig führen und müsste dementsprechend Mehrheiten suchen und würde sie auch finden in Angelegenheiten, die unserer Stadt förderlich wären.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Hallstadt besonders? Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Natürlich der Kreuzberg und der Blick von dort auf Hallstadt und Dörfleins, aber auch die Fischergasse, das Ambiente und dort bei schönem Wetter zu sitzen.
Herbert Diller, 53 Jahre, seit 21 Jahren mit seiner Frau Claudia verheiratet, hat drei Kinder (Corinna, Janina, Nadja). Von Beruf ist er Metzgermeister und Betriebswirt, er führte fast 20 Jahre eine Metzgerei in der Innenstadt, seit drei Jahren ist er als Klassifizierer im Lebensmittelbereich tätig, und somit, wenn Sie so wollen, Sachverständiger für Fleischpreise. Vor zwei Jahren übernahm er den zweiten Vorsitz im Bürgerblock Hallstadt, für diesen ist er seit sechs Jahren im Stadtrat der Stadt Hallstadt. Bei der anstehenden Kommunalwahl bewirbt er sich auch als Kreisrat für den Kreistag des Landkreises Bamberg.