Seit geraumer Zeit besteht auch auf dem Friedhof in Kemmern Nachfrage für anonyme oder teilanonyme Bestattungen. Bei dieser Bestattungsform werden die Urnen auf einer Friedwiese beigesetzt. Im Gemeinderat war diese Möglichkeit nun Thema.
Große Gräber werden immer weniger nachgefragt, Urnenbestattungen dagegen immer mehr. Hierbei gibt es verschiedene Formen, eine davon ist die Urnenbeisetzung auf einer Friedwiese. Dort gibt es keine personalisierbaren Gräber mit Grabsteinen, sondern lediglich Urnenröhren. Der genaue Platz der jeweiligen Urnen ist nicht offensichtlich, sondern nur dem Betreiber, in diesem Fall der Gemeinde, bekannt. Die Namen der auf der Wiese bestatteten Personen können beispielsweise zentral auf einer Stele verewigt werden.
Bürgermeister Rüdiger Gerst berichtete, dass sich die Gemeindeverwaltung bereits Gedanken über einen möglichen Bereich im Friedhof gemacht habe, mit dem „alten“ Gemeinderat vor der Kommunalwahl habe auch schon eine Ortsbegehung stattgefunden. Danach habe sich noch ein anderer Bereich als möglich und vielleicht sogar geeigneter herauskristallisiert. Denn: Er wäre umgrünt, teilweise beschattet und es wäre auch genügend Platz zum Aufstellen einer Ruhebank. Für eine zentrale Stele habe er bereits Kontakt zu einer ortsansässigen Steinmetzmeisterin gesucht, die erste Designvorschläge unterbreitet habe. Die Kosten für die Stele lägen bei etwa 3.500 Euro.
Dieser aktuell freie Bereich im Friedhof soll zur Friedwiese werden.
Friedwiese kein Grabplatz mit Möglichkeiten zur Dekoration
Dem Gemeinderat müsse klar sein, so Gerst, dass auch für die Friedwiese Grabbenutzungsgebühren anfallen. Denn: Hier sei die Gemeinde, also der Bauhof, für die gesamte Pflege zuständig. Nicht möglich sei es für die Besucher, am „Grab“ persönliche Gegenstände wie Blumen, Kerzen und so weiter zu hinterlassen. Die Bestattung könne auch ohne Anbringung eines Namensschildes an der Stele erfolgen, wenn gewünscht.
Zweiter Bürgermeister Volker Pflaum (UBB) meinte, der heutige Grundsatzbeschluss des Gemeinderats sei nötig. „Die Bestattungskultur ändert sich, wir sollten ein solches Angebot unterbreiten. Kaum noch jemand möchte ein Doppelgrab pflegen, Familienangehörige sind oft nicht mehr vor Ort.“ Gemeinderat Günter Schwank (UBB) fragte, ob man die Friedwiese nur Kemmerner Bürgern als letzte Ruhestätte zur Verfügung stellen sollte oder auch der Allgemeinheit. Bürgermeister Gerst erklärte dazu, die Friedhofssatzung regle, dass auf dem Kemmerner Friedhof bislang Gemeindeeinwohner, Personen mit einem Verwandtschaftsgrad zu Kemmernern oder Personen mit besonderem Bezug nach Kemmern, zum Beispiel hier Geborene und später Verzogene, beigesetzt werden können. Sondererlaubnisse seien darüber hinaus möglich. Eine generelle Freigabe wurde vom Gemeinderat aber nicht befürwortet. Einstimmig fiel am Ende der Beschluss, anonyme und teilanonyme Urnenbestattungen zuzulassen und die Friedwiese einzurichten.
Bürgermeister Rüdiger Gerst berichtete in einem weiteren Tagesordnungspunkt über den Anschluss der Abwasseranlage an die Kläranlage Bamberg. Das Pumpwerk befinde sich aktuell im Bau, beim Blick hinein könne man die gewaltigen Dimensionen erkennen. Für den offenen Leitungsbau und den Rohrvortrieb zum Unterqueren der Autobahn A70 seien die Bauleistungen bereits vergeben worden, die Arbeiten sollen im November abgeschlossen sein. Nach Druckprüfungen sei die Inbetriebnahme von Pumpwerk und Druckleitungen voraussichtlich Anfang des neuen Jahres denkbar, so dass dann die gemeindliche Kläranlage abgeschaltet werden könnte.
Die Baustelle für das Pumpwerk in Kemmern.