Als konsequente Fortführung der Klimaallianz zwischen Stadt und Landkreis Bamberg lässt der Kreistag im Moment die Gründung, mögliche Modelle und das Potenzial von Regionalwerken prüfen. Den momentanen Sachstand stellten Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schimdt und Verwaltungsdirektor Georg Ensner in der Gemeinderatssitzung in Kemmern am 23. Februar 2012 vor. Das Thema entpuppte sich als komplex und diskussionswürdig.
Regionalwerke als Chance für den Landkreis?
Die Energiewende, die durch Bund und Freistaat 2011 beschlossen wurde, stellt nun die Kommunen vor neue Herausforderungen. Zunehmende Dezentralisierung der Energiegewinnung erfordert Solidarität untereinander und das Zusammenrücken der Gemeinden der Region. Der Kreistag reagierte und gab im Oktober 2011 dem Landratsamt die Aufgabe, Möglichkeiten zu prüfen, wie die Gewinnung erneuerbarer Energien in den Kommunen und den bestehenden Landflächen verträglich und strukturiert gestaltet werden kann. Dabei soll die Planungshoheit der einzelnen Kommunen nicht beeinträchtigt und eng mit ihnen zusammengearbeitet werden. Die Regionalwerke, wie sie von Verwaltungsdirektor Georg Ensner vorgestellt wurden, sollen beratend zur Seite stehen, Synergieeffekte bündeln und die Wertschöpfung in der Region behalten.
In mehreren Gemeindekonferenzen Anfang Januar wurden die 36 Landkreisgemeinden, respektive die Bürgermeister, über das Projekt informiert. Das positive Feedback aus diesen Sitzungen nahm das Planungsteam zum Anlass, weitere Fragen zur Trägerschaft, Finanzierungsmöglichkeiten und Kooperationen zu prüfen. Die Ergebnisse werden nun in den einzelnen Gemeinden vorgestellt und abgefragt, ob diese sich eine Beteiligung vorstellen können und weitere Planungen gewünscht sind.
Welchen Nutzen haben Regionalwerke für Kemmern?
Bürgermeister Gerst warf die Frage auf, welchen Nutzen und Chancen sich für Kemmern bieten könnten. Die Potenzialanalyse für erneuerbare Energie und damit die Möglichkeit für eigene Projekte sieht aufgrund der örtlichen Gegebenheiten schlecht aus. Für Kemmern käme wohl eher eine Beteiligung an Regionalwerken in Frage, was bislang nur als Option für die Zukunft zur Debatte steht. Pfeff-Schmidt plädierte vor allem für eine Bewusstseinsbildung für Strom aus der Region in den Gemeinden und bei den Bürgern, die sich selbst in die Projekte der Regionalwerke einbringen können sollen und müssen.
Viele wichtige Fragen sind noch ungeklärt
In der anschließenden Diskussion wurde schnell klar, dass viele wichtige Details noch ausstehen. So fragte Günter Schwank (Unabhängiger Bürgerblock UBB), warum eine neue Institution gegründet werden solle und damit Geld für Verwaltung, fachliches Know-how und Personal in die Hand genommen werden müsse, wenn doch Struktur und Wissen etwa bei den Stadtwerken bereits vorhanden sei. Man solle lieber mit spitzem Bleistift als mit Aktionismus an die Sache herangehen. Pfeff-Schmidt entgegnete, dass dies auch ein Punkt in den Gemeinderatskonferenzen gewesen sei, aber aufgrund der Größe des Landkreises und der örtlichen Nähe vieler Gemeinden zu anderen Stadtwerken als den Bambergern ein Regionalwerk mit Bündelungsfunktion und mit Kooperation der einzelnen Stadtwerke erstrebenswerter sei. Die bisherigen Planungen sehen Stadtwerke als Partner der Regionalwerke.
Durch die angestrebte finanzielle Beteiligung von Bürgern an einzelnen Projekten erhöhe sich auch die Identifikation der Bürger mit ihren Regionalwerken. Der Vorteil der Regionalwerke bestehe darin, dass jede Gemeinde nach Bedarf und Potenzial selbst entscheide, welche Projekte zur Gewinnung erneuerbarer Energie sie starten möchte. Die Regionalwerke sollen beratend zur Seite stehen, strukturieren und die einzelnen Projekte bündeln, so dass schlechte Beratung und Verlustprojekte wie das Hackschnitzelwerk in Breitengüßbach der Vergangenheit angehören werden. Allerdings müsse man schnell handeln und reagieren, um die Vorreiterrolle des Landkreises Bamberg weiterauszubauen, Fremdinvestoren zuvorzukommen und auf den Energiezug aufzusteigen und nicht zu verschlafen. Dann könne jede Gemeinde selbst auch verhindern, dass dubiose Investoren uneffektive Projekte in die Landschaft stellen und das Geld der Bürger aus der Region tragen. Bisherige Leuchtturmprojekte wie der Solarpark in Leimershof werden aber wohl nicht mehr in die Regionalwerke eingegliedert werden können, da hier private Investoren schneller waren. Hier zeigen sich auch die Grenzen der Regionalwerke, da sie nicht eingreifen können, wenn Bürger und Gemeinden Baugrund an Investoren verkaufen.
Trotz der vielen Detailfragen zeigten die Kemmerner Gemeinderäte grundsätzlich Interesse an Regionalwerken. Eine finanzielle Beteiligung durch beispielsweise einen Klimaeuro pro Einwohner ist mit einem überschaubaren Risiko verbunden und vertretbar. So stellte der Gemeinderat einstimmig eine mögliche Beteiligung an den Regionalwerken in Aussicht.
Hintergrund: Bereits seit 2008 wurde eine Klimaallianz zwischen Stadt und Landkreis Bamberg gegründet, um bis 2035 den Energieverbrauch der Stadt durch Energie aus dem Landkreis zu decken. Weitere Kooperationen folgten, wie 2011 die Klima- und Energieagentur Bamberg.
Mehr zum Thema Energieautarkie und Klimaallianz Bamberg finden Sie auch in unserem Artikel
„Warum Energie von der Nordsee nach Oberfranken schaffen?“
Weiteres Thema: Neuverlegung durchbricht neuen Teer
Aufgrund schadhafter Leitungen wird im Bereich Schulstraße, Breitengübacherstraße, Gartenstraße eine Neuverlegung von Versorgungsleitungen von E.ON durchgeführt. Vertraglich ist die Gemeinde verpflichtet, dies zu ermöglichen, teilte Bürgermeister Gerst dem Gemeinderat mit. Dabei wird allerdings die Teerdecke der gerade erneuerten Gartenstraße beschädigt und wie üblich nur stückchenweise wieder geteert werden. Die Baumaßnahmen beginnen voraussichtlich im Mai. Ob gleichzeitig eine Glasfaserverlegung möglich ist, wird geprüft.
Lena Thiem, Bild: Johannes Michel