Gemeinde beteiligt sich finanziell – Zukunft des Pfarrheims gesichert

Es war sicher nicht nur für die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte ein Schock: Kemmern ohne Pfarrheim? Mittlerweile wurde verhandelt – und eine Lösung gefunden, wie es weitergehen kann.

Auch wenn es offiziell kein Bürgerhaus ist: Das Pfarrheim in Kemmern erfüllt eine ähnliche Aufgabe. Es dient für Vereine und auch bei privaten Feiern als Örtlichkeit, die Gemeinde nutzt es – und natürlich gibt es auch Angebote der Kirche hier, etwa für Seniorinnen und Senioren. Ende August musste Bürgermeister Rüdiger Gerst in der Kirchweihsitzung des Gemeinderats aber verkünden, dass es Pläne der Kirchenstiftung gebe, das Gebäude zum Ende des Jahres zu schließen. Auch in einer Pfarrversammlung war dies kurz vorher Thema. Hintergrund: Kemmern findet sich in einer neuen Kategorisierung des Erzbistums Bamberg in Priorität B – und das bedeutet: Zuschüsse für den laufenden Betrieb und Bauunterhalt gibt es nicht mehr. Und die Einnahmen, die das Pfarrheim generiert, können das Gebäude nicht tragen.

In den zurückliegenden zwei Monaten wurde nun eine Lösung gefunden, wie Bürgermeister Rüdiger Gerst im Rahmen eines Pressegesprächs erklärte. Die Gemeinde übernimmt künftig das entstehende Defizit, also die Betriebskosten abzüglich der Mieteinnahmen und auch die Bauunterhaltung. Konkret geht es um rund 12.000 Euro pro Jahr. Sowohl der Lösung an sich als auch dem zugrunde liegenden Vertrag habe der Gemeinderat einstimmig zugestimmt. „Wir beziehen uns hier nicht nur auf das Pfarrheim, sondern auf das gesamte Areal, auf dem auch das ehemalige Schwesternhaus liegt“, so Gerst. Für dieses, 1938 gebaut, plane die Kirchenstiftung langfristig eine Vermietung, etwa zu Wohnzwecken. Aktuell steht es leer, nachdem die Dillinger Franziskanerinnen ausgezogen sind.

Pfarrheim weiterhin absolut notwendig

Die Vereinbarung, die für zehn Jahre gelten soll, muss nun noch von der Kirchenstiftung unterzeichnet werden und rechts- beziehungsweise stiftungsaufsichtlich genehmigt werden – im Landratsamt und am Domberg. Nachdem sich die beiden Partner, also Gemeinde und Kirche in Kemmern, einig sind, sollte das an sich aber eine Formsache sein. „Gerade bei der älteren Generation wird das Pfarrheim als absolut notwendig angesehen. Und daher ist in der Bevölkerung in den letzten Wochen erhebliche Unruhe entstanden“, berichtet Gerst zudem. Nun sei eine einvernehmliche Lösung gefunden worden – und das Pfarrheim könne damit wie gewohnt weiterbetrieben werden.

Die Kirchenstiftung ist auf jeden Fall dankbar für die Unterstützung durch die Gemeinde. „Als Pfarrer von Kemmern bedanke ich mich im Namen der Kirchenverwaltung herzlich bei der Gemeinde Kemmern. In einer Zeit, in der es uns unmöglich geworden ist, die Betriebskosten des Pfarrheims zu tragen, hat die Gemeinde zugesagt, diese zukünftig zu übernehmen. Ohne diese Unterstützung wäre eine Schließung zum Jahresende aus Kostengründen leider unausweichlich gewesen. Das Pfarrheim bietet Raum für religiöse, kulturelle und soziale Veranstaltungen, ist seit jeher ein wichtiger Ort für die Gemeinschaft in Kemmern und bleibt nun Dank der Kommune weiterhin allen Generationen erhalten“, erklärt der leitende Pfarrer Philipp Janek.

Direkt vor dem Pfarrheim (im Hintergrund) befindet sich das ehemalige Schwesternhaus, direkt an der Hauptstraße.

Bürgerantrag in Sachen Pfarrheim und Schwesternhaus

Im Gemeinderat am 23. Oktober 2025 war aber noch ein weiterer Punkt wichtig, der sich mit der gleichen Thematik beschäftigt. Gemeinderätin Anne Schmitt hatte in der Gemeinde einen Bürgerantrag eingereicht, den über 100 Bürgerinnen und Bürger unterschrieben hatten. Das notwendige Quorum war damit erreicht, so dass der Gemeinderat die Rechtmäßigkeit des Bürgerantrags einstimmig feststellte. Innerhalb von drei Monaten muss sich das Gremium nun auch inhaltlich damit befassen.

Der Bürgerantrag steht unter der Überschrift „Jetzt die Chance nutzen und ein Reginharda‐Nehmer‐Bürgerzentrum (Arbeitstitel) als neuen lebendigen Treffpunkt in Kemmerns Dorfmitte auf den Weg bringen.“ Die Idee, so Anne Schmitt: „Ich sehe jetzt die Chance, Pfarrheim und Schwesternhaus gemeinsam zu einem Bürgerzentrum für die Dorfgemeinschaft in Kemmern zu entwickeln.“ Der Bürgerantrag fordere als ersten Schritt den Bürgermeister auf, einen Besichtigungstermin des Anwesens mit wichtigen Akteuren zu organisieren. Auch Fördermöglichkeiten sollen durch die Gemeinde geprüft werden. Und dieser Antrag bleibe aktuell, auch wenn der Gemeinderat sich zu einer Übernahme der laufenden Kosten und des Bauunterhalts bereiterklärt habe, so Schmitt. „Es reicht nicht aus, nur den Bestand zu sichern. Eine Gemeinde muss gerade auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten Perspektiven für die Dorfgemeinschaft entwickeln.“

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Langfristig ein städtebauliches Projekt?

„Was im Bürgerantrag gefordert wird sollte meiner Meinung nach selbstverständlich sein: nämlich dass gemeinsam vor Ort erstmal geschaut wird, was denn möglich wäre, wenn man Pfarrheim, Schwesternwohnhaus, Innenhof, Pfarrgarten und Nebengebäude zusammen für die Dorfgemeinschaft entwickelt. Ich hoffe, dass eine Mehrheit im Gemeinderat das auch so sieht“, erklärt Anne Schmitt auf Anfrage weiter. Ein kommunal verwaltetes Bürgerhaus mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten als Treffpunkt für Jung und Alt und mehr Platz für die Bücherei fehle derzeit in Kemmern. 

Bürgermeister Rüdiger Gerst erläuterte dazu, dass Zeitdruck ein schlechter Berater wäre. Erst einmal sei die Sicherung des Weiterbetriebs wichtig gewesen. Zudem solle eine Gemeinde nach dem Subsidiaritätsprinzip keine Aufgaben übernehmen, die durch andere Träger erfüllt werden könnten. Und: „Die Anforderungen an das Schwesternhaus für eine Umnutzung wären hoch, insbesondere in Sachen Barrierefreiheit und Brandschutz. Auch Parkplätze würden sicher Thema“, so Gerst. Sehr wohl stehe er aber dahinter, sich städtebauliche Gedanken zum Areal zu machen, aber mit dem Hintergrund, dass das Anwesen nicht der Gemeinde Kemmern gehört. Bei Anträgen müsse die Gemeinde auch die Verfügung über das Gelände haben. Und wie es aktuell aussieht, ist ein Verkauf erst einmal vom Tisch.

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Ein Kommentar

  1. Sehr erfreulich, dass eine pragmatische Lösung gefunden wurde, um eine weitere Nutzung des Pfarrheims zu ermöglichen! In der Sitzung des Gemeinderates wurde ausgeführt, dass die Vereinbarung über 10 Jahre geschlossen werden soll. Das finde ich sehr lange bzw. zu lange. Hier greife ich die Argumentation des Bürgermeisters auf: Für die Zeit der Vereinbarung wird sich keine Entwicklung ergeben, weil die bestehenden Verhältnisse festgeschrieben sind. Zudem ist der lange Zeitraum auch mit dem Risiko verbunden, dass größere Investitionen bzw. Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich werden. Wäre es nicht eine Überlegung wert, die Vereinbarung über einen deutlich kürzeren Zeitraum zu schließen? Zum Beispiel 3 bis 5 Jahren bieten genügend Zeit, Konzepte für eine langfristige Nutzung beider Gebäude zu entwickeln.

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