In Reckendorf stellt sich Gerhard Pförtsch (CSU) als Bürgermeisterkandidat zur Wahl. Er plädiert für einen neuen Führungsstil, will Reckendorf in der VG Baunach stärken und hat konkrete Vorschläge, wie die Gemeinde noch attraktiver werden könnte. Im Interview mit Nachrichten am Ort schaut er zudem auf die aktuell wichtigsten Projekte.
Seit sechs Jahren ist Manfred Deinlein Bürgermeister in Reckendorf. Wenn Sie ein wenig zurückblicken: War es eine erfolgreiche Zeit für die Gemeinde?
Reckendorf ist eine liebens- und lebenswerte Gemeinde. Wir haben eine gute Infrastruktur, ein reges Vereinsleben. Natürlich möchte ich daran in Zukunft anknüpfen. Jeder hat andere Prioritäten, einen anderen Stil und daher würde ich bestimmt das ein oder andere anders handhaben. Eines wird und muss dabei aber immer im Vordergrund stehen: Nämlich das Wohl der Gemeinde und ihrer Bürger.
Was hat Sie bewogen, sich am 15. März zur Wahl zu stellen?
Ich bin ein Macher und möchte daher gestalten. Das habe ich auch bereits in über 25 Jahren als Bauingenieur getan. Und genau deshalb habe ich mich in den letzten sechs Jahren auch schon im Gemeinderat engagiert. Ich bin aber überzeugt, dass ich noch mehr für Reckendorf tun kann. Ich verfüge über ein entsprechendes Netzwerk. Sei es hier in der Region, in München oder auch Berlin. Meiner Ansicht nach lässt sich noch die ein oder andere Weiche für Reckendorf stellen. Und das möchte ich gerne tun!
Haben Sie schon Erfahrung auf kommunalpolitischer Ebene oder in einem anderen Gremium?
Ich habe jetzt sechs Jahren Erfahrung im Gemeinderat und bin zudem Mitglied im Bau-/ Umweltausschuss und Finanzausschuss.
Reckendorf ist Mitglied in der Verwaltungsgemeinschaft Baunach und in der Baunach-Allianz. Wie wichtig sind solche Partnerschaften für Reckendorf?
Die Verwaltungsgemeinschaft ist ein sehr wichtiger Partner für Reckendorf. Ich bin absolut davon überzeugt. Gleiches gilt für die noch junge Baunach-Allianz. Gemeinsam ist man immer stärker. Und nicht immer muss man das Rad komplett neu erfinden. Manchmal kann man sich vom Nachbarn auch direkt etwas abschauen und von ihm lernen.
Mir ist es wichtig, unsere Position in der VG in den kommenden Jahren weiter zu stärken.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Gemeinde?
Unsere Stärken liegen klar in unseren vielen Vereinen und den zahlreichen Ehrenamtlichen. Bei uns wird Gemeinschaft gelebt und Tradition gepflegt.
Eine weitere Stärke sehe ich in der Einbettung unseres Dorfes in die Natur. Der Lußberg im Westen und der Greinberg im Osten. Unsere toskanisch wirkende Landschaft kann über kurze Wege erkundet werden. Das alles macht Reckendorf auch für den Tourismus attraktiv. Eine gute Verkehrsanbindung haben wir ja. Und dann natürlich die gesamte Infrastruktur wie Schule, Lebensmittelhandel, freies WLAN und Breitband-Internet, wir haben zwei Elektroladesäulen. All das macht uns gerade für junge Familien attraktiv.
Natürlich gibt es immer Dinge, an denen man arbeiten muss. Als Beispiel möchte ich hier die geringe Finanzkraft nennen. Die viel zu niedrigen Gewerbesteuereinnahmen sind sicherlich etwas, was ich mit auf meine Agenda nehmen möchte.
Gerhard Pförtsch
Was wären, sollten Sie die Wahl gewinnen, Ihre „Herzensprojekte“?
Die zu niedrigen Gewerbesteuereinnahmen habe ich ja schon erwähnt. Ganz oben auf meiner Prioritätenliste stehen aber drei Themen, welche ich mir gerne gleich im ersten Jahr vornehmen möchte.
Prio 1: Gesundheit: Wiederherstellung der ärztlichen Versorgung
Prio 2: Umweltschutz: Einstellung der Ausbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftlichen Flächen bei gleichbleibenden Kosten für die Bürgerinnen und Bürger
Prio 3: Infrastruktur: Optimierung Straßenführung Hauptstraße, Bau von zwei Straßenüberquerungen und einen zumindest einseitigen durchgehenden Fußgängerweg, welcher mit Rollator und Kinderwagen passierbar ist.
Die Schulhaussanierung in Baunach wird auch Reckendorf in den kommenden Jahren stark finanziell belasten. Bleibt da genügend Luft zum Atmen, und auch Geld für eigene wichtige Projekte?
Es wird sicherlich nicht leicht werden. Da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist von 2014 bis heute um das vierfache gestiegen, auf 1.000 Euro je Einwohner. Hier gilt ebenfalls ganz schnell anzusetzen.
Das Stolbinger-Areal mitten in Reckendorf soll entwickelt werden. Auch von einem Bierkulturzentrum war schon die Rede. Ein Millionenprojekt. Kann Reckendorf so etwas überhaupt meistern?
Auch das wird sicherlich alles andere als einfach werden. Dennoch sehe ich dem ganzen Projekt zuversichtlich entgegen. Genau da sind eben auch gute Kontakte zur Politik auf Landes- und Bundesebene gefragt, um mit deren Hilfe die entsprechenden Fördertöpfe maximal ausschöpfen zu können. Diese Kontakte pflege ich, seitdem ich mich für Politik interessiere, um genau zu sein seit 1980. Und da dürfen einem im Zweifel auch keine Parteigrenzen im Wege stehen. Fördergelder sind da. Keine Gemeinde bekommt sie aber einfach geschenkt. Da heißt es rackern und zur Not auch Klinken putzen. Ich bin bereit dafür! Denn solche Möglichkeiten dürfen wir uns nicht entgehen lassen.
In vielen Kommunen besteht die Gefahr, dass die Altorte ausbluten und dennoch immer weiter in Neubaugebiete investiert wird, um zusätzliche Einwohner, insbesondere junge Familien, anzulocken. Was meinen Sie zu diesem Thema?
Natürlich brauchen auch wir Bauplätze für Interessierte. Denn Reckendorf darf und soll sogar weiter wachsen. Und günstiges Bauland ist nun einmal gefragt. Aber solange unser neues Baugebiet „Am Knock“ nicht zu 100 Prozent abgeschlossen ist, sehe ich keine Veranlassung, ein neues zu erschließen. Genauso wichtig ist aber auch ein gutes Leerstandmanagement. Unsere Altorte dürfen auf keinen Fall ausbluten. Denn sie sind unser Gesicht.
Welche Bedeutung spielen der historische Ortskern und das Denkmalkonzept für Sie?
Eine wichtige Rolle. Ich weiß wovon ich rede. Schließlich habe ich das Haus vom „Käs Kilian“ nach Denkmalschutzvorgaben im Jahre 2002 saniert.
Die ärztliche Versorgung beschäftigt Reckendorf sehr stark. Was wollen Sie hier tun, um die Situation zu verbessern?
Ich werde jedenfalls nicht eher nachgeben, bis Reckendorf wieder seine ärztliche Grundversorgung hat. Hausärztinnen und Hausärzte sind gerade hier bei uns im ländlichen Raum oftmals die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten und decken eine große Bandbreite an medizinischem Wissen ab. Und gerade die ältere Generation tut sich nun mal schwer, Ärzte in anderen Gemeinden oder Städten aufzusuchen.
Themenblock Straßen und Verkehr: Hier stehen einige Sanierungen aus, auch die Querungshilfe am Ortseingang ist noch nicht in trockenen Tüchern. Wie muss es hier weitergehen?
Vor allem müssen wir Schrittfolgen einhalten, sprich nie den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Bevor man anfängt, ist nach Fördermitteln Ausschau zu halten. Dies war bei der Sanierung des Kirchturms beispielsweise ja nicht der Fall.
Anschließend müssen alle in der Bundesstraße liegenden Versorgungsträger auf Vordermann gebracht werden. Wir denken an Trinkwasser, zum Beispiel Schieber instand setzen, Strom, Telekommunikation, Breitband, Regenwasser und Abwasser. Bei letzteren gilt es, die Kanäle mit der Kamera zu befahren und bei Bedarf zu ertüchtigen. Die Überquerungshilfe am Ortseingang ist ja auch nur das eine. Zudem benötigen wir eine zweite Überquerungshilfe auf Höhe der Lourdeskapelle. Hinzu kommt der auf zumindest einer Seite durchgängige Fußweg, passierbar für Rollatoren und Kinderwägen. Dies erfordert eine Bestandsaufnahme des Istzustandes der kompletten Ortsdurchfahrt, um daraus eine Ausführungsplanung zu generieren.
Bei dieser Maßnahme sollte auch unbedingt an die Reduktion der Lärmemissionen gedacht werden, indem man als Deckschicht einen Flüsterasphalt aufbringt.
Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Ganz konkret: Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?
Ein Bürgermeister sollte über gute soziale und fachlich fundierte Kompetenzen verfügen. Beides bringe ich mit. Ich nehme die Bürgerinnen und Bürger mit Ihren Anliegen ernst. Das bedeutet für mich Wertschätzung meines Gegenübers. Zudem bin ich ein Ansprechpartner auf Augenhöhe, ein Reckendorfer eben.
Als Bauingenieur bin ich es gewohnt Projekte rechtzeitig zum Ziel zu führen, ohne die Wirtschaftlichkeit aus den Augen zu verlieren. Ich möchte kein „Freizeitbürgermeister“ sein. Dieser verantwortungsvolle Posten ist nur mit vollstem Einsatz zu meistern. Ich stehe bereit.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Reckendorf besonders? Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Reckendorf ist meine Heimat. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens hier verbracht. Kindergarten, Grundschule, Ministrant, Fußball in der Jugendmannschaft mit Meistertitel, Haus in der Seitenbachstraße saniert, Haus Im Grund gebaut, Teilnahme am Vereinsleben, Ehrenämter ausgeübt. Reckendorf ist mein Leben. Mir gefällt das, was ich bis jetzt in Reckendorf erleben durfte, die Natur in der näheren Umgebung, die gelebte Gemeinschaft in den unterschiedlichen Vereinen, die gepflegten Traditionen und natürlich die Kirchweih. Wenn ich mich festlegen muss, dann zählen sicherlich der Dorfplatz, der Biergarten, das Wildgehege und der Pavillon zu meinen Lieblingsplätzen.
Gerhard Pförtsch, 1971 geboren, ledig, Bauingenieur, arbeitet als stellvertretender Abteilungsleiter der technischen Abteilung bei IBC Solar in Bad Staffelstein. Dort leitet er Photovoltaik-Großprojekte europa- und weltweit und ist als After-Sales-Manager für die Betreuung von Großprojekten im Gewährleistungszeitraum zuständig. Seit sechs Jahren ist er Gemeinderat in Reckendorf. In seiner Freizeit wandert er gerne, fährt Rad und Ski, beschäftigt sich mit Garten- und Waldarbeit und interessiert sich für Politik.