Drei Monate lang durfte Andreas Scheuerer als Praktikant bei Nachrichten am Ort Redaktionsluft schnuppern. Vielleicht sind Sie ihm ja in dieser Zeit begegnet, bei Konzerten, Stadt- und Gemeinderatssitzungen, Feuerwehrübungen und vielem mehr. In seinem vorerst letzten Beitrag an dieser Stelle blickt er zurück …
Was macht ein gutes Praktikum aus? Hier gibt es wohl verschiedene Ansichten: Während es einigen genügt, für den oft stilisierten Kaffeedienst in großen Firmen zuständig zu sein, um deren Namen später in der Bewerbungsmappe verbuchen zu können, steht für andere der Erfahrungswert, den ein Praktikum schafft, im Vordergrund. Natürlich kommt es darauf an, wo man hin möchte – beruflich, aber auch persönlich. Ein Praktikum bei Nachrichten am Ort gehört, jedenfalls kategorisch betrachtet, zu der erfahrungsbereichernden Sparte der Ansichten.
Eine lokale Onlinezeitung? Wie heißt die? Nachrichten am Ort? Noch nie gehört. Klar, wer nicht gerade die spärlichen Praktikumsplätze bei Süddeutscher, FAZ und Co. ergattert und stattdessen bei einer relativ kleinen Zeitung beginnt, muss in seinem Freundeskreis mit derlei Fragerei rechnen. Eher belächelt als bestaunt vermitteln diese Praktika aber, neben dem wichtigen Handwerkzeug eines Journalisten, ebenso wertvolle Eindrücke der Region, in der man tätig ist, und machen obendrein richtig viel Spaß. So auch das dreimonatige Praktikum in der Redaktion von Nachrichten am Ort, in dem die Berichterstattung ein Allerlei aus Brisant-Lokalem, Musikevents und selbst eingebrachten Themenvorschlägen enthielt und mir dabei den Eindruck vermittelte, gar kein Praktikant, sondern ein vollwertiges Mitglied der Redaktion zu sein.
Drei Monate mit vielen Highlights
Aber von vorne und zu den einzelnen Highlights des Praktikums: Da waren zunächst zahlreiche Musikkonzerte, wie jenes des Heeresmusikkorps Veitshöchheim in Hallstadt, dessen Besuch eine Bereicherung nicht nur für Musikbegeisterte war. Den selben Duktus, wenn auch in einer etwas weniger professionellen und dennoch nicht minder interessanten Form, schlugen die diversen Adventskonzerte, die die Vorweihnachtszeit in den Nachrichten-am-Ort-Gemeinden begleiteten, an. Neben der Musik gab es Themenfelder, die in ihrer subtilen Art weltpolitische Themen ansprachen und deshalb besonders reizvoll waren. Zu jenen zählten diverse Hilfsaktionen für Flüchtlinge, welche in den vergangenen Monaten auch im Norden Bambergs Zuflucht vor Krieg und Verfolgung gefunden haben.
Einer der ersten Termine für Andreas Scheuerer: Ein Konzert in Hallstadt.
Darüber hinaus – und wie jeder weiß – lebt auch der regionale Journalismus von Außerordentlichem, jenem, das einen kaum glauben lässt, derartiges sei „auf dem Land“ nicht möglich. Auch dieses, sich zum Skandal aufschaukelnde Moment, ist in den Nachrichten-am-Ort-Gemeinden präsent. An vorderster Front ist hier wohl der ICE-Streckenausbau anzuführen, der, vom Unmut der Anwohner getragen, seinen skandalträchtigen Charakter durch unzumutbare Baustellenplanung, Lärmschutzmaßnahmen und Streckenverläufe erhielt. Speziell waren dann noch die Vorfälle, die gar nicht vorherzusehen waren, wie der Schuldenfall des SV Hallstadt, der eine routinemäßige Stadtratssitzung platzen ließ. Eine angebliche Querele zwischen Bürgermeister und Verein konnte in diesem Zusammenhang jedoch schnell widerlegt werden. Die Zukunft des SV und seiner Schulden bleibt hingegen ungewiss. Und apropos Schulden: Auch der Fall des ehemaligen Bürgermeisters von Zapfendorf, Matthias Schneiderbanger, der Gelder über die Konten des Ortskulturrings veruntreute, lässt die Berichterstattung nicht ruhen, denn: niemand will dem Ortskulturring vorstehen, obwohl ihn auch keiner aufgeben möchte.
Schließlich bringt einem ein Praktikum in einer regionalen Redaktion vor allem die Region selbst und damit das Leben und die Kultur darin näher – etwas, das im Speziellen für „Zugereiste“ keine einfache, aber doch lohnende Angelegenheit bedeutet. So schaffen Schulmensaeinweihungen, Stadtratssitzungen oder auch Konzerte in den Gemeinden eine Plattform, die ein Kennenlernen der Menschen ermöglicht, ja sogar einfach macht. Artikel, die sich mit altertümlichen Gebäuden, wie die Magdalenenkapelle in Baunach, befassen, bringen einem zudem die kulturelle Geschichte der Umgebung nahe und lassen die Schönheit der Region oftmals erst hierdurch begreifen.
Die Magdalenenkapelle in Baunach hat sich Andreas Scheuerer mal genauer angeschaut.
All jene Erfahrungen, die mir sowohl persönlich als auch beruflich eine neue spannende Welt aufzeigten, wurden mir in dem Praktikum bei Nachrichten am Ort zuteil. Hätte man eine solche in einer Großzeitung auch gemacht? Ich weiß es nicht. Noch nicht. Nächster Halt: Süddeutsche Zeitung.